Gladbeck. Viele leiden während Corona unter Einsamkeit. Wer einen Partner sucht, steht vor Herausforderungen. So ergeht es jungen Menschen aus Gladbeck.

Einsamkeit in Zeiten der Pandemie macht vielen Menschen zu schaffen. Lockdowns führen dazu, dass es fast völlig unmöglich ist, neue Menschen kennenzulernen. Kinos, Clubs und Cafés sind geschlossen und selbst am Milchregal im Supermarkt kann man sein Gegenüber aufgrund der Maske kaum noch erkennen. Immer mehr junge Menschen nutzen daher Dating-Apps und sind in Online-Singlebörsen aktiv.

So wie Paul aus Gladbeck. „Früher habe ich meistens in der Uni oder auch mal beim Ausgehen in der Kneipe Mädels kennengelernt.” Mittlerweile geht das nur noch online. Dating-Apps waren ihm zwar auch vor der Pandemie nicht fremd, aktiver Nutzer ist er jedoch erst seit dem ersten Lockdown.

Die Dates finden nun an der frischen Luft statt

Doch mittlerweile läuft das Kennenlernen deutlich anders ab, als vor Corona. „Früher bin ich beim ersten Date gerne etwas essen oder trinken gegangen“, so der 24-Jährige. Doch die neue Situation erfordert neue Ideen. Mittlerweile trifft der Gladbecker seine Bekanntschaften am liebsten an der frischen Luft. „Während des ersten Lockdowns im Juni war ich etwa mit einer Frau in einem botanischen Garten. Aber natürlich erst, als sich die Corona-Lage deutlich beruhigt hatte.“ Angst vor dem Virus hat der Gladbecker nicht, Respekt aber schon.

Bei schlechtem Wetter kann sich Paul auch virtuelle Dates über Skype oder FaceTime vorstellen. Und: Anstatt wie früher ins Restaurant zu gehen, würde er mittlerweile selbst den Kochlöffel schwingen. „Wenn man sich dann doch lieber persönlich treffen möchte, könnte man etwas zusammen kochen.“ Obwohl er bei der Dating-App seine große Liebe noch nicht gefunden hat, findet der 24-Jährige sie trotzdem nützlich. „Es ist auch als Zeitvertreib ganz nett. Alleine das Schreiben mit netten und interessanten Menschen tut im Moment gut. Außerdem findet man schnell heraus, ob man eine gemeinsame Basis hat, und ob sich ein Treffen überhaupt lohnt.“ Die Hoffnung, irgendwann seine große Liebe zu finden, gibt er so schnell nicht auf. „Ich mache mir damit aber keinen Stress. Wenn es passt, kommt es erfahrungsgemäß eher unerwartet.“

Der Spanien-Urlaub entfiel, also meldete sich Ramona aus Zweckel bei einer Dating-App an

So lief es auch bei Ramona aus Zweckel. Die 18-Jährige hat ihren Freund Justin kennengelernt, als sie am wenigsten damit gerechnet hat. Eigentlich hatte sie gar keine Zeit für eine Beziehung, ihre Arbeit als Altenpflegerin und ihr eigenes Pferd nahmen all ihre Zeit in Anspruch. Im Herbst vergangenen Jahres hatte sie dann Urlaub und daher viel Freizeit. „Ich wollte eigentlich nach Spanien fliegen, weil mein Vater da wohnt.“ Doch die Pandemie machte ihrem Plan einen Strich durch die Rechnung. Anstatt schöne Tage in Spanien zu verbringen, herrschte pure Langeweile. So entschied die Gladbeckerin sich, eine Dating-App zu installieren – eigentlich auf der Suche nach neuen Freunden. Doch dann fand sie das Profil von Justin.

Ramona aus Zweckel und ihr Freund Justin trafen sich das erste Mal im Jovypark.
Ramona aus Zweckel und ihr Freund Justin trafen sich das erste Mal im Jovypark. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Plötzlich ging alles total schnell. „Wir haben zwei Stunden geschrieben, bis wir uns getroffen haben.“ Verabredet haben sie sich nachmittags im Jovypark. „Wir haben uns auf eine Bank gesetzt und uns sieben Stunden lang unterhalten, das war echt verrückt.“ Nach kurzer Zeit war klar: Da könnte mehr draus entstehen.

Angst vor einer Corona-Infektion hatte sie damals nicht. „Ich werde aufgrund meines Jobs regelmäßig auf Corona getestet, ich hätte es schnell herausgefunden.“ Zwei bis drei Wochen später kamen die beiden zusammen, doch ein typisches Date hatten sie noch nie. „Wir sind Ende November zusammengekommen, da war der Lockdown schon.“ Im Moment verbringen die zwei ihre Zeit vor allem damit, in den Park zu gehen, oder Serien zu gucken. Für die Zeit nach dem Lockdown hat Ramona daher einen großen Wunsch: „Ich würde gerne mal mit Justin im Restaurant essen, oder ins Kino gehen. Besonders freue ich mich aber auf einen Besuch im Zoo.“