Gladbeck. Im Impfzentrum in Recklinghausen können sich nun Kinder und Jugendliche auch aus Gladbeck gegen Corona impfen lassen. So lief der Auftakt.
Mit einer großen Resonanz am ersten Tag der Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen das Coronavirus hatten die Verantwortlichen im Impfzentrum des Kreises Recklinghausen ja gerechnet. Mit einem solchen Ansturm dann aber doch nicht. Bereits im Vorfeld waren viele Termine vereinbart worden.
Vergangenen Donnerstag hatte das Land entschieden, dass Impfzentren ab sofort Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren impfen dürfen. 200 Termine für diese Altersklasse wurden allein für den Mittwoch im Recklinghausener Impfzentrum ausgemacht, das auch für Gladbecker zuständig ist. Nach drei Stunden die erste Bilanz: 180 Kinder und Jugendliche hatten bislang „eingecheckt“. „Das ist schon ganz ordentlich“, sagt Kreissprecherin Lena Heimers. So ordentlich, dass die zwei eigens dafür eingestellten Kinderärzte den Ansturm gar nicht bewältigen konnten. Denn: Eine Terminvereinbarung ist nicht nötig, und so kamen neben den 200 angemeldeten viele weitere Jungen und Mädchen ab zwölf Jahren ins Impfzentrum am Konrad-Adenauer-Platz.
Jeweils mittwochs und samstags am Nachmittag
Die Impfung der Kinder und Jugendlichen ist – wie die Impfung aller – ohne vorherige Terminvereinbarung mittwochs und samstags, jeweils von 14 bis 18.30 Uhr, möglich. Wer sich dennoch per Termin ankündigen möchte, kann dies tun. Entweder über die KVWL unter 0800/11611702 oder online über www.116117.de sowie über das Portal Terminland des Kreises Recklinghausen. Damit die Impfung möglich ist, müssen alle Sorgeberechtigten ihr Einverständnis geben.
Ins Impfzentrum am Konrad-Adenauer-Platz in Recklinghausen mitgebracht werden sollten der Personalausweis und falls vorhanden Impfpass und die Krankenkassenkarte. Für Menschen ab 16 Jahren ist die Impfung weiterhin ohne Termin montags bis samstags von 8 bis 18.30 Uhr möglich.
Der Beratungsbedarf der Eltern ist größer als gedacht
Auffällig: Viele Eltern und Kinder hatten einen großen Beratungsbedarf. Das Aufklärungsgespräch vor der Spritze ist Pflicht, es dürfen nur Kinder- und Jugendärzte übernehmen. „Der Beratungsbedarf ist ein Stück größer als wir gedacht haben. Es geht um sehr detaillierte Fragen und persönliche Krankheitsgeschichten“, berichtet Lena Heimers. Daher entschied der ärztliche Leiter des Impfzentrums auch, kurzfristig einen weiteren Kinderarzt hinzuzurufen. „Heute ist Mittwoch, viele Praxen sind nachmittags zu, das erhöht die Chance, jemanden zu finden“, so Heimers am Nachmittag. Und tatsächlich kam dann noch Verstärkung. Kommenden Samstag, der neben dem Mittwoch fester Tag der Impfung für Kinder und Jugendliche ist, sollen von vornherein drei Kinderärzte vor Ort sein.
Bereits zum Start um 14 Uhr bildet sich am Mittwoch eine lange Warteschlange vor dem Eingang der kleinen Zeltstadt. Jana ist eine der ersten, die sich einreiht. „Ich möchte einfach den Schutz haben. Zumal ja auch bald die Schule wieder beginnt“, sagt die 15-Jährige. Ihr Kinderarzt impft nicht gegen Corona. Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, habe sie selbst getroffen. Am Mittwoch kommt sie in Begleitung ihres Vaters Christian Lux ins Impfzentrum. „Zuhause hat es keine großen Debatten geben müssen. Meine Frau und ich sind auch geimpft und sind große Befürworter der Impfung“, berichtet er. „Man hat schließlich Vertrauen in die Impfkommission.“
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt zwar Impfungen von Zwölf- bis 15-Jährigen nur bei bestimmten Vorerkrankungen. Es gilt aber auch: Nach ärztlicher Aufklärung und individueller Risikoakzeptanz können grundsätzlich Kinder und Jugendliche in diesen Altersgruppen geimpft werden.
Viele Kinder und Jugendliche haben sich selbst für den Pieks entschieden
Auch Emily hat sich für diese Möglichkeit entschieden. Ihr Vater Sven Kasimir hatte die 15-Jährige zwar auch auf die Warteliste beim Kinderarzt setzen lassen, aber wann die zieht, er weiß es nicht. Daher nutzt die Familie nun die Chance am Impfzentrum. Auch Bruder Luis würde gerne den Pieks bekommen – doch der Zehnjährige muss noch warten. Emily möchte sich nicht nur aus Eigenschutz impfen lassen, sondern auch, um die Oma zu schützen, „die nicht geimpft werden darf“.
Jeremy ist etwas aufgeregt, als er mit seiner Mutter Claudia Beselt auf das Gelände des Impfzentrums kommt. Die Entscheidung, sich die Spritze geben zu lassen, hat er selbst getroffen. Die Tests etwa in Freizeitstätten ist der 15-Jährige leid.