Gladbeck. Der Bau-Skandal um den Sohn des Ex-Bürgermeisters geht weiter. Auf Facebook verteidigt sich Till Roland – ohne die ganze Wahrheit zu nennen.
Misst das Bauamt der Stadt Gladbeck mit zweierlei Maß, indem Anbauten von Gladbecker Bürgern von der Bauordnung ungleich behandelt und bewertet werden? Dieser Vorwurf von Till Roland steht im Raum, nachdem die Stadt den illegalen Anbau an seinem Wohnhaus stillgelegt hat. Wie schon gegenüber der WAZ, wiederholt der Sohn des bis Ende September 2020 amtierenden Bürgermeisters den Eindruck einer ungerechten Behandlung öffentlich auf Facebook. Dabei sagt und zeigt er dort allerdings nicht die ganze Wahrheit.
Till Roland stellt in seinem Post dar, dass er seinen Gartenschuppen lediglich um drei Meter ausgebaut habe. Er legt mit Fotografien nahe, dass der direkte Nachbar seinen Schuppen legal um sieben Meter erweitern durfte; sein um die Hälfte kleinerer Anbau aber als illegal bewertet und stillgelegt wurde. Er fragt nach Gerechtigkeit. Und führt weiter aus, dass Erweiterungen wie die des Nachbarn, wie sie in vielen Gärten der Siedlung vorkämen, „in einem offiziellen Schreiben der Stadt“ in der Vorwoche genehmigt wurden. Hingegen er werde mit seiner Familie gerade „durchs Dorf getrieben“.
Bau-Skandal in Gladbeck: Ortstermin mit Till Roland
Tatsächlich ist Till Rolands hintere Schuppen-Vergrößerung aber nur ein kleiner Teil des im Juni 2020 beanstandeten Schwarzbaus. Denn der größere Baukörper, der zudem sein Wohnhaus mit dem Schuppen über schätzungsweise sechs Meter verbindet, wird nicht im Foto gezeigt. Unverständlich, da Till Roland selbst doch vergangenen Donnerstag Vertreter von Ratsfraktionen und Siedlerverbänden zum Ortstermin geladen hatte, und so das gesamte Dilemma von ihm selbst öffentlich gemacht worden war. Die Ratsvertreter, die kamen, konnten deutlich sehen, dass der Wohnraum um gut 70 Quadratmeter vergrößert worden war.
Christiane Schmidt, Kommunikations-Chefin im Rathaus, weist deutlich zurück, dass die Bürgermeisterin in einem Schreiben nicht gemeldete Erweiterungsbauten genehmigt habe. „Das ist nicht der Fall“, so Schmidt. Die Bürgermeisterin habe lediglich die besorgten Siedler beruhigt, „dass sich nach Ansicht der Bauordnung die sonstige Situation in Alt-Rentfort generell als unproblematisch“ darstelle und bis auf eventuell einen Verdachtsfall „derzeit keine Notwendigkeit für weiteres Einschreiten gesehen wird“.
Grünen-Chefin: „Man muss sich an geltende Regeln halten“
Ex-Bürgermeister äußert sich nicht
Die WAZ hätte gerne das generelle Angebot im Netzwerk-Post angenommen, sich bei einem Kaffee den zurückgebauten Originalzustand anzusehen. Till Roland war telefonisch für die Redaktion aber nicht zu erreichen.
Sein Vater, Ex-Bürgermeister Ulrich Roland, wollte sich auf Anfrage nach einiger Bedenkzeit „nicht zum Sachverhalt äußern“. Er informierte aber, dass er dazu „mit Kommunalaufsichten in Kontakt stehe“.
Zudem dürfe man in diesem Fall nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, so Schmidt. „Es ist baurechtlich ein großer Unterschied, ob es sich etwa um die Nebenerweiterung einer Gartenlaube mit Pergola und Regenschutz handelt, oder um einen Anbau zur wohnlichen Hauptnutzung.“ Zum Vorwurf der Ungleichbehandlung habe Bürgermeisterin Bettina Weist im Ältestenrat informiert, dass sie das Rechnungsprüfungsamt (RPA) als Innenrevision beauftragt habe, den Sachverhalt zu prüfen.
Dem Ältestenrat gehören die Vorsitzenden der Ratsfraktionen an. Er könne zum geschilderten Thema noch kein Urteil fällen, so SPD-Fraktionschef Wolfgang Wedekind auf Anfrage. Die Untersuchung des RPA „bleibe abzuwarten“. Er werde sich dann „auf Grundlage der Ergebnisse äußern“. Ähnlich sieht es CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Rademacher. Man wolle nicht vorschnell urteilen, aber es sei schwer vorstellbar, „dass Ex-Bürgermeister Roland als damaliger Verwaltungschef nicht in den Vorgang eingebunden gewesen ist“. Generell sei es wichtig, dass klar wird, dass für jeden in Gladbeck „nach Recht und Gesetz entschieden wird, ohne Ansehen der Person“. Das unterstreicht auch Grünen-Chefin Ninja Lenz: „Man muss sich an die geltenden Regeln halten. Wer das nicht macht, darf sich nicht wundern, wenn er dann die Konsequenzen zu tragen hat.“