Gladbeck. Der Wunsch nach der eigenen Immobilie ist groß in der Corona-Krise. So gehen die Geldinstitute in Gladbeck bei der Vergabe von Baukrediten vor.
Die seit über einem Jahr andauernde Corona-Pandemie hat private Häuslebauer in Gladbeck nicht ausgebremst – zu dieser übereinstimmenden Analyse kommen die kommunalen Geldinstitute. Die Nachfrage nach Immobilien und somit nach Immobilienfinanzierungen sei ungebremst und die Vergabe der Kredite, so Stadtsparkasse Gladbeck und Volksbank Ruhr Mitte, erfolge unter den gleichen Prämissen wie vor der Corona-Zeit.
„Die Maßstäbe, nach denen Kunden Baukredite bewilligt bekommen, sind komplett genau so wie vor der Pandemie“, betont Marcus Steiner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. Besondere Prüfungen der Solidität zu Corona-Zeiten gebe es nicht. Auch Volksbank-Chef Dr. Peter Bottermann betont: „Es gibt keine höheren Hürden für eine Kreditzusage, es gelten die gleichen Rahmenbedingungen wie vor Corona.“
Bau-Interessenten aus Corona-geschädigten Branchen halten sich von allein zurück
Allerdings, so Sparkassen-Chef Steiner, spüre sein Institut, dass es von Kunden mit Jobs in wirtschaftlich besonders hart getroffenen Branchen so gut wie keine Nachfrage gebe. „Diese Kunden sind von sich aus sehr vorsichtig, sie können sehr gut selbst einschätzen, was geht und was nicht geht.“ Volksbankdirektor Bottermann untermauert das: „Wir beleuchten die Kunden nicht nach Corona-Branchen, das würde zu weit gehen. Wir haben auch keinen Anlass, da besonders drauf zu gucken.“ Denn die Kunden achteten schon selbst auf ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten.
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Natürlich, betonen beide Bankmanager, werde – wie stets – die Kreditwürdigkeit als solche geprüft – etwa der laufende Arbeitsvertrag, die Einnahmen-/Ausgabenrechnung der Familie, das Veränderungsrisiko bei Verbleib des Hauptverdieners sowie das Eigenkapital und die finanziellen Reserven. Auch zukünftige Renten oder – bei Neubauten – die Baugenehmigung würden geprüft. Steiner: „Da haben wir auch eine gewisse Fürsorgepflicht gegenüber unseren Kunden.“ Es bringe niemanden etwas, wenn etwas finanziert würde, was man sich nicht leisten könne.
Die Sparkasse vergab 2020 für 240 Projekte neue Baukredite über 30 Millionen Euro
Beide Geldhäuser berichten von gleichbleibender Nachfrage nach Krediten während der Corona-Zeit. „Es gibt keine Delle“, so Steiner. Die Sparkasse habe 2020 genau 240 neue Baukredite an private Häuslebauer vergeben mit einem Volumen von 30 Millionen. 2019 seien es zwar 360 Projekte über 37 Millionen gewesen – „aber da gab es größere Bauprojekte in Buer“. Im laufenden Jahr 2021 bewege sich die Kreditvergabe bislang auf gleichem Niveau wie im vergangenen Jahr. Spürbar sei bei den Immobilienkäufen zuletzt, so der Sparkassen-Direktor, „ein Stück weit“ eine Verlagerung von Selbstnutzern hin zu mehr Investoren, die die Häuser oder Wohnungen erwerben und dann vermieten.
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Die Volksbank, die in mehreren Städten am Markt ist, hat im vergangenen Jahr „gute 300“ Projekte mit einem Volumen von 71 Millionen Euro finanziert, so Bottermann. Im laufenden Jahr seien sogar leichte Zuwächse zu verzeichnen, bislang habe man 23 Millionen Euro neue Baukredite vergeben. Auch die Volksbank spürt seit einigen Jahren eine zunehmende Nachfrage von Investoren nach Immobilien.
Die Volksbank steigerte den Verkauf von Immobilien 2020 um fast 30 Prozent
Die Genossenschaftsbank mit Sitz in Buer hat im vergangenen Jahr mit ihrer Immobilientochter, so Bottermann, 311 Bestandsimmobilien vermarktet mit einem Kaufpreisvolumen von 63,8 Millionen Euro, das ist ein Plus von 29,3 Prozent. Bottermann: „Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Liquidität im Markt ist.“ Das Angebot könne seit geraumer Zeit schon nicht die hohe Nachfrage decken. Die Preise für Immobilien seien dadurch deutlich angestiegen. „Corona war nicht unbedingt der Treiber.“
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Sparkassen-Chef Steiner weist darauf hin, dass sein Haus auch mit Dienstleistern, die Kredite vermitteln, zusammenarbeite. „Wir sind im Plattformbereich vertreten, aber haben keine festen Verträge mit Finanzvermittlern.“ Sehr positiv laufe in Zeiten von Corona auch die Baukredit-Beratung über „Skype for Business“. Steiner: „Das kommt bei den Kunden an und funktioniert gut, da die Daten laufend gespeichert werden.“
Baugeld gibt’s ab 0,75 Prozent
Die Sparkasse Gladbeck bietet zur Zeit Baugeld (erstrangig) bei fünfjähriger Bindung für 0,75 bis 0,8 Prozent an, bei zehnjähriger Bindung ab 0,9 Prozent und bei 15-jähriger Bindung für 1,4 Prozent. Die Mindesttilgung sollte bei 2 Prozent liegen.
Ähnlich die Konditionen der Volksbank Ruhr Mitte: Bei fünf Jahren Laufzeit werden 0,8 Prozent berechnet, bei zehn Jahren 0,98 Prozent und bei 15 Jahren 1,4 Prozent. Auch hier beträgt die Mindesttilgung 2 Prozent, die Volksbank rät aber „zu mehr“.