Gladbeck. Die Stadt Gladbeck will vor Gericht für den verkaufsoffenen Sonntag am 5. September argumentieren. Es gibt gibt aber auch bereits einen Plan B.
Mit Unverständnis reagieren Einzelhändler und Stadt Gladbeck auf die Klage der Gewerkschaft Verdi gegen den zum „Appeltatenfest light“ geplanten verkaufsoffenen Sonntag. „Wir finden das Vorgehen schade und hoffen natürlich, dass unsere Argumente für die Durchführung des Sonntagangebotes vor Gericht Gehör finden werden“, erklärt auf Anfrage Rathaussprecherin Christiane Schmidt. Doch wie groß ist die Chance, den zusätzlichen Shopping-Tag am 5. September doch noch zu retten?
Es geht lediglich um einen verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr in Gladbeck
„Wir reden von lediglich einem verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr in Gladbeck“, so Christiane Schmidt weiter. Dass die Gewerkschaft sich so dagegen sperrt, sei nicht nachzuvollziehen. Und die Rathaussprecherin denkt noch weiter. Schließlich sei es durchaus denkbar, dass die Pandemie-Phase noch sehr lange anhalten werde. Das bedeute dann auch, dass Stadtfeste mit tausenden Besuchern noch lange nicht durchführbar sein werden – „und somit auch keine verkaufsoffenen Sonntage!“. Das könne nicht sein.
Anders als die klagende Gewerkschaft, ist man bei der Stadtverwaltung zudem durchaus der Meinung, dass die rechtlichen Anforderungen zur Durchführung der Sonderverkaufsaktion am 5. September sehr wohl erfüllt sind. „Wir bespielen die Innenstadt an drei Tagen mit verschiedenen Programmpunkten, und da sind durchaus auch größere Veranstaltungen dabei wie beispielsweise das Open-Air-Kino vor dem Rathaus zur Eröffnung des Appeltatenfestes“, so Schmidt. Der Stadtfestcharakter sei also durchaus gegeben – so, wie es unter Pandemiebedingungen eben möglich ist. Der Planungsaufwand für dieses Fest sei immens, vor allem auch wegen des aufwendigen Hygienekonzeptes, das einen sicheren Ablauf trotz Corona ermöglichen soll.
Dass die Gladbecker Einzelhändler durch die Gewerkschaftsklage nun in eine so schwierige Situation gebracht werden, bedauert die Rathaussprecherin sehr. Eine Stunde lang habe Bürgermeisterin Weist vergangene Woche telefonisch mit einem Gewerkschaftsvertreter Argumente ausgetauscht und die Sichtweise der Verwaltung erläutert, was den verkaufsoffenen Sonntag angehe. Ohne Erfolg. Nun müsse man die Entscheidung des Gerichts abwarten.
Die Menschen wollen wieder das Shopping- und Kulturerlebnis
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Georg Hahne kann die Argumentation der Gewerkschaft absolut nicht nachvollziehen. „Alles, was mir spontan dazu einfällt, ist absolut nicht zitierfähig“, ärgert sich der Vorsitzende des Gladbecker Einzelhandelsverbandes. Natürlich rette ein verkaufsoffener Sonntag kein Geschäft, das durch die Pandemie in finanzielle Schieflage geraten sei. So eine besondere Aktion haben vielmehr psychologisch eine besondere Bedeutung: „Es geht um das Erlebnis, die Möglichkeit, endlich wieder andere Menschen zu treffen, Kultur und Shoppen zu genießen. Darauf haben die Menschen nun schließlich lange genug verzichten müssen!“ Das habe auch die Veranstaltung „Umsonst & Draußen“ vor kurzem deutlich gezeigt.
Gleichzeitig, so der Einzelhändler weiter, seien solche Sonderverkaufsaktionen die Möglichkeit für den lokalen Handel, gegen den Onlinehandel zu punkten. „Den Service, das Verkaufsgespräch und die besondere Atmosphäre – das alles kann das Netz nämlich nicht bieten.“ Dass auch coronabedingte „Appeltatenfest light“ als Fest angesehen werden kann, das einen Verkauf am Sonntag rechtfertigt, steht für Hahne fest. „Man kann die Frequenz bei diesem Fest nicht mit der vor der Pandemie vergleichen. Das gilt übrigens auch für den ganz normalen Einkaufstag.“
In Bottrop verzichtet man auf den verkaufsoffenen Sonntag – die Stadt Gladbeck will vor Gericht argumentieren
Georg Hahne begrüßt ausdrücklich die Absicht der Stadtverwaltung, die Durchführung des verkaufsoffenen Sonntags vor Gericht begründen zu wollen. „In Bottrop passiert das nicht. Da will man auf den verkaufsoffenen Sonntag verzichten.“ Für Gladbeck sieht der Chef des Einzelhandelsverbandes den 5. September deshalb noch nicht als verloren an. Schließlich könne das Gericht ja auch den Argumenten der Stadtverwaltung folgen.
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Am Montag wird sich auch der Runde Tisch Innenstadt mit dem Thema beschäftigen. Dann, so Rathaussprecherin Christiane Schmidt, soll vorsichtshalber aber auch über eine Alternative zum verkaufsoffenen Sonntag beim Appeltatenfest nachgedacht werden. Möglich wäre nämlich, die Geschäfte stattdessen am Appeltaten-Samstag abends länger geöffnet zu lassen. Bei den Einzelhändlern, sagt Georg Hahne, gebe es Zustimmung für diese Alternative. Auch, wenn alle natürlich viel glücklicher mit einem verkaufsoffenen Sonntag wären.
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