Gladbeck. Täglich infizieren sich Hunderttausende in Indien mit Corona. Die Mitglieder der Gladbecker Indienhilfe schauen voller Sorge auf die Entwicklung.
Die Lage in Indien ist seit Wochen katastrophal. Täglich infizieren sich Hunderttausende neu mit dem Corona-Virus, die Zahl der Toten steigt dramatisch. Menschen ersticken vor überfüllten Krankenhäusern, weil sie keinen Sauerstoff bekommen. Wenn Schwester Jesmy in Gladbeck per Whatsapp Kontakt zu ihren Lieben in Indien aufnimmt, dankt sie Gott, wenn sie hört, dass die betagten Eltern und die fünf Geschwister mit ihren Familien wohlauf sind. Die Ordensschwester aus dem südwestindischen Bundesstaat Kerala lebt seit 1996 in Deutschland, hat in Münster das Examen gemacht und arbeitet als eine von sechs Krankenpflegerinnen aus Indien im St. Barbara-Hospital.
Schwester Jesmy lebt in Gladbeck, sie informiert sich so oft wie möglich über die Situation in ihrer Heimat Indien
Schwester Jesmy informiert sich so oft wie möglich über die Situation in ihrer Heimat. „Anfangs war es nicht so schlimm, aber nach großen Wahlkampfveranstaltungen und den riesigen Menschenansammlungen bei Kumbh Mela, dem höchsten Fest der Hindus, ist die Lage eskaliert“, erzählt die 48-Jährige. Aktuell gelte ein totaler Lockdown. „Vor der Ausgangssperre haben sich die Menschen mit den notwendigsten Lebensmitteln eingedeckt, wenn die zu Ende gehen, liefert die Polizei Nachschub.“ Wer draußen erwischt wird, müsse Strafe bezahlen, das Auto oder das Fahrrad würden beschlagnahmt.
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Über die Lage in Indien sind auch Gaby Stöckmann und Barbara Haselbach immer aus erster Hand informiert. Die Frauen von der Aktionsgemeinschaft Indienhilfe halten seit Jahren Kontakt zur Ordensschwester Dr. Bertha. Sie hat einen Teil ihrer Ausbildung in Gladbeck absolviert und einige Jahre als Ärztin im St. Barbara-Hospital gearbeitet. Dann ging sie zurück in ihre Heimat und eröffnete in Pothy im Bundesstaat Kerala ein Krankenhaus, das sie heute noch leitet. „Seit dem massiven Ausbruch der Pandemie muss Dr. Bertha die Hälfte der Krankenhausbetten für Covid-19-Kranke bereitstellen. Alle 65 Betten sind derzeit belegt“, hat Gaby Stöckmann erfahren. „Die Lage in dieser Region des Landes ist zwar nicht ganz so dramatisch wie beispielsweise in Delhi, aber auch in Dr. Berthas Mercy Hospital sterben viele Patienten, wird der Sauerstoff knapp, fehlen Beatmungsgeräte und Schutzkleidung“, ergänzt ihre Freundin Barbara Haselbach.
Auch einige Ordensschwestern haben sich infiziert
Auch einige Ordensschwestern, die sie noch aus ihrer eigenen Zeit als Pflegefachkraft im Gladbecker Krankenhaus kennt, hätten sich infiziert, „hatten aber glücklicherweise leichte Verläufe“. Gaby Stöckmann und Barbara Haselbach reisen regelmäßig nach Indien, besuchen Dr. Bertha und andere Freundinnen, die sie aus deren Zeit in Gladbeck kennen, und verbinden die Besuche immer mit einer Rundreise durch andere Regionen des Landes.
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Im Februar 2020 flogen sie zuletzt dorthin. Da war Corona hierzulande noch ein Virus weit weg in China. Dass es zwischenzeitlich Europa und auch Deutschland erreicht hatte, erfuhren sie über den Nachrichtensender CNN. „Da wurde es uns allmählich unheimlich“, erinnern sich die Frauen. Die Lufthansa hatte die meisten Flüge nach Deutschland schon gestrichen, am Flughafen wurden sie von bewaffneten Soldaten zum Fiebermessen „gebeten“ und hatten Glück, dass sie mit der Fluggesellschaft Emirates den Heimweg noch antreten konnten.
Spenden sind notwendiger denn je
Basar und Nikolausmarkt mussten im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Im Keller von Barbara Haselbach türmen sich die vollen Kartons. Umso größer war die Freude, als nach einem WAZ-Artikel viele großzügige Geldspenden eingingen.
In der aktuellen Lage wäre finanzielle Unterstützung wichtiger denn je. Ansprechpartnerinnen sind Barbara Haselbach, Tel. 02043-34418, und Gaby Stöckmann, Tel. 02043-204041. Steuerbegünstigte Spenden sind möglich auf das Konto der Kath. Kirchengemeinde St. Lamberti bei der Sparkasse Gladbeck, DE03 4245 0040 0000 0914 21, Kennwort Dr. Bertha.
Seither stehen sie in regelmäßigem Kontakt zu Dr. Bertha und unterstützen die Ärztin und ihr Team nach Kräften. Die Aktionsgemeinschaft Indienhilfe gibt es schon seit mehr als 20 Jahren. Margret Witte, damals Lehrerin an der Lambertischule, hat den indischen Ordensfrauen Deutschunterricht erteilt und die Aktionsgemeinschaft ins Leben gerufen, die Dr. Bertha regelmäßig mit Spenden hilft. Seit zwölf Jahren sind Gaby Stöckmann und Barbara Haselbach die Gesichter der Aktionsgemeinschaft, unterstützt von Anne Meyer. Nach dem alljährlichen großen Basar im St. Barbara-Hospital und dem Verkauf von Schmuck, Kunstgewerbe, indischem Tee und indischen Gewürzen auf dem Nikolausmarkt können sie immer rund 5000 Euro nach Kerala überweisen. Das ist bitter nötig, denn staatliche Zuschüsse gibt es nicht, krankenversichert ist dort fast niemand – und wer zu wenig Geld hat, die Behandlung selbst zu bezahlen, wird kostenlos versorgt. Nicht ohne Grund trägt Dr. Berthas Krankenhaus in Pothy den Namen Mercy Hospital – Hospital der Gnade.