NRW. Am heutigen Montag starten die 53 Impfzentren in NRW. Wer wegen des Winterwetters nicht hinkommt, kann seinen Termin nachholen. Alle Infos.

Da standen sie alle, 15. Dezember, wie vom Bundesgesundheitsminister gewünscht: 53 Impfzentren in NRW, 15 davon im Ruhrgebiet oder an seinem Rand. In Stadt-, Messe- und Turnhallen, in Dortmund in einer Musikhalle, in der der ärztliche Leiter sagte: Es sei vielleicht „nicht das schönste Impfzentrum, aber das effektivste“. Allein, Dr. Reinhard Büker konnte es nicht beweisen: Weil der Impfstoff fehlte, geht es nun erst zwei Monate später los. Und aus demselben Grund mit deutlich weniger Gas, als die Städte geben könnten.

Und nun ist auch noch ein Wintereinbruch da, der in weiten Teilen NRWs den Verkehr am Sonntag erheblich störte. Mehrere Verkehrsbetriebe stellten etwa den Busverkehr ein, möglicherweise auch noch am Montagmorgen, je nach Wetterlage. Die Impfzentren allerdings sollen wie geplant öffnen, versicherte das NRW-Gesundheitsministerium am Sonntag.

Impfzentren: Bürger mit Termin können auch Dienstag statt Montag kommen

„Alle Impfberechtigten, die einen Termin vereinbart haben, können sich dort also am Montag wie vorgesehen gegen das Coronavirus impfen lassen“, teilte das Ministerium am Sonntag mit. Die Impftermine sollten nach Möglichkeit eingehalten werden.

Jedoch können Bürger mit Montagstermin, die sich wegen des Wetters nicht in der Lage sehen, den Termin wahrzunehmen, auch am Dienstag kommen. Sie sollen dann zur gleichen Uhrzeit wie zum ursprünglichen Termin das Impfzentrum aufsuchen, teilte das Ministerium mit. Das Ministerium korrigierte damit früheren Angaben mehrerer Städte und Kreise im Münsterland, die in solchen Fällen die Bürger gebeten hatten, am Dienstag um 14 Uhr zu kommen.

Eine vorherige Absage des Montagstermins ist dafür ausdrücklich nicht nötig, wie ein Ministeriumssprecher sagte. Auch eine telefonische Vereinbarung eines neuen Termins, um die einige Kommunen gebeten hatten, ist nach seinen Angaben nicht erforderlich.

Was passiert ab Montag in den Impfzentren?

Am 8. Februar wird in den Impfzentren also endlich getan, wofür sie da sind und seit Wochen bewacht werden: Es wird geimpft! Nur von 14 bis 19 oder 20 Uhr statt geplanter zehn oder gar zwölf Stunden und in weniger „Impfstraßen“ als gedacht. In Dortmund werden zunächst sechs von zehn dieser Fußgängerwege durch den Impfprozess geöffnet, in Bochum vier von sechs, in Duisburg stehen gar 14 Impfstellen für 2500 Patienten zur Verfügung – eigentlich.

Etwa eine Stunde dauert dort die gesamte Prozedur, Vorgespräch, Injektion und eine halbe Stunde Ruhe. Es gelten die AHA-Regeln, Getränke und Zeitschriften im Wartebereich gibt es nicht. Die Ärzte spritzen in den Oberarm (deshalb empfiehlt sich Kleidung, deren Ärmel man schnell hoch- oder ausziehen kann), 0,3 Milliliter Impfstoff werden injiziert, das ist nur ein kurzer Pieks.

Wer wird in den Impfzentren geimpft?

Nur diejenigen, die einen Termin ergattert haben: Menschen über 80 Jahren, die zuhause leben. 6400 solcher Termine hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) für den ersten Tag vergeben, die Kollegen in Westfalen-Lippe haben öffentlich noch nicht gezählt. Pro Woche stehen vorerst insgesamt 85.000 Dosen zur Verfügung.

In Oberhausen werden demnach 171 Patienten geimpft, in der gesamten ersten Woche werden sie auf 1.017 kommen. Möglich wären in der Willy-Jürissen-Halle 750 Impfungen am Tag – aber dafür reicht der Impfstoff nicht. Das ist auch überall sonst das Problem: Mülheim etwa hat 133 Impfdosen am Tag zugesagt bekommen, kann also 665 von 14.000 berechtigten Patienten in der ersten Woche impfen. Die KV, heißt es, versucht nun, eine Lücke zu schließen: Vergeben worden sind nämlich 680 Termine.

Dortmund plant mit 382 Impfungen am ersten Tag, dabei könnte es maximal 2400 schaffen – wenn denn Impfstoff genug da wäre. Insgesamt wurden 40.334 Briefe an Berechtigte verschickt. In Duisburg haben am Montag 288 Menschen einen Impftermin im Theater am Marientor, Kapazität hätte das Impfzentrum für die neunfache Menge. In Bochum sollen am Montag 150 Menschen ihre Impfung bekommen, 900 wären möglich. „Da ist noch viel, viel Luft nach oben“, sagt ein Stadtsprecher, der trotzdem nicht klagen will: „Das ist doch ein Anfang.“

Wer darf kommen?

Nur Menschen über 80 Jahren, die einen Impftermin in diesem Impfzentrum haben. Eine Begleitperson darf mitgebracht werden, sie wird aber nicht geimpft. Übrigens gehen auch die Leute leer aus, die sich unter falschen Angaben einen Termin besorgt haben: Wer noch unter 80 ist, muss wieder gehen.

Was muss ich ins Impfzentrum mitbringen?

Unbedingt einen amtlichen Ausweis mit Bild – damit Sie Ihr Alter nachweisen können. Wenn vorhanden, Unterlagen über Erkrankungen bzw. Medikamente. Wenn es technisch möglich ist, auch den Anamnese-Bogen und die Einwilligungserklärung. Die gibt es auf der Internetseite Ihrer Kassenärztlichen Vereinigung zum Herunterladen. Sie können diese Formulare aber auch erst vor Ort ausfüllen. Bringen Sie dazu entsprechend Zeit und vielleicht einen eigenen Stift mit.

Wie komme ich hin?

Es gehört zum Anforderungsprofil eines jeden Impfzentrums, ausreichend Parkplätze zu haben. Aber auch die muss man erstmal erreichen: Gladbecker müssen nach Recklinghausen, Velberter und Heiligenhauser nach Erkrath, Wittener und Hattinger nach Ennepetal. Das sind manchmal mehr als 30 Kilometer und kann im Taxi mehr als 60 Euro kosten.

Apropos Taxi: Manche Städte bieten einen Fahrdienst an, Düsseldorf zahlt Zuschüsse zu Taxischeinen, in Essen bieten Ehrenamtliche von Kirche oder Arbeiterwohlfahrt Minibusse an. Dortmund setzt ein „Impfshuttle“ ein, auch Hamminkeln setzt auf eine private Mitfahrbörse. Nur sollen ja alte Menschen eigentlich solche Verkehrsmittel besser meiden, wegen der Ansteckungsgefahr. Was aber ist die Alternative? In Witten bot der Oberbürgermeister schon seinen Dienstwagen an.

Wer wirklich gebrechlich ist, sollte mit seiner Krankenkasse und seinem Arzt klären, ob ein Krankentransport bezahlt wird. Mit einigen Kassen hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann dazu Absprachen getroffen.

Ich habe nur einen Termin und noch keinen zweiten. Und jetzt?

Die KVen beruhigen. Bei manchen haben technische Hürden das Buchen des nötigen Zweittermins verhindert, aber wer einen Ersttermin gebucht hat, soll diesen auf jeden Fall wahrnehmen. „Die betroffenen Bürger erhalten Impfzentrum den zweiten Impftermin.“ Das heißt natürlich sowieso: Jeder Impfling muss zweimal in seinem Impfzentrum erscheinen.

Immerhin, es geht endlich los. „Ich bin froh“, sagt nicht nur Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KNVO. Und dass die Impfung „ein Marathon wird und kein Sprint“, das haben die Menschen in NRW inzwischen wohl verstanden.