Gladbeck. Schulen in Gladbeck sind wegen der hohen Infektionszahlen im Distanzunterricht – doch in Kitas läuft der Betrieb weiter. Warten auf Selbsttests.
Hohe Infektionszahlen, ein Inzidenzwert um die 200, Schulen im Distanzunterricht – nur die Kindertagesstätten bleiben geöffnet. Erzieher und Erzieherinnen fühlen sich alleine gelassen. „Es gibt nur wenige Entlastungen für uns“, sagt eine Einrichtungsleiterin. Hinzu kommt: Auch die Selbsttests sind noch immer nicht in allen Kitas in Gladbeck angekommen.
Zwar könne sie die Familien verstehen, die in dieser Zeit eine große Belastung spüren und froh sind, dass sie ihre Kinder in die Kita bringen können, so Sarah Redemann, Leiterin der Kita Oase in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Aber: „Wir haben andererseits schon ein mulmiges Gefühl.“ So viel Zeit wie möglich verbringe das Kita-Personal mit den Jungen und Mädchen daher an der frischen Luft.
Stadt: Infektionslage unauffällig
Nur noch wenige Eltern lassen ihre Kinder zu Hause. Die Auslastungsquote liegt aktuell (Stand Montag) in allen Einrichtungen in Gladbeck bei rund 63 Prozent.
Von den Infektionszahlen her sei die Lage in den Kitas unauffällig, so Stadtsprecher David Hennig. Derzeit sei keine Einrichtung oder einzelne Gruppe aufgrund eines Corona-Falls geschlossen. Ein Großteil der Erzieher sei inzwischen zumindest einmal geimpft.
Die Personalsituation ist in einigen Gruppen eng, auch weil Erzieher noch unter Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung leiden
Einige Mitarbeiter waren bereits an Corona erkrankt, fallen zum Teil heute noch aus, da sie an Langzeitfolgen leiden. Gleichzeitig steige der Unmut bei einigen Eltern, dass einige Angebote bei der knappen Personalsituation nicht möglich seien. Nur wenige Eltern lassen ihren Nachwuchs komplett zu Hause. „Heute sind 55 von 68 Kindern da“, so Redemann.
Das ist auch in den acht Einrichtungen des Kita-Zweckverbandes nicht anders. „Rund ein Drittel der Kinder ist da“, sagt Barbara Wagner, Gebietsleiterin für Gladbeck und Bottrop. Ein Stück mehr Sicherheit sollten zumindest die Selbsttests bieten, mit denen sich Kinder und Erzieher zwei Mal wöchentlich testen können. Doch: Viele Einrichtungen warten noch immer auf die Lieferung. „Bisher ist noch kein Test angekommen“, so Redemann.
In dieser Woche aber, so wurde ihr gesagt, sollen sie wohl endlich kommen. „Wir bekommen Dinge versprochen, die dann nicht rechtzeitig eingehalten werden. Das ist ein Vertrauensbruch“, kritisiert die Kita-Leiterin. Bei städtischen Einrichtungen waren die Tests bereits in der vergangenen Woche angekommen. „Das ist ein Unding und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft“, sagt Wagner. Ein Stück Sicherheit gebe derzeit aber, dass schon die meisten Mitarbeiter geimpft seien. Redemann geht davon aus, dass die Kitas auch weiter geöffnet bleiben – trotz steigender Infektionszahlen. „Wir mussten bisher immer parat stehen, egal wie hoch die Zahlen sind.“ Wagner kritisiert, dass Entscheidungen oft sehr kurzfristig getroffen werden – egal ob sie Schule oder Kita betreffen. „Familien brauchen Verlässlichkeit.“
Kita-Leiterin: Die Selbsttests bieten nur eine vermeintliche Sicherheit
In der evangelischen Kindertagesstätte Albert Schweitzer in Zweckel sind die Selbsttests am Dienstag endlich angekommen. Einrichtungsleiterin Claudia Kochanek sieht in ihnen jedoch nur eine vermeintliche Sicherheit. „Um die Sicherheit zu erhöhen, müssten die Tests von unabhängigen Personen – etwa vom DRK – durchgeführt werden. Nicht von den Eltern zu Hause.“ Denn: „Das Stäbchen muss relativ weit in die Nase eingeführt werden. Welche Mutter macht das, wenn das eigene Kind dabei weint?“, fragt sie.
Sie und ihre Mitarbeiter arbeiten unmittelbar an der Front. „Wir sind den Aerosolen der Kinder direkt ausgesetzt.“ Und die Unsicherheit ist groß, gerade jetzt in der Frühjahrszeit, wenn immer mal wieder ein Kind verschnupft ist. „Die Eltern sagen uns, es ist eine Allergie, kein Schnupfen. Aber wie sollen wir unterscheiden können?“, nennt Kochanek ein Beispiel. Die Erzieher fühlen sich nicht ausreichend geschützt. „In der Schule müssen auch die Kinder Maske tragen, die Kleinen bei uns nicht.“ Dabei könnten gerade auch Kinder eine große Rolle bei der Verbreitung der Mutationen spielen. Kochanek plädiert für konsequente, einheitliche Lösungen, etwa ab einer bestimmten Inzidenz nicht nur Schulen, sondern auch Kitas zu schließen.