Gladbeck. . Interessantes über die Maschinenhalle gab es bei der letzten Führung zu hören. Im September hält die Ruhrtriennale Einzug in das denkmalgeschützte Gebäude.
- Aufregende Einblicke in Geschichte und Gegenwart des Industriedenkmals Maschinenhalle
- 1988 wurde das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz gestellt
- Kumpel erreichten die Zeche Zweckel durch einen Tunnel
Erst die Kohle – dann die Kultur. So wäre die mehr als hundertjährige Geschichte der Zeche Zweckel in Gladbeck in zwei Begriffen schnell – aber sicher nur unzureichend – umschrieben. Und dennoch haben beide viel mit dem Industriedenkmal zu tun.
Davon konnte sich die Gruppe überzeugen, die sich am vergangenen Sonntag auf dem Gelände der Maschinenhalle Zweckel an der Frentroper Straße einfand, um an der letzten Führung teilzunehmen, bevor die Ruhrtriennale im September Einzug halten und somit die Kultur für kurze Zeit wieder die Oberhand gewinnen wird. Der Titel der Inszenierung „Dinge, die vorübergehen“ scheint für diese geschichtsträchtige Umgebung programmatisch.
„Elektrische Kraftzentrale“
Jürgen Wagner, ehemaliger „Koker“ der Ruhrkohle AG, wie er sich selber nennt, engagiert sich ehrenamtlich für die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, die hier einen ihrer Standorte hat, und vermittelt sachkundig und nicht ohne Witz Geschichte und Gegenwart des Industriedenkmals Maschinenhalle. Diese Bezeichnung sei viel zu profan für eine „elektrische Kraftzentrale“ wie diese, betont er gleich eingangs der Führung, die unter dem Titel „Königliches unter Strom“ steht.
Anno 1908 wurde die Zeche Zweckel als Doppelschachtanlage des königlich-preußischen Staates abgeteuft, bevor sie im Jahre 1912 in die Förderung ging. Heute sind die beiden Fördergerüste über Schacht 1 und 2 sowie das imposante Gebäude der Maschinenhalle erhalten. 1988 wurde das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt.
Die Gruppe bei dieser Führung ist gemischt: Junge Gladbecker Familien, aber auch Ältere, wie Ruth Hardebusch (82) sind dabei. „Ich möchte meine Kindheitserinnerungen mit dem heutigen Zustand vergleichen“, erzählt sie, die früher in Zweckel gelebt hat. Aus dem Schwarzwald kommen Klaus Müller und seine Frau: „Wir kommen seit 1999 nach Gladbeck, weil unsere Tochter hier lebt. Ich habe mir hier schon viel angeschaut – bin beeindruckt vom Ruhrgebiet insgesamt – die Maschinenhalle fehlte da noch.“
Der Rundgang beginnt am Haupteingang. Jürgen Wagner hat großformatige, laminierte Fotografien mitgebracht, die den ursprünglichen Zustand der Zeche darstellen. Linker Hand habe ein Solebad gestanden, nachdem 1911 bei der Niederbringung von Schacht 2 eine Solequelle angeschlagen worden sei. Die Quelle versiegte erst 1950 – das Bad wurde geschlossen. Vielen Gladbeckern wird die Bushaltestelle an der Frentroper Straße unter dem Namen Solbad Zweckel noch immer ein Begriff sein.
Aber wer weiß schon, dass es unter dem Gelände einen Tunnel gab? „Die Zeche hatte auch diesen Eingang“, erläutert Jürgen Wagner, „und wer aus seiner Siedlung zur Arbeit ging, war schon müde, bevor er ankam, weil er das ganze Areal umrunden musste.“
Die Tunnelstraße verdankt ihren Namen diesem Umstand, denn der Eingang befand sich am heutigen Kreisverkehr mit der Arenbergstraße. „Jeder Bergmann, der aus dem Tunnel herauskam, erblickte unweigerlich die „Tunnelklause“, eine Gaststätte, die natürlich gut zu tun hatte“, erzählt Jürgen Wagner schmunzelnd.