Gladbeck. 15,9 Prozent der Vollzeit-Beschäftigten im Kreis Recklinghausen verdienen weniger als 2050 Euro brutto im Monat. Auch Gladbecker sind betroffen.
Im Kreis Recklinghausen sind rund 15.800 Vollzeitbeschäftigte selbst nach 45 Arbeitsjahren im Rentenalter von Armut bedroht. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auch in Gladbeck und beruft sich auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung.
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Demnach verdienen 15,9 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Kreis weniger als 2050 Euro brutto im Monat. „Altersarmut ist kein Schreckensszenario in der Zukunft. Die Rente derer, die zum Beispiel jahrzehntelang in einer Bäckerei oder Gaststätten gearbeitet haben, reicht schon heute oft nicht aus. Rentenkürzungen oder Forderungen nach einem späteren Eintrittsalter sind der falsche Weg. Stattdessen muss die Politik die gesetzliche Rente stärken“, findet Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet, mit Blick auf die aktuelle Debatte rund um die Alterssicherung.
Geringverdiener müssen für eine Grundsicherung länger Arbeiten
Das Rentenniveau sei seit dem Jahr 2000 bereits von rund 53 Prozent auf aktuell 48 Prozent gesenkt worden. „Konkret bedeutet das, dass Geringverdiener mit einem Einkommen von weniger als 2050 Euro brutto im Monat statt 42 nun fast 46 Jahre arbeiten müssen, um überhaupt noch die Grundsicherungsschwelle im Alter zu erreichen. Aber vier Jahre länger an der Bäckereitheke, in der Lebensmittelfabrik oder im Schlachthof am Band zu stehen, ist vielen Beschäftigten gesundheitlich gar nicht möglich. Jede Anhebung des Renteneintrittsalters ist somit faktisch eine Rentenkürzung“, unterstreicht Mura.
Die nächste Bundesregierung müsse das Rentenniveau stabilisieren und perspektivisch anheben. Auch deshalb sei es wichtig, dass Arbeitnehmer ihre Stimme bei der Bundestagswahl angäben und sich darüber informierten, was die Rentenkonzepte der Parteien für sie bedeuteten. Unternehmen seien in der Pflicht, prekäre Beschäftigung zurückzufahren und Tarifverträge zu stärken.
Enormer Nachholbedarf besteht in der Gastronomie
Gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe gebe es enormen Nachholbedarf – auch weil viele Firmen aus der Tarifbindung flüchteten. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit verdienten in NRW aktuell rund 41.300 von insgesamt 75.400 Vollzeitbeschäftigten im Gastgewerbe weniger als 60 Prozent des bundesweit mittleren Monatseinkommens von 3427 Euro.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nehme die Zahl der armutsgefährdeten Menschen ab 65 weiter zu. Aktuell sind es 18 Prozent, 2009 waren es noch 14 Prozent. Entscheidend sei, die gesetzliche Rente für die Zukunft zu stärken. Dabei dürften die Generationen nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Am Ende geht es um den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Nach einem langen Berufsleben muss sich jeder darauf verlassen, den Ruhestand in Würde genießen zu können“, so Mura weiter.