Gladbeck. Grundschulen in Gladbeck nutzen die finanzielle Unterstützung des Landes für ein Lern-Projekt. So sollen die Corona-Folgen abgefedert werden.

Die Folgen von Corona für Schülerinnen und Schüler abzufedern, die beim Lockdown nicht so gut Zuhause lernen konnten, das ist das Ziel des Förderprogrammes des Landes „Extra-Zeit zum Lernen“. In Gladbeck werden zunächst besonders die Kinder in den Fokus genommen, die erst in den Lebensabschnitt Schule starten, die neuen i-Dötze, die teils den Kindergarten zur Schulvorbereitung nicht besuchen konnten. An der Wilhelmschule lief diese Woche beispielsweise ein Projekt, das Spielen, Spaß und Lernen mit einer Zirkusmanege und dem Schülerpult fröhlich verbindet.

+++ Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Gladbeck. +++

„Für mich war ganz wichtig, mit dem Projekt mehr Chancengleichheit für unsere neuen Schulkinder zu schaffen; denn auf den Anfang kommt es an“, sagt die kommissarische Schulleiterin der Wilhelmschule, Hendrike Satow. Es sei bewiesen: „Je besser der Schulstart gelingt, desto motivierter sind die Kinder für die weitere Schullaufbahn.“ Das habe den Effekt, dass bei guten Ergebnissen der Wechsel in weiterführende Schulen mit höheren Bildungsabschlüssen wahrscheinlicher werde. Sie freue sich, dass ihr Team ein tolles Extra-Zeit-Konzept erarbeitet habe.

Ein Konzept, um das spielerische Lernen zu ermöglichen

Schwingübungen „auf und ab wie ein Vogel fliegt“, erklärt Almina bei der Extra-Zeit zum Lernen für die neuen i-Dötze an der Wilhelmschule in Gladbeck.
Schwingübungen „auf und ab wie ein Vogel fliegt“, erklärt Almina bei der Extra-Zeit zum Lernen für die neuen i-Dötze an der Wilhelmschule in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Darunter Schulsozialarbeiterin Bianca Koepernik, die das Konzept von Spielen und Lernen erklärt. „Wir wollten die Kindern nicht nur auf den Schulunterricht mit Übungen für erste Buchstaben oder in Richtung Zahlenverständnis vorbereiten, so wie man es von einem Vorschulkindergarten kennt, sondern auch das Kennenlernen fördern und soziale Kompetenzen stärken. Letzteres, indem die Kinder lernen sich in eine Gruppe zu integrieren, mit der sie zusammen etwas erarbeiten und dabei auch mal erfahren, warten und selbst zurückstecken zu können.“ Dazu habe man das Team vom Zirkus Pompitz mit einem schon erprobten pädagogischem Konzept ins Boot geholt. Schön sei es auch für die neuen Schulkinder, „dass sie mit Extra-Zeit die Chance haben, die Wilhelmschule ohne den sonstigen Alltags-Rummel kennenzulernen“.

Das gefällt Nikola (6), der im sonnigen Lernbereich auf dem Pausenhof an einem Tisch arbeitet. „Schule ist besser als Kindergarten, viel leiser“. Aber nicht mehr lange, sollte man ihm sagen, da ja bald alle Grundschulkinder in der Pause auf dem Schulhof toben werden. Jedenfalls genießt nebenan auch Almina die Ruhe, um hochkonzentriert mit ihrem Bleistift über das Papier zu fahren. „Ich mache Schwingübungen, auf und ab wie ein Vogel fliegt“, erklärt die Sechsjährige. Der Corona-Lockdown hat ihr gar nicht gefallen „Es war doof, die anderen Kinder nicht sehen zu können.“

Klassenzimmer wurden in kleine Zirkusmanegen verwandelt

Auch interessant

Die Jungen und Mädchen seien offenbar so froh, wieder mit gleichaltrigen zusammen zu sein, dass die Gruppenarbeit im Zirkus Pompitz problemloser klappt, als angenommen. „Es macht Riesenspaß und die Kinder haben gar keine Probleme, Regeln einzuhalten und im Team miteinander zu arbeiten“, berichtet begeistert Zirkus-Clown „Koepi“. Auch der Klassenraum der 2B wurde von den Gauklern umfunktioniert, die Pulte an den Rand geschoben, dann deckenhoch mit bunten Tüchern abgedeckt und an einer Seite mit Aufstellern eine Manege abgetrennt, so dass wirklich der Eindruck entsteht, in einem kleinen Zirkuszelt zu stehen. Koepi, ausgebildeter Sozialarbeiter, lässt die begeisterten kleinen Artisten der Wilhelmschule gerade mit bunten Tüchern jonglieren, coronakonform mit Sicherheitsabstand. Gemeinsame Gruppenartistik fällt flach. „Aber wir haben auch zusammen Zauberei gemacht“, verrät Safiya (6).

Die künftige Klassenlehrerin der 1B, Lena Eisner, findet es „total toll“, dass die neuen i-Dötze vor dem Schulstart Gelegenheit haben, sich spielerisch kennen zu lernen. Die Extra-Zeit biete ihr als Pädagogin auch Vorteile, da sie ja durch die coronabedingt weggefallene Schuleingangsuntersuchung auf keine Ergebnisse zurückgreifen könne. Sie habe jetzt aber Gelegenheit, die 27 Kinder zu beobachten, und dabei festzustellen, „wo offensichtlich Förderbedarfe bestehen“. Und sie lerne so auch die unterschiedlichen Charaktere der Kinder kennen. Es sei gut, zu wissen, „wer schon mutiger und selbstsicherer ist, oder welchem Kind ich voraussichtlich etwas mehr unterstützend beim Lernen zusprechen muss.“

Große Zirkus-Vorstellung zum Abschluss der Projektwoche

Aber zurück zur Extra-Zeit. Das Projekt an der Wilhelmschule endete mit einer großen Vorstellung am Freitag für alle Beteiligten. Die Eltern konnten coronabedingt leider nicht dabei sein. Aber die Nachwuchs-Artisten werden Zuhause bestimmt jede Menge zu erzählen haben – und zeigen, was sie vor dem Schulstart schon alles gelernt haben.