Gladbeck. Engagierte Tierschützer in Gladbeck gründen einen Verein, um ein mobiles Taubenhaus zu realisieren. Mehrere Gründe sprechen für das Projekt.

Über viele Jahre hatten Tierschützer immer wieder ein Taubenhaus für Gladbeck gefordert. Und ebenso regelmäßig blockte die Stadtverwaltung bisher diesen Vorstoß ab, weil sie keinen Handlungsbedarf sah. Doch nun scheint sich ein – mit aller Vorsicht gesagt – Sinneswandel im Rathaus einzustellen. Ein Kreis engagierter Ehrenamtlicher sieht sich allmählich am Ziel ihrer Bemühungen. Schlagkräftige Argumente für ein mobiles Taubenhaus haben die Aktiven auf der Hand.

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Ralf Scheschi kann sich das Einlenken der Verwaltung mit Bürgerbeschwerden erklären, die sich zuletzt vor allem auf die Zustände an zwei Autobahn-Brücken über die Horster Straße beziehen. Seitdem Bleche die Plätze abdichten, die für die Vögel jahrelang ein Zuhause mit Brutmöglichkeiten boten, herrschen dort „unhaltbare Zustände“, die Tierschützer, Passanten und Anwohner beklagten. Der Fachmann, unter anderem Züchter, Vorsitzender des Taubenverein „Unser Stolz“ und Preisrichter, berichtet: „Die Leute sehen ja, was da los ist. Die Tauben wissen gar nicht, wohin sie sollen. Einige sitzen teilnahmslos neben der Brücke.“ Aus tierschutzrechtlicher Sicht sei die Situation unvertretbar.

Gladbeck: Die Stadtverwaltung fordert einen Verein

Darin stimmt ihm Astrid Stappert, die federführende Projekt-Initiatorin, zu. Sie kritisiert: „Man hätte erst ein Taubenhaus aufstellen und danach die Brücken dicht machen müssen!“https://www.waz.de/staedte/gladbeck/gladbecker-fordert-taubendreck-am-marktplatz-muss-weg-id215831559.html

Mitstreiterin Gabriele Laupenmühlen findet: „Es ist ein Unding, diese Stellen einfach zuzumachen. Das ist Quälerei für die Vögel.“ Aber sie hat festgestellt: „Es gibt viele Taubengegner, sogar Taubenhasser.“ Laupenmühlen hält es für eine „gute Idee, endlich ein Taubenhaus aufzustellen, und erinnert sich: „Wir Tierschützer sind mit diesem Vorschlag immer wieder abgewiegelt und abgeblockt worden.“https://www.waz.de/staedte/gladbeck/bleche-sollen-tauben-ansammlungen-in-gladbeck-verhindern-id231653539.html

Die Ressentiments in der Bevölkerung gegen diese Vögel sind nicht nur ihr bekannt. Stappert hat sich vorgenommen, die Gladbecker über den Nutzen eines Taubenhauses aufzuklären. Scheschis Position: „Das ist die beste Methode, die Taubenpopulation in den Griff zu bekommen.“ Er schätzt, dass an den besagten Stellen 50 bis 80 der Vögel heimisch sind.

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So wie diese Konstruktion in Gelsenkirchen-Buer, kann ein Taubenhaus aussehen. Dieses Exemplar an der Goldbergstraße ist allerdings fest montiert, in Gladbeck ist ein mobiles Modell im Gespräch.
So wie diese Konstruktion in Gelsenkirchen-Buer, kann ein Taubenhaus aussehen. Dieses Exemplar an der Goldbergstraße ist allerdings fest montiert, in Gladbeck ist ein mobiles Modell im Gespräch. © WAZ FotoPool | Thomas Schmidtke

Er und Stappert tauschen bereits Eier gegen Gipsexemplare aus, um die Vermehrung einzudämmen. Eine Tätigkeit, die durch ein Taubenhaus erleichtert würde. Mehr noch, wie Scheschi erläutert: „Wir könnten auch die Fütterung steuern. Es ist besser, dass wir die Tauben artgerecht füttern.“ Denn wenn irgendwer den Vögeln irgendwelche Essensreste vor die Schnäbel werfen, locke dieses Verhalten Ratten an.

„Ein gezieltes Tauben-Fütterungsverbot in Gladbeck wäre sinnvoll!“

Stappert fände ein gezieltes Tauben-Fütterungsverbot in Gladbeck sinnvoll. „Das würde bewirken, dass den Vögeln keine Essensreste vorgeworfen werden“, so die Tierschützerin. Ausnahmen könnten für einige Ausgewählte gemacht werden, die beispielsweise einen entsprechenden Ausweis erhielten. Aber solch ein Verbot hatte die Stadtverwaltung bislang nicht für notwendig erachtet.

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Wie eben auch ein Taubenhaus. Stappert berichtet: „Ich habe mich mit dem Anliegen an die Stadt gewandt.“ Ihr sei die Bereitschaft signalisiert worden, „uns finanziell beim Start unter die Arme zu greifen.“ Als Bedingung sei ihr gesagt worden: „Sie müssen dafür einen Verein gründen. Und dabei sind wir jetzt.“ Vier feste Ehrenamtliche, auf die der Verein „Stadttauben Gladbeck“ bauen kann, seien fest eingeplant, berichten die Initiatorin und Scheschi. Weitere Ehrenamtler habe sie um sich geschart, so Stappert. Denn ein Taubenhaus macht Arbeit. Der Züchter von Arabischen Trommeltauben: „Ich kann die Tiere auch gegen Krankheiten behandeln und impfen, zum Beispiel gegen Salmonellen.“

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Unterstützung ist willkommen

Die Mitglieder des Vereins – Stichwort: „Stadttauben Gladbeck/Initiative Taubenhaus“ – freuen sich über Unterstützung – sei es tatkräftige Hilfe oder finanzielle. Gabriele Laupenmühlen: „Interessenten können sich bei uns melden. Aber auch Sponsoren oder Menschen, die beispielsweise Futter spenden wollen, sind willkommen.“ Telefonischer Kontakt: 02043/30520.

Jürgen Harks, Leiter der Umweltabteilung, kann sich die Möglichkeit vorstellen, dass die Stadtverwaltung grundsätzlich die Einrichtung eines mobilen Taubenhauses unterstützt.

Um das weitere Vorgehen abzustimmen, soll es noch in diesem Monat ein Gespräch nach dem Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität geben.

Unklar ist derweil noch, wo das mobile Taubenhaus aufgestellt werden könnte. Mobil deswegen, so begründet Stappert, damit die Konstruktion bei Bedarf auch weggefahren werden kann. Scheschi: „Am sinnvollsten ist es in der Nähe der beiden dichtgemachten Brücken. Denn als standorttreue Vögel würden die Tauben nicht so weit wegfliegen.“ Die Tauben müssten ohnehin an ihr neues Refugium gewöhnt werden. „Genau zwischen den beiden Brücken gibt es eine Möglichkeit, die auch in der Einflugschneise liegt “, sagt Stappert. In trockenen Tüchern sei dieser Standort jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Sie und ihr Mitstreiter-Team sind aber froh, dass ihre Herzenssache offensichtlich langsam Gestalt annimmt.

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