Gladbeck. Falsche Abrechnungen und Hygienemängel: Nicht in allen Schnelltest-Zentren stimmt der Standard. So ist die Situation in Gladbeck und im Kreis.
Zuerst sind sie vor einigen Monaten wie Pilze aus dem Boden geschossen. Und dann quasi über Nacht bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Es geht um Abrechnungsbetrug im großen Stil in einigen Bürger-Testzentren. So ist die Situation aktuell im Kreis Recklinghausen und in Gladbeck.
Hygienemängel, schlecht geschultes Personal und Abrechnungsbetrug
Hygienemängel, schlecht geschultes Personal und mehr Tests auf der Abrechnung als tatsächlich durchgeführt. Im Ruhrgebiet ist es der Bochumer Testzentrenbetreiber Medican, der jetzt mit dieser Betrugsmasche aufgefallen ist. Auch im Kreis Recklinghausen hatte der Wattenscheider Unternehmer eine Teststelle. Die ist aber schon lange Geschichte. „Wir haben das Testzentrum, das in Recklinghausen war, bereits im April geschlossen und ihm dauerhaft die Genehmigung entzogen“, erklärt auf Anfrage Kreissprecherin Lena Heimers. Die Hygienemängel bei Medican seien so gravierend gewesen, dass man sofort handeln musste. Auch bei vier weiteren Teststellen anderer Betreiber im Kreis musste das Gesundheitsamt bereits einschreiten. Heimers: „Sie durften dann aber nach Gesprächen mit den Betreibern wieder öffnen.“
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Seit das Rechercheteam von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung den Fokus auf die lückenhafte Kontrolle beim Abrechnungssystem gelegt hat, sind die Bürgerteststellen auch im Kreis Recklinghausen verstärkt vom Kreisgesundheitsamt kontrolliert worden. „Ja, die Kollegen schauen auf die Testzentren“, bestätigt Heimers. 280 Möglichkeiten, sich kostenlos einem Corona-Schnellest zu unterziehen, gibt es insgesamt im Kreis. „Da können wir natürlich nicht täglich in allen Präsenz zeigen.“ Zudem sei der Kreis eigentlich auch nur für die Genehmigung der Zentren sowie die Überprüfung der Einhaltung der Hygienestandards zuständig. Die Abrechnung hingegen läuft über die Kassenärztliche Vereinigung. „Aber in den vergangenen Tagen haben wir vor Ort dann immer auch auf mögliche Auffälligkeiten bei den Testzahlen geschaut“, so Heimers. Und bislang seien im Kreis keine Betrugsfälle aufgefallen.
TestCov hat zwei Teststellen in Gladbeck - beide erhielten gute Noten vom Kreis
Patrick Schürhoff vom Schnelltestdienstleister TestCov begrüßt es ausdrücklich, dass das Gesundheitsamt nun verstärkt auf die Testzentren schaut. Zwei Standorte – in der Innenstadt und auf dem Festplatz – hat TestCov in Gladbeck, insgesamt sieben sind es im Kreis, 20 bundesweit. „Vom Kreis haben wir für unsere Teststellen nur gute Beurteilungen bekommen“, sagt Schürhoff. Für den Unternehmer ist das wichtig, schließlich ist durch einige schwarze Schafe eine ganze Branche sozusagen unter Generalverdacht geraten. „Wir merken das auch durchaus“, sagt der Dorstener, „nicht bei den Kunden in den Testzentren. Aber in den sozialen Medien, auf vielen lokalen Seiten ist der Ton deutlich rauer geworden.“
Übersicht über alle Schnelltestzentren
Auf der Homepage des Kreises Recklinghausen sind unter „Informationen zum Coronavirus“ auch alle Testzentren für Bügerschnelltests aufgelistet, und zwar für alle kreisangehörigen Städte. Allein für Gladbeck weist die Übersicht 26 Schnelltestzentren aus. Zu finden ist die Auflistung unter kreis-re.de/corona.
Bürger, denen Mängel in einem Testzentrum auffallen, werden gebeten diese Information an den Kreis weiterzugeben, per Mail an gesundheitsamt@kreis-re.de.
Dass es bei den Bürgerteststellen der einzelnen Betreiber durchaus gravierende Unterschiede gibt, weiß Patrick Schürhoff. Das fange schon bei der Schulung der Mitarbeiter an. „Um Schnelltests durchführen zu dürfen, reicht das 30-minütige Online-Seminar der Johanniter. Ob ich beim Schauen aber Nudeln koche oder sonst was mache, interessierte keinen Menschen. Diese Schulungen sind ein Witz.“ TestCov hingegen setze auf medizinisches Personal an allen Teststellen. „Die anderen Mitarbeiter erhalten eine ausführliche Präsenzschulung, die ein Mediziner aus Dorsten für uns durchführt.“ Zudem sei der komplette Testvorgang von der Anmeldung bis zum Testergebnis digitalisiert.
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„Die Zahlen aller Teststellen werden jeden Abend an eine großen Ticketanbieter gemeldet. Das allein erschwert schon den Abrechnungsbetrug“, so Schürhoff. Generell sei das komplette Setup bei TestCov deutlich kostenintensiver als bei anderen Betreibern. Das minimiere zwar den Gewinn, „aber es bleibt natürlich trotzdem noch genügend übrig.“
Teststellen-Betreiber geht nicht von einem geringeren Testaufkommen aus
Die Lockerungen aufgrund der sinkenden 7-Tage-Inzidenz haben an vielen Stellen den Schnelltest überflüssig gemacht. Mit einem grundsätzlich abflauenden Testaufkommen rechnet Patrick Schürhoff aber trotzdem nicht. „Da wird es nur zur einer Verlagerung kommen. Einen Test vorweisen muss man ja beispielsweise ab Mittwoch, wenn man in den Innenbereich eines Restaurants oder ins Fitnessstudio möchte.“ Deshalb sollen auch die beiden Teststellen in Gladbeck weiterhin geöffnet bleiben. In der Innenstadt denke man allerdings über einen anderen Standort nach, da das Testzentrum an der Hochstraße von Anfang an nicht so gut frequentiert war.
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