Gladbeck. Den Lockdown nennt der Vorstand des Einzelhandelsverbandes in Gladbeck ein Flickwerk. Und er hat Alternativen als Weg aus der Corona-Krise.

Die Friseure geöffnet. Garten- und Baumärkte ebenfalls. Der lokale Einzelhandel aber weiterhin im Lockdown. Mit Blick auf die geltenden Corona-Beschränkungen versucht Georg Hahne erst gar nicht mehr, seine Wut zu unterdrücken. Die Stimmung bei den Gladbecker Einzelhändlern bezeichnet der Juwelier und Vorsitzende des Einzelhandelsverbandes als absolut fatal. Und die Ergebnisse der Mittwoch erneut tagenden Ministerpräsidenten-Runde zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie sind bei Hahne nicht mit großen Erwartungen verknüpft.

Hahne befürchtet, dass die Läden in Gladbeck weiter geschlossen bleiben

Die geltenden Corona-Beschränkungen bezeichnet Einzelhändler Georg Hahne als Flickwerk.
Die geltenden Corona-Beschränkungen bezeichnet Einzelhändler Georg Hahne als Flickwerk. © WAZ FotoPool | VON STAEGMANN, Lutz

„Wie man im Vorfeld hört, wird es wohl wieder um das Erreichen einer Inzidenz von 35 gehen, bevor überhaupt an weitere Lockerungen zu denken ist“, sagt Hahne. Das wiederum bedeute dann für den lokalen Einzelhandel nichts weiter, als dass es vorerst wieder keine Hoffnung auf Geschäftsöffnungen geben wird. „Und wie viele Monate soll dieser Zustand denn noch anhalten?“, fragt er verärgert. Einen Sinn hinter den bislang von der Politik gefassten Beschlüssen sieht der Juwelier schon lange nicht mehr. Und das, betont er, gilt nicht nur für den Bereich des Handels, sondern genauso für die Reglungen die Schulen und Kitas betreffend.

Mit Blick auf die Sorge vor den extrem ansteckenden Corona-Mutationen, betont er, gebe es konsequenterweise nur eine Möglichkeit. „Und die heißt, wir machen alles dicht. Rathaus, Büros, Kitas, Schulen und alle Betriebe. Gehen die Infektionen dann runter, kann alles wieder geöffnet werden.“ So wie es momentan gehandhabt werde, könne man allerdings nur von einem schlechten Flickenteppich an Maßnahmen sprechen. Zwei Beispiele, die ihm spontan einfallen: „In den Discountmärkten darf ich Schuhe und Kleidung kaufen. Die Boutiquen und Schuhhändler aber sollen ihre Geschäfte weiter geschlossen halten. Das macht für mich wenig Sinn.“ Für ihn genauso unverständlich: In den Gartencentern darf Osterdeko verkauft werden, wenn auch vielleicht in einem mit Flatterband abgesperrten Bereich. Aber den kleinen Dekogeschäften gehe bereits das zweite Ostergeschäft flöten.

Der Einzelhandel ist nie als Infektionstreiber im Gespräch gewesen

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In den zurückliegenden Monaten der Pandemie sei der Einzelhandel nie als Infektionstreiber im Gespräch gewesen, so Hahne. Warum also nicht wieder öffnen? „Ein Verkauf in den Läden mit allen funktionierenden Hygienekonzepten ist doch besser, als die Kunden wie im Moment in Schlangen vor den Geschäften warten zu lassen.“ Dass die Menschen wieder rausgehen und auch shoppen wollen, das zeige schon allein die Frequenz in der Gladbecker Innenstadt.

Mit „Click and Collect“ und auch dem Onlinehandel sei es den engagierten Händlern in der Stadt bislang zwar gelungen, sich einigermaßen über Wasser zu halten. „Damit generieren wir aber nur um die 20 Prozent unserer sonstigen Einnahmen“, so Hahne. Das reiche gerade aus, um einige Kosten zu decken. Gleichzeitig bewege man sich damit aber auch schon in einem Bereich, in dem dann weniger staatliche Hilfen fließen.

Eine denkbare Lösung: Schnelltests in der Innenstadt

Initiative „Covid Null“ gegründet

In Bottrop hat eine Gruppe von Unternehmern und Gastronomen Mitte Februar die Initiative „Unternehmer für Covid Null“ ins Leben gerufen. Die Forderung: Entweder ein harter Lockdown für alle oder Öffnung.Die Initiative hat mittlerweile Unterstützter in der ganzen Region, auch in Gladbeck, gefunden. Den Unternehmern geht es vor allem darum, Alternativen zur derzeitigen Corona-Politik zu diskutieren.

Dankbar seien die Einzelhändler aber auf jeden Fall den Stammkunden, die den Geschäften in Gladbeck auch im harten Lockdown weiterhin die Treue halten. Nun müsse man aber so langsam auch die Kunden zurückgewinnen, die in den vergangenen Monaten den Onlinehandel für sich entdeckt haben. Zudem müsse man auch noch mehr Sicherheit für die Menschen bieten, die große Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus haben und deshalb überwiegend zuhause bleiben. Um für eine mögliche Öffnung der Geschäfte gut vorbereitet zu sein, stehe der Einzelhandel ständig im Kontakt mit der Stadtverwaltung und der Wirtschaftsförderung. „Sollten dann mögliche Öffnungsstrategien ins Gespräch kommen, ist es auf jeden Fall von Vorteil, wenn man schon Konzepte zur Hand hat“, so Hahne. So sei es beispielsweise vorstellbar, an zentraler Stelle in der Innenstadt Schnelltests anzubieten. „Und bei einem negativen Testergebnis darf dann geshoppt werden.“