Gladbeck. Die Rentforter Zeche wurde ab 1896 abgeteuft. 1901 begann die Förderung. Im gleichen Jahr übernahmen die preußischen Behörden das Sagen auf dem Pütt.

Mit einem Extrablatt feierte die Gladbecker Zeitung am 7. August 1900 die Abteufarbeiten der neuesten Gladbecker Schachtanlage, der späteren Möllerschächte in Rentfort: In 425 Meter Tiefe war man auf Kohle gestoßen. „Da die Entwicklung der Zeche für unsere Gemeinde von eminenter Bedeutung ist, wird dieser Fortschritt von uns mit Freuden begrüßt, Glück auf!“, hieß es in dem Bericht überschwänglich.

Die Geschichte des Bergwerks begann schon in den Jahren 1871 bis 1873, als rund um das damalige Dorf Gladbeck erste Kohlebohrungen – auch beiderseits der Kirchhellener Straße – erfolgreich durchgeführt wurden. Verschiedene Grubenfelder in Rentfort wurden 1876 unter dem Namen „Vereinigte Gladbeck“ konsolidiert (zusammengeführt). Einer der Investoren war der Mülheimer Unternehmer August Thyssen, der Vorsitzender des Grubenvorstandes war und schon ab 1881 damit begann, Anteile an der Gewerkschaft aufzukaufen.

1896 gehörte ihm die Gewerkschaft allein – und im gleichen Jahr begannen auf dem Grund des Bauern Bergermann die Abteufarbeiten von Schacht „Thyssen 1“. Einen Rückschlag erlitten die Schachtbauer ein Jahr später, als es bei einer Teufe von 306 Metern zu einem Wassereinbruch kam und der Schacht absoff, was auch im Zusammenhang mit dem Abteufen eines zweiten Schachtes zu tun hatte.

© Stadtarchiv

Diese Probleme überwanden die Bergbaupioniere aber schnell, nur ein paar Kilometer südwestlich auf Bottroper Gebiet ließ Thyssen sogar zwei weitere Schächte – Professor 3 und 4 – abteufen (die späteren Rheinbaben-Schächte). 1901 gingen die Thyssen-Schächte, ein Jahr später die Professor-Schächte in Betrieb. Schon kurz nach Aufnahme der Förderung verkaufte Thyssen jedoch die Doppelschachtanlage: Er war bei dem Versuch, die Zeche Graf Moltke zu übernehmen, gescheitert und verlor aus diesem Grund auch sein Interesse an den beiden Doppelschachtanlagen in Rentfort und Bottrop.

Der preußische Staat nutzte die Gelegenheit und kaufte Thyssen für 36 Mio Mark die Bergwerke ab – Preußen bemühte sich schon seit 1890, Zechen zu übernehmen. Verwaltet wurde die Rentforter Zeche, die nun „Möller“ nach dem preußischen Handelsminister Theodor von Möller hieß, und ihre Schwesterzeche „Professor“, die nun den Namen des preußischen Finanzministers Georg Freiherr von Rheinbaben trug, von der Königlichen Preußischen Berginspektion 2, die einen fürstlichen Sitz am Bernskamp (heute Musikschule) erhielt.

Die beiden Bergwerke gehörten nach dem Verkauf von Thyssen an den preußischen Staat zur staatlichen Bergwerksgesellschaft Recklinghausen. 1935 wurde sie der ebenfalls staatlichen Bergwerksgesellschaft Hibernia angeschlossen. Erster Leiter der Schwesterschachtanlagen Möller und Rheinbaben wurde Franz von Meer geleitet. In der Nachkriegszeit führte Bergwerksdirektor Dr. Hans Sievers die Zeche.

Kokerei -Arbeiter der Schachtanlage Möller im Jahr 1921.
Kokerei -Arbeiter der Schachtanlage Möller im Jahr 1921. © FUNKE Foto Services

Möller und Rheinbaben entwickelten sich unter staatlicher Führung von Anfang an gut. 1913 waren schon 7137 Männer auf den beiden Bergwerken angelegt, sie förderten bereits über 1,8 Mio Tonnen Kohle. Die Belegschaft sollte noch auf 8421 Mann wachsen(Höchststand 1921).

Schacht Möller 1 war übrigens mit einem Strebengerüst samt Hilfsgerüst für eine Doppelförderung ausgestattet, Schacht 2 hatte nur eine Befahrungsanlage. Mit den Möllerschächten, die Neubergleute aus allen Teilen Deutschlands anlockte, entstanden die Stadtteile Rentfort, Ellinghorst und Schultendorf. Die ersten Bergmannshäuser entstanden an der Kirchhellener Straße, im großen Stil der Bergfiskus an Kamp-, Beck- und Möllerstraße, die Kampkolonie, am Bernskamp, Schultensiedlung und Ellinghorster Siedlung. Schon 1911wurde auf Zeche Möller kräftig investiert: eine Kokerei kam dazu, 1915 wurde genau zwischen Möller und Rheinbaben - in Ellinghorst - ein Wetterschacht niedergebracht.

Das Aus für die Möllerschächte kam im Jahr 1967 

1938 wurde untertägig ein Querschlag zwischen die Schwesterschachtanlagen Möller und Rheinbaben geschlagen. So konnte auch auf Rheinbaben Kohle aus den tiefer liegenden Revieren der Zeche Möller erreicht werden. Die 4. Sohle (seit 1930) lag bei 590 Meter. Vor dem Krieg förderten allein die Möllerschächte 600 000 Tonnen.

Nach der Schicht: Zigarette und Bierchen in den 50er Jahren in der Kaue auf Möller.
Nach der Schicht: Zigarette und Bierchen in den 50er Jahren in der Kaue auf Möller. © FUNKE Foto Services

Den Krieg hatte die Zeche einigermaßen überstanden und lief „bald wieder auf vollen Touren“. Noch vor dem Krieg war die Kokerei stillgelegt worden. Die Investitionen der Hibernia ab 1956 waren mit einem weiteren Rückbau verbunden (u.a. Kesselhaus und Ziegelei). Mehr als 103 Mio DM wurden in den Umbau gesteckt, u.a. gab’s zwei neue Drehstromfördermaschinen. 1958 wurden Möller/Rheinbaben untertägig verbunden, nachdem die 5. Sohle in 850 Meter Teufe in Betrieb ging. 1959 arbeiten auf Rheinbaben und Möller zusammen 4200 Bergleute, 1420 davon auf Möller.

Längst hatte die Mechanisierung in den Revieren begonnen, auch 6500 neue Förderwagen kamen für den Transport auf die Strecken. Die Tagesförderung springt auf 6100 Tonnen schwarzes Gold. Mit dem Anstieg der Produktivität sank 1964 die Zahl der Mitarbeiter auf 3710. Mitte der 60er Jahre waren die Kohlevorräte der 4. Sohle erschöpft, der Abbau konzentrierte sich vollends auf die 5. Sohle. Erste Planungen für eine weitere, die 6. Sohle liefen.

Doch es sollte anders kommen: Im November 1966 fasste die Hibernia den Beschluss, Möller/Rheinbaben zum 1. April 1967 stillzulegen. Jeglicher Protest nutzte nichts.