Gladbeck. Die Stadt Gladbeck bleibt bei ihrer Aussage, dass Migranten häufiger an Corona erkranken. Daher sind nun auch weitere Maßnahmen geplant.

Die Aussage des Sozialdezernenten in der WAZ, dass in Gladbeck Migranten offensichtlich häufiger am Coronavirus erkranken, sorgt für Diskussion. Nach Kritik der Grünen und der Migrantenlisten SGG und BRG stellt die Stadt ihre Position noch einmal klar.

„Wir teilen unsere Stadtgesellschaft ausdrücklich nicht in Migranten und Nicht-Migranten ein. Wir alle sind Gladbeckerinnen und Gladbecker“, sagt Bürgermeisterin Bettina Weist. Sie stehe für ein wertschätzendes und vertrauensvolles Miteinander aller Menschen. Die Pandemie könne nur gemeinsam bewältigt werden. Auf Anfrage der WAZ hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass sie anhand von Namenslisten festgestellt habe, dass Menschen mit Migrationshintergrund öfter an Corona erkranken als andere Bevölkerungsgruppen. Falls dadurch in Teilen der Bevölkerung ein falscher Eindruck entstanden sei, so Weist, „dann bedauere ich dies sehr“.

Angebliche „Beweisfotos“ werden von Migrantenvertretern kritisiert

Bürgermeisterin Bettina Weist und Erster Beigeordneter/Sozialdezernent Rainer Weichelt bekräftigen die Position der Stadt (Archivbild zur Präsentation des gesamtstädtischen Integrationskonzeptes „Gladbecker Erklärung“).
Bürgermeisterin Bettina Weist und Erster Beigeordneter/Sozialdezernent Rainer Weichelt bekräftigen die Position der Stadt (Archivbild zur Präsentation des gesamtstädtischen Integrationskonzeptes „Gladbecker Erklärung“).

Grüne und Migrantenvertreter von SGG (Sozial-Gerecht-Gemeinsam) und BRG (Bürger-Rechte-Gladbeck) hatten die Methode der Stadt kritisiert. Zudem hatten die Migrantenvertreter der Stadt vorgeworfen, angebliche „Beweisfotos“, die Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz zeigten, mit in ihre Betrachtung einzuziehen. Das aber ist nicht passiert. Tatsächlich hatte die WAZ geschrieben, dass die Redaktion solche angeblichen „Beweisfotos“ aus der Bürgerschaft via Mail erreichten. Und dass es daher wichtig sein könne, zu diesen Vorurteilen zu klären, ob Menschen mit Migrationshintergrund öfter am Coronavirus erkranken.

Sozialdezernent Rainer Weichelt stellt dazu jetzt noch einmal klar: „Meine zentrale Aussage war, dass Migrantinnen und Migranten keine Treiber der Corona-Pandemie sind. Dies habe ich sehr deutlich gemacht. Sie sind momentan etwas häufiger als die Herkunftsgesellschaft von Infektionen betroffen. Der Grund dafür liegt aber nicht in mangelnder Sorgfalt oder fehlender Verantwortung, sondern vor allem in der Familien-, Arbeits- und Wohnungssituation. Migrantinnen und Migranten leben häufiger in engen Familienverbünden zusammen und in kleineren Wohnungen.“ Dies hatte die WAZ in ihrem Artikel sachlich dargestellt.

Das Thema Impfschutz soll in den Moscheen angesprochen werden

Rainer Weichelt nimmt auch zu dem Vorwurf Stellung, die Verwaltung kategorisiere Menschen anhand von Namenslisten in Migranten und Nicht-Migranten. „Dies tun wir ausdrücklich nicht. Wir haben anhand der aktuellen Anfrage einen Blick auf die Liste der Infizierten geworfen. Dies ist keine repräsentative Auswertung. Es hilft aber, Infektionsschwerpunkte ausfindig zu machen und gegebenenfalls mehr aufzuklären.“

CDU lobt Transparenz der Stadtverwaltung

Die CDU stellt sich beim aktuell scharf diskutierten Thema Migranten und Corona hinter die Stadtverwaltung. „Die Stadt Gladbeck hat mit der Auswertung der Namenslisten alles korrekt gemacht“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Rademacher. Nun endlich sei die Verwaltung „offen und transparent“, das befürworte die Partei sehr, so Rademacher im Gespräch mit der WAZ. Niemandem werde schließlich ein Gefallen getan, wenn Dinge unter den Tisch gekehrt würden, daher müssten die Themen offensiv angegangen werden.

Schwer enttäuscht sei die CDU hingegen von den Grünen, die die Methode der Verwaltung vergangene Woche stark kritisiert hatten und sich doch aber gerade als Regierungspartei etablieren wollten. „Wir haben Probleme in Gladbeck. Und wir sind gewählt, um sie zu lösen“, meint der Fraktionsvorsitzende.

Die WAZ hakte nach, ob die Stadt weitere konkrete Maßnahmen plant, um in den stark betroffenen Stadtteilen die Bevölkerung zu sensibilisieren. „Wir sind dazu weiterhin regelmäßig im Gespräch mit den Migranten-Communities“, so Rainer Weichelt. In der vergangenen Woche habe es mit Vertretern der vier großen Moscheegemeinden eine Videokonferenz gegeben. Dabei sei auch, ebenso wie mit den christlichen Gemeinden, über die Durchführung von Gottesdiensten unter den Corona-Schutzmaßnahmen gesprochen worden. Dies sei auch mit Hinblick auf den laufenden Fastenmonat Ramadan geschehen. „Mit der Bitte, in den Gottesdiensten auch das Thema Impfschutz noch einmal speziell anzusprechen und die Familien darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, sich immunisieren zu lassen, um die eigene und andere Familien zu schützen“, so Weichelt.

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Im Integrationsrat werden weitere Maßnahmen vorgestellt

Mit dem Vorsitzenden des Integrationsrates hatte sich Rainer Weichelt zudem am Montagabend zum Telefonat verabredet. „Um miteinander zu besprechen, welche konkreten Maßnahmen oder Projekte angepackt werden können, „um das Thema noch besser in den Griff zu bekommen und die Leute zu schützen“. Mit dem Ergebnis werde man in der kommenden Woche in die Videokonferenz mit dem Integrationsrat gehen, um über das Thema zu sprechen. Klar sei auch dort, dass die Stadt zu ihrer Position stehe, und im Bemühen, die Corona-Pandemie in den Griff zu kriegen, „zu sagen, was Sache ist“.