Gladbeck. Der Landrat vom Kreis Recklinghausen ärgert sich über die Öffnung der Prioritätsgruppe 3. Zudem kritisiert er: Es fehlt Impfstoff im Kreis!
Steuerfahnder dürfen in Nordrhein-Westfalen schon gegen Corona geimpft werden, Busfahrer müssen noch warten, obwohl sie eindeutig mehr Bürgerkontakte haben. Das NRW-Gesundheitsministerium hat mit seiner Entscheidung, einen Teil der Pioritätsgruppe 3 zu öffnen, für Kopfschütteln gesorgt. Ein scharfer Kritiker ist der Landrat des Kreises Recklinghausen, Bodo Klimpel (CDU). Außerdem ist er besorgt, weil es im Kreis aktuell zu wenig Impfstoff gibt.
Landrat: Warum sind Bürgerinnen und Bürger mit Vorerkrankungen nicht impfberechtigt?
Eine sinnvolle Priorisierung innerhalb der dritten Prioritätsgruppe sei nur schwer zu erkennen, sagt der Landrat. „Wie kann es sein, dass nun Bürgerinnen und Bürger mit Vorerkrankungen nicht impfberechtigt sind, dafür aber Steuerfahnder und Gerichtsvollzieher?“, lautet seine Frage. Auf einen Brief, den Klimpel in dieser Angelegenheit an Gesundheitsminister Laumann (CDU) geschrieben hat, gibt es noch keine Antwort.
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Seit dem 6. Mai können neben u. a. Beschäftigten von Lebensmittelgeschäften und Drogerien auch viele Landesbedienstete geimpft werden. Keine Möglichkeit zur Immunisierung hingegen haben aus der „Prio-Gruppe 3“ Menschen mit Vorerkrankungen nach Paragraf 4. Dabei handelt es sich u. a. um Asthmatiker, Personen mit Herzinsuffizienz, chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, Diabetes mellitus oder Übergewicht (Body-Mass-Index über 30). Ebenfalls noch nicht an der Reihe sind über 60-Jährige, das Personal der kritischen Infrastruktur (Wasserwerke, Elektrizitätswerke) sowie das systemrelevante Personal der Kommunen.
Busfahrer sind bei der Arbeit auf engstem Raum mit vielen Menschen zusammen
Unverständlich ist es aus Sicht des Landrats, dass nun Beschäftigte im Ambulanten Sozialen Dienst der Justiz impfberechtigt sind, aber der kommunale Soziale Dienst, der weit mehr Bürgerkontakte habe, nicht. Auch Mitarbeiter in den städtischen Bürgerbüros oder in der Kfz-Zulassungsstelle seien – im Gegensatz zu den Landesbeschäftigten – noch nicht impfberechtigt. „Gleiches gilt auch für Busfahrer, die auf engstem Raum mit vielen anderen Menschen ihren Dienst tun müssen“, so der Landrat.
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Der Kreis hat zudem grundsätzlich Probleme mit der Öffnung der Prio-Gruppe 3, denn er verfügt aktuell über zu wenig Impfstoff. Das Impfzentrum in Recklinghausen sei mit der Immunisierung der Menschen über 70 Jahre und der chronisch Vorerkrankten der Prio-Gruppe zwei noch voll ausgelastet. „Schon jetzt ist es so, dass sich Zehntausende Personen um wöchentlich nur etwa 6000 bis 7000 Erstimpftermine bemühen“, so Klimpel.
Angesichts der im Vergleich zu anderen Regionen älteren Bevölkerung und vieler chronisch vorerkrankter Personen, fragt sich Klimpel, warum der Kreis Recklinghausen nicht auch entsprechend mehr Impfstoff zur Verfügung gestellt bekommt. Klimpel: „Der Verteilungsschlüssel anhand der reinen Gesamtbevölkerungszahlen scheint in diesem Moment nicht mehr das richtige Mittel zu sein, wenn die eine Kommune für ihren Impfstoff keine impfberechtigten Abnehmer mehr findet, die andere die doppelte Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffs an ihre Bürgerinnen und Bürger verimpfen könnte.“ Der Landrat hofft, dass sich an diesem Zustand zeitnah etwas ändern wird. „Das Land NRW muss handeln!“
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