Gladbeck. Ob Maschinenhalle, Musikschulhaus oder das alte Postamtsgebäude:Die historischen Häuser sind „Hingucker“ und werden auf vielfältige Weise nue genutzt.
Sie sind allesamt Schmuckstücke in Gladbeck, architektonische Hingucker, die das Stadtbild mitprägen, manchmal sogar magische Orte: Alt-ehrwürdige Gebäude, die den Grund ihrer Errichtung lange überlebt haben und heute einen anderen Zweck im Stadtalltag erfüllen.
Manchmal wurden sie wie die Maschinenhalle in Zweckel aus rein technisch-funktionalen Gründen gebaut. Niemand konnte damals ahnen, wie sehr diese beeindruckende Architektur noch Generationen später die Menschen in ihren Bann ziehen würde. Gerade die Maschinenhalle, nicht umsonst als „Schloss der Arbeit“ gefeiert, beweist auch, wie nachhaltig seinerzeit gebaut wurde – im Gegensatz zu vielen Leichtgewichten von Gebäuden heutzutage. Allzugern wird die Maschinenhalle heute gern und zu Recht als Kulisse für Events jeglicher Art genutzt.
Die Maschinenhalle ist ein Beispiel, wie sehr der Bergbau das Bild der Stadt prägte und auch heute noch dominiert. Neben den funktionalen Baugründen trieben den Bergbau damals aber auch Prestigegründe an, besondere architektonische Ausrufezeichen zu setzen: Ein schönes Beispiel, dass auch damals schon gern geklotzt wurde, ist die Königlich-preußische Berginspektion am Bernskamp, die seit mehr als 30 Jahren die Zentrale der Musikschule beherbergt und gottlob – wie die Maschinenhalle – den Abrisswahn der 70er Jahre überlebte. Auch der Prachtbau am Bernskamp erzählt von der Wertigkeit, mit der einst in Steine investiert wurde.
Eine aufstrebende Gemeinde wie die junge Bergbaustadt Gladbeck investierte auch in öffentliche Gebäude: Das Ensemble am Jovyplatz ist dafür auch über die Gemeindegrenzen hinweg ein Beispiel für Stadtentwicklung gewesen. Während das einstige Kaiser-Wilhelm-Bad verschwand, stehen Finanz- und Polizeiamtsgebäude noch heute. Die Finanzverwaltung, die nach Marl umzog, hinterließ ein typisches Amtsgebäude der 20er Jahre, von dem niemand glauben wollte, dass es eine Nachfolgenutzung erleben würde. Das angestaubte Beamtenimage des Haues wurde inzwischen von einem neuen Start-up-Zeitgeist vertrieben. Junge Firmen brüten hier über Ideen, inzwischen hält sich diese als „Kreativ-Amt“ bezeichnete Ansammlung von jungen Firmen unter einem Dach schon seit einigen Jahren.
Bauhistorische Zeugen alter Zeiten sind auch die einstigen Bauernhöfe Nie und Vöing, oft jahrhundertelange Begleiter der Gemeinde. Seit langem schon werden sie mit neuem Leben gefüllt – auf dass sie noch lange Gladbeck begleiten. Am Kotten Nie ist immer ‘was los: Das altehrwürdige Haus an der Bülser Straße ist ein Zeuge der bäuerlichen Vergangenheit Gladbecks, 1574 wurde er erstmals erwähnt. Seit den 1930er Jahren gehört er der Stadt, wurde ab 1984 restauriert. Jetzt ist er ein beliebter „Freizeithof“ mit einem vielfältigen, auch kreativen Angebot. Auch der Vöinghof ist ein historischer Ort in neuer Nutzung: Das Berufsförderungswerk Vöinghof ist eine Bildungsstätte, in der seit 1985 erfolgreich Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Jugendliche, vor allem im Garten- und Landschaftsbau, angeboten werden. Der Vöinghof an der Hornstraße ist ein Zeuge des alten, bäuerlichen Gladbecks.
Die evangelische Rentforter Kirche ist das jüngste Beispiel einer Neunutzung: Erst vor wenigen Wochen fand der letzte Gottesdienst in den Gemäuern an der Josefstraße statt. Das Kirchengebäude, vor 80 Jahren erbaut, hat der Unternehmer Martin Schmidt gekauft. Es wird künftig ausschließlich für Konzerte, Ausstellungen und andere künstlerische Veranstaltungen genutzt. Das alte Polizeigebäude am Jovyplatz, 1922 erbaut, wird übrigens eit der Strukturreform der Kreispolizeibehörde 2007 anders genutzt. Polizeilich steht das Haus „nur noch“ zum Teil der Polizeiverwaltung zur Verfügung.. Einige Teile werden nun von einem Dienstleister ganz anderer Art genutzt: Das Fachseminar für Altenpflege AlFa hat hier seine Räumlichkeiten gefunden.
Im Musikschulhaus, der einsitgenstaatlichen „Königlich-preußischen Berginspektion“, gingen einest die hohen Herren ein und aus, konferierten und hielten Hof. Und trafen als Staatsbeamte wichtige Entscheidungen für die Bergwerke Möller und Rheinbaben, die von hier aus geleitet wurden. Das prachtvolle Gebäude am Bernskamp wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Nach dem Zechensterben war das Gebäude lange ungenutzt, ehe es 1984 von der Stadt Gladbeck übernommen wurde und zum neuen Musikschulhaus umgebaut wurde. Seit 1992 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Und seit diesem Jahr heißt es „Günter-Waleczek-Haus“ in Erinnerung an den im vergangenen Jahr verstorbenen Günter Walczek, dem Gründer und langjährigen Leiter der Musikschule.
Umfangreich und vielfältig sind die Angebote der Musikschule, mit der sie auch das alt-ehrwürdige Gebäude am Bernskamp mit Leben füllt. Ob es vorsichtige Musiktöne von Anfängern an den Instrumenten sind, ob es kleine Konzerte in der Aula der Musikschule oder erste Tanzschritte junger Ballerinen im Tanzsaal sind. Im 50. Jahr ihres Bestehens besuchen über 2200 Musikschüler die Musikschule und werden von 63 Lehrkräften unterrichtet. Etwa 30 Ensembles, Orchester und Chöre bereichern das kulturelle Leben der Stadt – und werden vom Bernskamp aus geleitet.
Die Maschinenhalee Zweckel, das „Schloss der Arbeit“ an der Frentroper Straße, ist das Herzstück der Zeche Zweckel. Der Ziegelbau wurde 1908 gebaut. Der Außenbau im historistischen Stil, hier bei den Ruhr Games im Juni, erscheint für die Erbauungszeit altertümlich im Vergleich zum Innenraum mit Formen und Ornamenten des Jugendstils. Besonders repräsentativ ist die Gestaltung der Empore, die ursprünglich mit Schalttafeln versehen war. Nur noch wenige technische Anlagen deuten auf den einst großen Maschinenpark hin. Seit 1997 wird die Halle als Eventort genutzt.
Seitdem hat sie sich zweifellos zu einer feinen Adresse in Gladbeck für Veranstaltungen jeglicher Art entwickelt. Ob Eventhalle für junge Leute mit der Partyreihe „selected club“ oder den Abifeten, ob (früher) als Spielstätte fürs Jazzival oder (immer noch) als brillanter Veranstaltungsort für die Ruhrtriennale – das „Schloss der Arbeit“ bietet sich immer wieder aufs Neue als „Location“ an. Zuletzt war sie einer der Dreh- und Angelpunkte der Ruhr Games, seit einiger Zeit schon wird sie von der evangelischen Kirche sogar als Ort zur Taufe genutzt. Anfang des Jahres quartierte sich der WDR dort ein und produzierte eine Livesendung aus dem historischen Gemäuer. Im Oktober startet dort die neue Eventreihe „Clubaffair“ – wenn das die Malocher auf Zeche Zweckel einst geahnt hätten, was in ihrer Werkshalle mal so los sein würden...