Gladbeck. Gladbecker Händler reagieren verärgert auf die Lockdown-Verlängerung. Einzelhandel und Gastronomie seien nicht die Infektionstreiber.

Endlich wieder shoppen gehen, sich mit Freunden im Restaurant oder in der Kneipe treffen. Das wird es vorerst noch nicht geben. Der harte Lockdown ist bis Ende Januar verlängert worden. Einige Gladbecker Einzelhändler schauen allerdings kritisch auf das politische Agieren.

Gastronomie und Einzelhandel sind nicht die großen Infektionstreiber

"Die vergangenen Wochen haben deutlich gezeigt, dass nicht die Gastronomie und der Einzelhandel die großen Infektionstreiber sind", betont Jens Große-Kreul vom gleichnamigen Schuhgeschäft. Wäre das der Fall, hätten die acht Wochen, die Kneipen und Restaurants nun schon geschlossen sind, und der seit Mitte Dezember geltende harte Lockdown auch für den Einzelhandel zu anderen Ergebnisse führen müssen. "Das Infektionsgeschehen", sagt der Einzelhändler, "spielt sich eindeutig im privaten Bereich ab." Seine Kritik: Die Politik hätte früher und mit anderen Maßnahmen auf die Situation reagieren müssen.

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Was den Gladbecker zudem ärgert: Bislang sei vom Bund noch kein Hilfspaket geschnürt worden, das auch den Geschäftsleuten im "Vor-Order-Geschäft" durch die Krise hilft. Gemeint sind die Händler, die ausschließlich gekaufte Ware in den Läden stehen haben, und die nicht erst Sachen ordern, wenn der Kunde bezahlt hat. Zudem kann Große-Kreul die für diesen Lockdown geltenden Sonderregelungen nicht nachvollziehen: "Warum dürfen ein Süßigkeiten-Geschäft und ein Blumenladen beispielsweise geöffnet haben? Beide sind doch nicht relevant für die Grundversorgung."

"Unsere Hygienekonzepte sind gut"

Das kritisiert auch Simon Terhardt, Inhaber des Bettengeschäfts "Traumwerkstatt". Schaue man auf die Läden, die in der Innenstadt trotz Lockdowns geöffnet haben, könne man nur von einem Flickenteppich an Maßnahmen reden. "Es ist doch absehbar, dass alle Regelungen bislang nichts gebracht haben, weil einfach immer noch zu viele Menschen gemeinsam mit anderen Menschen unterwegs sind." Und auch er sieht nicht den Einzelhandel als Problem in der Pandemie an. "Unsere Hygienekonzepte sind überwiegend gut und zeigen auch Wirkung", betont er.

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Dass auch alle Schulen in NRW nach den Winterferien nun doch nicht zum Präsenzunterricht zurückkehren werden, begrüßt der Vater von zwei Kindern, die beide weiterführende Schulen besuchen, ausdrücklich. "Natürlich gehe ich davon aus, dass sowohl die Politik als auch die Pädagogen die vergangenen sieben Monate dazu genutzt haben, den Kindern nun einen guten Distanzunterricht bieten zu können." Ob er das als Wunsch oder als Tatsache formuliert, lässt Terhardt diplomatisch offen. Die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens auf diesem Weg noch weiter auszudehnen, hält er allerdings so oder so für unumgänglich.

Inhaberin vom "Marktstübchen" rechnet nicht mit einer Öffnung vor Mitte Februar für die Gastronomie

"Wir haben eigentlich nie damit gerechnet, am 10. Januar unser Restaurant wieder öffnen zu dürfen. Und wir gehen auch nicht davon aus, dass das Ende Januar der Fall sein wird", sagt Monika Thesing vom "Marktstübchen". Auch im ersten harten Lockdown sei die Gastronomie die Branche gewesen, die ganz zum Schluss wieder öffnen durfte. Nicht anders werde es wohl auch diesmal der Fall sein.

Die Gastronomin rechnet damit, vielleicht Mitte Februar wieder Gäste in ihrem Restaurant begrüßen zu dürfen. Beschweren will sie sich trotzdem nicht. Ihr Abhol- und Lieferservice werde gut angenommen. "Natürlich kommen wir so nicht annähernd an die normalen Umsätze heran, aber wir halten den Kontakt zu unseren Gästen und können einige Kosten decken." Zudem sei in ihrem Fall auch die Novemberhilfe bereits komplett gezahlt worden, der Antrag für die Dezemberhilfe sei gestellt. "Es gibt viele Menschen, denen es aktuell schlechter geht als uns", sagt Monika Thesing.

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