Gladbeck. Der Sohn einer prominenten Familie aus Gladbeck hat schwarz gebaut. Die Siedler in der Kampsiedlung sind besorgt. Das macht den Vorfall brisant.

Ein illegaler Anbau an ein Wohnhaus sorgt für mächtig Wirbel bis in die Verwaltungsspitze im Gladbecker Rathaus. Brisant ist dabei, dass der von der Bauordnung gestoppte Bauherr der Sohn eines stadtbekannten prominenten Gladbeckers ist. Zudem arbeitet der junge Mann selbst in der Bauverwaltung der Stadt.

Ja, er habe das in der Kampsiedlung in Alt-Rentfort erworbene Wohnhaus ausgebaut, sagt Till Roland auf Anfrage der WAZ. Er habe da wohl naiv gehandelt, so der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters, im Glauben, den Wohnraum etwas ausweiten und den Gartenschuppen ausbauen zu können, „wie andere auch“. In anderen Ortsteilen sei das ja problemlos möglich. Jetzt sei ihm klar, dass der Bebauungsplan offenbar keine Anbauten zulasse. Er sei anonym angezeigt worden. Nach wie vor bestehe der Wunsch, „wie bei vielen jungen Familien“, die sich in ehemaligen Zechensiedlungen in Alt-Rentfort angesiedelt hätten, „den beengten Wohnraum auszubauen und modernen Wohnbedürfnissen anzupassen“. 70 Quadratmeter Wohnfläche stünden seiner Familie nur zur Verfügung, so dass er den Wohnraum um ein paar Meter vergrößert habe.

Der Anbau hat eine Fläche von gut 70 Quadratmetern

Dass es sich tatsächlich aber um eine erhebliche, etwa Verdopplung der Wohnfläche handelt, zeigt ein Blick in das Luftbild-Onlineportal des Regionalverbands Ruhr. Demnach ist der komplette Innenhof von der rückseitigen Hauskante bis zum Gartenschuppen überbaut worden und zudem noch die rückwärtige Terrasse des Schuppens.

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Der Anbau, der noch während der Amtszeit seines Vaters errichtet wurde, erfolgte so über schätzungsweise zwölf Meter Länge und ca. sechs Meter Breite. Stadtbaurat Volker Kreuzer bestätigt, dass das Bauamt in der Sache tätig geworden ist. Zum Einzelfall und laufenden Verfahren werde er sich nicht äußern. Prinzipiell sei es so, dass das Bauamt gehalten sei, Hinweisen auf Verstöße nachzugehen. Bestätige sich ein illegaler Bau, werde die sofortige Stilllegung verfügt. In einem Anhörungsverfahren könne sich der Betroffene zur Sache äußern. Die Entscheidung über ein Rückbaugebot wäre je nach rechtlicher Lage dann ein möglicher Ausgang des Verfahrens.

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Die Aktivitäten der Bauordnung schürte offenbar die Sorge der weiteren Anlieger, dass jetzt der gesamte Siedlungsbereich kontrolliert werde. Die Siedler in der betroffenen ehemaligen Bergbaukolonie wurden im Sinne Till Rolands mobil gemacht, um durch Unterschriften gegen den bestehenden Bebauungsplan aus den 1980er Jahren anzugehen. Rund 70 Signaturen wurden so einem Hilfsgesuch beigefügt, das an Bürgermeisterin Bettina Weist, an alle Ratsmitglieder und den Vorstand der Siedlergemeinschaft Rentfort gerichtet wurde.

Bürgermeisterin Weist nimmt den Kampsiedlern die Sorgen

In dem der WAZ vorliegenden Antwortschreiben sagt Bürgermeisterin Weist, dass sie den Siedlern ihre Sogen nehmen könne. Hinweise über weitere, angebliche illegale Bauten, die dem Bauamt gegeben wurden, hätten sich alle bis auf einen zu klärenden Verdacht „nicht bestätigt“. Die Notwendigkeit für ein weiteres Einschreiten werde derzeit nicht gesehen. Zudem sagt die Bürgermeisterin zu, dass das Thema Aktualisierung des Bebauungsplanes in der Sitzung des Planungsausschusses am 4. März diskutiert werde. Weist hat das Thema zudem diese Woche im Ältestenrat angesprochen. Mit dem Hinweis, dass der Rechnungsprüfungsausschuss den Verwaltungsvorgang zur Stilllegung des illegalen Bauvorhabens kontrollieren werde, um den möglichen Vorwurf einer Ungleichbehandlung auszuschließen.

Klar ist für den Sohn von Ex-Bürgermeister Ulrich Roland, dass er mindestens bis zur eventuellen Änderung des Bebauungsplanes keinen Anbau legalisieren kann. Ein Verfahren, das gut drei Jahre dauern kann. Dass ein Ausbau in Umfang von gut 70 Quadratmetern - wie geschehen - baurechtlich möglich wird, ist aber selbst dann wohl eher unwahrscheinlich.