Gladbeck. Das Gladbecker Familienbad hat für die Freiluftsaison geöffnet. Die ersten Besucher freuen sich über einen Schritt zurück in Richtung Normalität.
27,4 Grad misst das Thermometer zum Start der Freibadsaison am Montagmorgen in Gladbeck bei Sonnenschein und noch aufgelockerter Bewölkung. Leider zeigt es nicht die Außentemperatur, die lag bei nur knapp 20 Grad, sondern die Wassertemperatur im beheizten 50-Meter-Becken. Gleichwohl waren es zehn Besucher, die schon vor der Öffnung ab 10 Uhr in der Zugangsschlange vor dem Freibad an der Schützenstraße warteten und sich nach dem Corona-Lockdown auf das Freizeitangebot freuten. Für Fans des großen Sprungturms ist aber nach wie vor noch Daumen drücken angesagt.
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Erste Besucherin um 9.45 Uhr vor dem noch verschlossenen Eingangstor ist Anna Kieslers. „Ich habe mich total gefreut, dass es aufgrund des Inzidenzwertes möglich ist, dass es mit dem Freibadbetrieb losgehen kann“, erzählt die Gladbeckerin. Eigentlich ist sie ja zu zweit da, wie ihre gut sichtbare Schwangerschaft zeigt. „Es wird ein Mädchen“, so die 38-Jährige. Jetzt endlich schwimmen gehen zu können sei prima, denn das habe sie in der Schwangerschaft sehr vermisst. „Es hält ja fit und ist hilfreich bei Wassereinlagerungen.“
Die neuen Dichtungen im 100-Meter-Becken halten
Dass der Wasserspiegel im unbeheizten 100-Meter-Becken angestiegen ist, ist hingegen ein gutes Zeichen dafür, dass die neuen Dichtungsbahnen im Boden halten. „Wir lassen jetzt noch die schadhaften Stellen an der Beckenumrandung ausbessern, indem dort abgekantete Stahlbleche montiert werden, dann kann es für den Badebetrieb freigegeben werden“, so Thomas Spieckenbaum vom Schwimmverein 13, der das Freibad mit viel ehrenamtlichen Engagement trägt. Zum Beispiel mit der tatkräftigen Hilfe von Oliver Schwentorat, der mit Ausdauer und Hochdruckreiniger die verschmutze Oberfläche der Betontribüne reinigt. Seit Anfang der 1960er Jahre, „als das Bad umgebaut worden ist“, sei er schon als Knirps mit seinem Vater regelmäßig hergekommen. Der sei trainierter Kunstspringer gewesen, so dass diesen besonders der Sprungturm begeistert hätte.
Drei-G-Regel für den Freibadbesuch
Um das Freibad an der Schützenstraße 120 betreten zu dürfen, gilt coronabedingt die Drei-G-Regel. Demnach ist der Zutritt allen an einer Coronainfektion Genesenen, den vollständig gegen das Coronavirus Geimpften (14 Tage nach der letzten Impfung) und für negativ Getestete (zertifizierte Teststelle, nicht älter als 48 Stunden) möglich.
Zur Kontrolle und der Regulierung der maximal zulässigen Besucherzahl (aktuell 500) muss vor dem Freibadbesuch ein Online-Ticket über die Homepage des SV 13 gekauft werden. Letzter Einlass ist jeweils eine Stunde vor Ende der Badezeit (Montag bis Sonntag von 10 - 18 Uhr).
In den Gebäuden auf dem Gelände des Freibads Gladbeck sowie im Eingangsbereich besteht die Verpflichtung zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes. Alle Besucher müssen sich an die gegebenen Hygieneregeln und an die Abstandsregel von 1,5 Metern halten. Dies gilt auch in einer möglichen Warteschlange vor dem Bad.
Dieser lockt bis heute Fans des Freiflugs ins kühle Nass auch aus Nachbarstädten ins Gladbecker Freibad. Noch ist aber unklar, wie der Sprungturm freigegeben werden kann. Grund: Die Größe des Springerbeckens entspricht nicht der Euro-Norm. Ebenso die Beton-Plattformen, die eine Stärke von rund 18 Zentimetern haben. Sie entsprechen nicht mehr dem aktuellen Standard, der 24 Zentimeter vorsieht. Ein statisches Gutachten über einen Ingenieur der Stadt Gladbeck klärt, ob die Tragfähigkeit der Konstruktion trotzdem ausreicht.
Ohne Corona-Negativnachweis kein Freibadbesuch
Ausreichend viele Unterlagen hat Anja Krausa in Begleitung ihrer Freundin beim ersten Freibad-Besuch mitgebracht, nämlich: „Die Bestätigung auf dem Handy, dass ich ein Online-Ticket über die Homepage des SV13 gekauft habe und einen aktuellen Corona-Schnelltest, der negativ ist“, zählt die 53-Jährige auf. Für sie sei es im Vorfeld ein Gefühlskarussell mit Hoffen und Bangen gewesen, „ob es mit der Öffnung klappt“, so die seit Jahren beim SV13 aktive Schwimmerin. Bei ihr klappt der Eintritt problemlos, auch bei Zehnerkarten-Besitzer Ulrich Schippenkötter (65), der scherzt, „das mit Terminbuchung und Negativ-Formular ist ja fast wie beim Grenzübertritt mit einem Visa“. Martin Rybarski, der nächste in der Schlange, hat indes Startschwierigkeiten. Auf freundliche Anfrage von Christa Gräflings an der Kasse kann der 58-Jährige keinen Negativtest vorweisen. „Ich dachte, es sei jetzt alles freigegeben“, ist er sichtlich enttäuscht.
Stimmt ja auch, Schwimmvergnügen und Liegewiese sind dank Inzidenz unter 50 freigegeben. Für den Einlass muss allerdings ein Negativtest mitgebracht werden – und Desinfektion beim Eintritt sowie Mundschutz in den Räumlichkeiten des Bades, etwa den Umkleiden, sind vorgeschrieben. Ein freundlicher Tipp weiterer Badegäste hilft weiter: „Drehen Sie doch schnell eine Runde direkt nebenan beim Drive-In-Testcenter auf dem Wasserschloss-Parkplatz, dann haben sie flott ihren kostenlosen Negativtest.“ Das sei ein toller Hinweis freut sich Rybarski, der so mit Verspätung doch noch ins kühle Nass eintauchen kann.
Schwimmmeister setzt auf das Verantwortungsgefühl der Besucher
Dass alle Besucher wohlbehalten wieder auftauchen, darauf achtet in gewohnt sorgfältiger Manier Alexei Pryakin am Beckenrand. Er sei froh, „dass der Betrieb starten konnte“, das sei hoffentlich „ein weiterer Schritt zurück in Richtung Normalität“, so der Schwimmmeister. Klar achte er darauf, „dass der Mundschutz getragen wird“. Aber er setze auch „auf das Verantwortungsgefühl der Besucher“, da er oder weiteres Aufsichtspersonal nicht überall gleichzeitig sein könne. Und er hoffe, indem alle zu mehr Sicherheit beitragen, „dass die Pandemie-Beschränkungen zügig weiter gelockert werden können und es keinen neuen Lockdown geben muss“.