Gladbeck. Die Feuerwehr Gladbeck spürt die angespannte Lage an den Kliniken. Es dauert länger, für Notfälle einen freien Platz zu finden.
Die weiterhin zunehmenden Corona-Infektionen belasten auch die Einsätze des Rettungsdienstes der Gladbecker Feuerwehr. Denn da die Pandemie-Kranken die Kapazitäten der Kliniken stark beanspruchen, wird es bei Notfallfeinsätzen schwieriger, freie Krankenhausplätze zur Aufnahme der Akutfälle zu finden. "Wir benötigen jetzt im Schnitt eine halbe Stunde und länger, um Patienten bei Rettungseinsätzen für die weitere stationäre Behandlung unterzubringen", sagt Georg Fragemann, Abteilungsleiter Rettungsdienst der Gladbecker Feuerwehr.
In Normalzeiten habe es etwa "ab der Alarmierung eine Stunde gedauert, bis ein Notfallpatient im Krankenhaus untergebracht war", so der Brandamtsrat. "Jetzt brauchen wir dafür coronabedingt im Schnitt anderthalb Stunden plus." Denn es sei für die stark mit Coronapatienten belasteten Krankenhäuser in der Region immer schwieriger, Intensivbetten für Akutfälle des Rettungsdienstes frei zu halten.
Fehlende freie Klinik-Plätze sorgen für längere Anfahrten des Rettungsdienstes
Die vollen Kliniken sorgten so oft für längere und somit zeitintensivere Anfahrten, etwa, wenn einem Gladbecker Notfallpatienten das Marienhospital in Ückendorf zugewiesen werden müsse. Die Koordinierung, mit dem Ziel einer gleichmäßigen Verteilung der Patienten, übernehme die Kreisleitstelle der Feuerwehr in Recklinghausen. Fragemann: "Die Disponenten haben dafür Zugriff auf das Informationssystem Gefahrenabwehr NRW (IG NRW), über das die aktuellen freien Belegplätze in den Kliniken abgerufen werden können."
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Notfallsanitäter oder Notärzte stehen beim Einsatz dazu mit der Leitstelle in Kontakt, um frühzeitig zum ersten Befund und gegebenenfalls der benötigten Aufnahme im Krankenhaus zu informieren. Crux dabei: Dauern die Wege zum Krankenhaus und somit die Einsätze insgesamt länger, steht das Personal mitsamt dem Rettungsfahrzeug auch entsprechend nicht so zügig für weitere Einsätze in Gladbeck zur Verfügung. Hinzu komme die jetzt oft aufwändigere Rüstzeit vor der nächsten Einsatzfahrt, da wir immer häufiger Notfallpatienten mit Coronaverdacht ins Krankenhaus transportieren. "Das bedeutet einen aufwändigeren Desinfektionsprozess für das Fahrzeug, sowie für das Personal."
Notfallpatienten werden auch auf Corona-Symptome untersucht
Seit Ausbruch der Pandemie werde bei der Anamnese der Notfallpatienten, also der Erstuntersuchung durch das Rettungsteam vor Ort, auch darauf geachtet, "ob coronaspezifische Symptomatiken wie Husten, Fieber, Druck auf der Brust vorliegen", so Fragemann. Zum Selbstschutz des Teams untersuche und befrage dazu zunächst nur eine Person des Rettungsteams den Patienten, "um dann zu entscheiden, ob weitere Schutzausrüstung zur Risikominimierung übergezogen werden muss und Kollege oder Kollegin dann schon mit Schutzkittel (Einmaloverall) ausgestattet dazustoßen".
Der Einsatz gelte dann als Infektionsfahrt, eine wichtige Information auch für das aufnehmende Krankenhaus, da dann dort auch die Corona-Schutzvorkehrungen greifen. Infektionsfahrten seien freilich auch vor Corona vorgekommen, so der Abteilungsleiter Rettungsdienst. Etwa Transporte von Patienten mit 'klassischen' hochansteckenden Erkrankungen, wie einer Infektion mit dem Norovirus. Dies seien vor Corona im Jahresschnitt etwa 200 Fahrten gewesen, die mit der Pandemie drastisch zugenommen haben. Fragenmann: "Allein in den vergangenen zwei Monaten hatten wir 400 Infektionsfahrten."
Das Rettungsfahrzeug muss nach Infektionsfahrten aufwändig desinfiziert werden
Nach der Rückkehr zur Wache müsse dann das Rettungsfahrzeug aufwändig über etwa eine Stunde mit Desinfektionsmittel und Lappen von Hand gereinigt werden, "jede Kontaktfläche und alle offenen medizinischen Apparaturen im Innenraum werden desinfiziert. Die Kollegen desinfizieren sich freilich selbst auch, gehen duschen, wechseln die komplette Kleidung", erklärt der Brandamtsrat. Der Reinigungsaufwand für die Dienstkleidung nach RKI-Richtlinien sei auch entsprechend höher, wurden sonst zwei Mal pro Woche fünf Säcke vom Reinigungsunternehmen abgeholt, so sind es zurzeit zehn.
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Drei Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug hält der Rettungsdienst der Feuerwehr rund um die Uhr für Einsätze bereit. Durch die vielen Coronafahrten seien die Fahrzeuge an der Auslastungs- "und die Kolleginnen und Kollegen an der Belastungsgrenze", so Georg Fragemann. Kein Bürger brauche sich aber zu sorgen, "dass aufgrund längerer Standzeiten aufgrund des Desinfektionsprozedere dringend notwendige Rettungseinsätze nicht rechtzeitig erfolgen können". Denn die Wachen in den Nachbarstädten und im Kreis würden sich dann gegenseitig helfen, beruhigt der Abteilungschef: "Es kann mal ein paar Minuten länger dauern, aber die Rettung kommt."