Gladbeck. Noch steht nicht fest, wann und wie der Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche in Gladbeck laufen wird. Doch die Denkmalschützer bringen sich in Stellung.
Die Zukunft der Heilig-Kreuz-Kirche in Gladbeck ist noch immer ungewiss: Das Finden einer wirtschaftlich und konzeptionell tragbaren sowie gleichzeitig denkmalschutzgerechten Nachfolgenutzung des über 100 Jahre altes Sakralkirchenbaus in Butendorf gestaltet sich schwieriger als gedacht. Eine Lösung sei bislang nicht gefunden, so Norbert Dahlmann, Projektmanager der Propsteipfarrei St. Lambert. Auch der lang kolportierte Vorschlag eines Therapiezentrums im Innern der Kirche sei nicht mehr als eine Idee. Die Suche nach einer tragbaren Konzeption laufe weiter, so Dahlmann. Gladbecker Denkmalschützer äußern sich unterdessen besorgt.
Immerhin, berichtet Projektmanager Dahlmann, habe eine interne Machbarkeitsstudie ergeben, dass ein Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche im Innern grundsätzlich möglich sei. „Das war der Sinn der Studie, wir haben mit ihr weder eine konkrete Idee, noch einen konkreten Investor oder ein konkretes Vorhaben verbunden.“ Zwar gebe es derzeit mehrere Interessenten, die sich eine Lösung vorstellen könnten, „aber es ist nichts Bestimmtes dabei“. Am kommenden Donnerstag wird sich der Planungsausschuss der Stadt mit dem Thema befassen.
Die Machbarkeitsstudie belegt, dass ein Umbau im Innern möglich ist
Dahlmann: „Wir haben jetzt aber den Beleg, dass wir im gewissen Rahmen die Kirche innen umbauen können.“ Durch das Errichten eines Ständerwerkes und eines Aufzuges sei es prinzipiell möglich, auf drei Ebenen Räumlichkeiten zu schaffen und diese wirtschaftlich zu nutzen. Allerdings gebe es auch da Auflagen der Denkmalschützer, wie etwa ein freier Blick in die Kuppel. „Und von außen darf und wird sowieso nichts passieren.“ Die gute Nachricht: Solange keine Nachfolgenutzung feststehe – und Dahlmann rechnet nicht kurzfristig damit – werde die kirchliche Nutzung weitergehen. „Vorausgesetzt, wir haben noch genügend Priester.“
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Gladbecks Denkmalschützer aus dem Arbeitskreis Stadtbildpflege sind inzwischen allerdings aufgeschreckt. Arbeitskreismitglied Gregor Collet sieht durch die Machbarkeitsstudie „eine konkrete Gefährdung der außerordentlichen Bedeutung von Heilig Kreuz“. Einen Umbau des Kircheninnern sehe die Stadtbildpflege skeptisch: Der würde „den bauhistorisch sowie liturgisch-seelsorgerisch einmalig hochwertigen Innenraum der Kirche für eine wesensfremde, bausubstanziell eher minderwertige Neunutzung verunstalten und damit ruinieren“. Collet hegt auch Bedenken, ob der Denkmalschutz zweifelsfrei nur auf den Außenbereich beschränkt sei.
Der Arbeitskreis Stadtbildpflege schreibt aus Sorge an Bürgermeisterin Weist
Das Denkmal-Ensemble Heilig-Kreuz-Kirche dürfe, so Collet, weder geschäftlichen Interessen geopfert noch aus kurzsichtigen Befürchtungen zeitweiligen Leerstandes durch hastige und nicht gründlich durchdachte Entscheidungen gefährdet werden“. Der Arbeitskreis sehe neben der katholischen Propsteipfarrei als Eigentümerin des Sakralbaus auch die Stadt Gladbeck in der Pflicht, auf eine denkmalverträgliche wie wirtschaftlich tragfähige Neunutzung für das Kirchen-Ensemble hinzuwirken, wie Collet in einem Brief an Bürgermeisterin Bettina Weist schreibt.
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Der Architekt und Denkmalschützer Stephan Müller zeigt sich ebenso aufgeschreckt, ist über Pläne eines Umbaus im Innern „entsetzt“. Solche Pläne würden das „herausragend wertvolle Baudenkmal“ und dessen vielfältiges Nutzungspotenzial auf „die wirtschaftlichen Interessen und die funktionsbezogene Sicht eines privaten Investors reduzieren“. Müller schlägt vor, in dem Gebäudeensemble ein multifunktionales Kulturzentrum zu errichten, das auch das enge und nicht mehr zeitgemäße Museum der Stadt in Wittringen aufnehmen könnte. Entsprechende Vorschläge hat Müller Bürgermeisterin Weist unterbreitet.
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Stadtverwaltung spricht von einer Prüfung, ob ein Umbau denkmalschutzverträglich ist
In einer ersten Reaktion aus dem Rathaus heißt es, das Ziel einer Machbarkeitsstudie sei es in erster Linie gewesen, eine denkmalverträgliche Umnutzung zu entwickeln. Es handele sich nicht um einen konkreten Bauantrag der Propsteipfarrei. Den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie sei aus denkmalpflegerischer Sicht im Grundsatz zugestimmt worden, eine weitere Abstimmung unter Aktualisierung der Pläne müsste aber noch erfolgen.
Lamberti-Projektmanager Dahlmann, der im Planungsausschuss den Stand der Dinge erläutern wird, hat unterdessen die Gladbecker Denkmalschützer zu einem Gespräch eingeladen.
Rückbau der Stadtkirche
Der Butendorfer Heilig-Kreuz-Kirche, 1914 eingeweiht, gehört seit 2015 zu den Gotteshäusern in der Stadt, auf die die katholische Stadtkirche verzichten will und wird. Verankert ist dies im Pfarreientwicklungsplan, eine Art Fahrplan zur Restrukturierung der kirchlichen Strukturen in der Stadt.
Aufgegeben werden auch die Kirchen St. Johannes, Herz Jesu und St. Franziskus. St. Pius ist schon länger verkauft, St. Elisabeth erst seit einem Jahr. Christus König ist durch die Trägerschaft eines Fördervereins ein Sonderfall. St. Lamberti als Mutterkirche sowie St. Josef und St. Marien sollen erhalten bleiben.