Gladbeck. Industriedenkmalpfleger wollen die Maschinenhalle Zweckel zum Welterbe anmelden. Diese weiteren Vorschläge für Gladbeck gibt es außerdem.

Die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck soll Unesco-Welterbe werden – zumindest steht sie gemeinsam mit den beiden erhaltenen Fördertürmen der einstigen Zeche Zweckel auf einer entsprechenden Liste der Stiftung Industriedenkmalpflege. Die will gemeinsam mit regionalen Partnern an Hand einer großen Zahl herausragender Beispiele aus dem industriell-historischen Nachlass des Reviers für eine „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ werben und sie zum Welterbe erklären lassen. So sind die Reaktionen aus Gladbeck.

Stadtverwaltung und Rat in Gladbeck äußern sich nicht nur mit Blick auf die Maschinenhalle positiv und gaben grundsätzlich grünes Licht. Aus Sicht der Verwaltung wird im Welterbe-Projekt „eine Chance zur Bewahrung der identitätsstiftenden Industriekulturlandschaft des Ruhrgebietes gesehen“. Gleichzeitig erhoffe man sich ein positives Image für die Region und damit verbunden auch ein Potenzial für den Tourismus, so Bürgermeisterin Bettina Weist. Der Rat hat noch vor der Sommerpause entschieden, den Welterbe-Antrag zu unterstützen. Allerdings wurde darauf hingewiesen, dass das Welterbe-Projekt eine dynamische und zeitgemäße Stadtentwicklung, insbesondere in angrenzenden Bereichen der Objekte, nicht beeinträchtigen dürfe.

Auch zwei historische Bahnlinien durch Gladbeck sollen Welterbe werden

Die Maschinenhalle Zweckel wird gern als einer der Aufführungsorte der Ruhrtriennale genutzt. Auch in diesem August wieder.
Die Maschinenhalle Zweckel wird gern als einer der Aufführungsorte der Ruhrtriennale genutzt. Auch in diesem August wieder. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Neben dem Ensemble der Industriekultur in Zweckel gibt es zwei weitere „Erbschaften“ jener Zeit, die die Initiatoren auf Gladbecker Gebiet in die Welterbe-Liste aufnehmen lassen wollen: Die Zechenbahn Hibernia und die Hamm-Osterfelder-Bahnlinie. Auch sie, wie Kanäle und Flüsse, seien Zeugnisse der Industrielandschaft, mit deren Hilfe das architektonisch-industrielle Ensemble des Ruhrgebietes wie ein Skelett miteinander verbunden wurde und die vorherige Landschaft radikal umgestaltete, so die Welterbeprojekt-Managerinnen Ursula Mehrfeld und Dr. Marita Pfeiffer von der Industriedenkmalpflege.

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Der Welterbe-Status solle dokumentieren und würdigen, dass das Ruhrgebiet zwischen 1850 und 1960 die größte Region für die Förderung von Kohle und die Produktion von Koks in Kontinentaleuropa und ab 1900 der größte Stahlproduzent in ganz Europa war. In jener Zeit habe sich das Gebiet zwischen Ruhr und Lippe zu einer der dichtesten und bedeutendsten Industrieregionen der Welt entwickelt.

132 Standorte im Ruhrgebiet gehören zur Welterbe-Liste

Bis es zu einer möglichen Aufnahme ins „Welterbe“ kommt, ist es allerdings noch ein langer Weg. Derzeit wird die Liste der Industriedenkmalpfleger in allen betroffenen Kommunen beraten, es gibt auch Ablehnungen wie etwa in Bochum, Essen oder Gelsenkirchen. Diese Liste der Welterbe-Initiative benennt als Zeugnisse jener Zeit 132 Standorte im gesamten Revier – vom Gasometer in Oberhausen bis zur Jahrhunderthalle in Bochum.

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Auf 91 Seiten hat die Stiftung den entsprechenden Antrag zur „Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ formuliert. Bis 2023 sollen die Vorschläge abschließend beraten werden, 2024/2025 ein entsprechender Beschluss der Ministerpräsidenten-Konferenz erfolgen, mit dem dann der Antrag bei der UNESCO gestellt werden kann.

Der Gladbecker Stadtrat hat noch weitere Vorschläge fürs Welterbe

Das heutige Musikschulgebäude am Bernskamp wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Berginspektion 2 errichtet. Von hier aus wurden die Zechen Möller und Rheinbaben verwaltet.
Das heutige Musikschulgebäude am Bernskamp wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Berginspektion 2 errichtet. Von hier aus wurden die Zechen Möller und Rheinbaben verwaltet. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Der Gladbeck Rat regte in seinem positiven Votum an, ergänzend weitere „Elemente“ aus Gladbeck in das Welterbe-Projekt aufzunehmen. Besondere Zeugnisse der Bergbaugeschichte seien die Zechensiedlungen Zweckel und Brauck A (die den Gartenstadtcharakter der damaligen Architektur belegten), aber auch die ehemalige Berginspektion 2 (heute Musikschule) mit der zugehörigen Villensiedlung am Bernskamp. Ebenso wünscht sich die Stadt die Aufnahme der Haldenwelten in Brauck in die Liste, so Planungsamtsleiter Karsten Fuchte.

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Die Halden spiegelten ebenso die 100-jährige Bergbauhistorie wider. Immerhin gebe es hier auf kompaktem Raum alle Schütttypen von Halden, und mit der Mottbruchhalde verfüge Gladbeck über die einzige Halde im Revier, die grundsätzlich nach einem künstlerischen Gesamtkonzept geschüttet wurde, demnach der „Land Art“ zugerechnet werden könne. Nicht zuletzt verweist die Stadt auf Wittringen als ein Beispiel der in den 20er Jahren entstandenen „Volkserholungsstätten“ für Bergarbeiter und ihre Familien.

Die Maschinenhalle Zweckel wurde 1909 im Stil eines Repräsentationsbaus errichtet

Ein Förderturm der Zeche Zweckel gehört zum Ensemble der Maschinenhalle und soll auch Teil des Welterbes der Unesco in Gladbeck werden.
Ein Förderturm der Zeche Zweckel gehört zum Ensemble der Maschinenhalle und soll auch Teil des Welterbes der Unesco in Gladbeck werden. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Maschinenhalle Zweckel wurde 1909 im Auftrag des königlich-preußischen Staates nach dem Vorbild aristokratischer Repräsentationsbauten errichtet. Im Innern verbarg sich das Herz der Zeche Zweckel: ein gigantischer Maschinenpark zur Druckluft- und Stromerzeugung, damals auf dem modernsten Stand der Technik.

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Das Interieur im Jugendstil lässt den Besucher eher an einen Ballsaal als an eine Stätte der Arbeit denken. Mit dem Ende der Zeche Zweckel 1963 hatte die Maschinenhalle ausgedient. Seit 1997 ist sie ein Standort der Stiftung Industriedenkmalpflege. Sie wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt, u.a. ist sie einer der prominenten Spielorte der Ruhrtriennale.

Die Hamm-Osterfelder Bahn wurde am 1. Mai 1905 eröffnet

Die Hamm–Osterfelder Bahn ist rund 77 Kilometer lang und wurde zunächst eingleisig am 1. Mai 1905 eröffnet. Sie war zunächst vor allem eine Direktverbindung der beiden großen Rangierbahnhöfe Hamm und Oberhausen-Osterfeld, sie diente aber auch dem Anschluss neuer Steinkohlezechen an das Eisenbahnnetz.

Die Zechenbahn Hibernia, ihre Anfänge reichen in die Zeit um 1900 zurück, war das Rückgrat eines wegweisenden Zechenbahn-Verbundsystems im nördlichen Revier mit Anschluss an die Hamm-Osterfelder Bahn. Betrieben wurde sie von der 1913 gegründeten Zechen-und Hafenbahnverwaltung mit Sitz in Gladbeck.