Gladbeck. Für 619 Jungen und Mädchen in Gladbeck fehlt ab August ein Platz in der Kinderbetreuung. Nachwuchs besucht immer früher eine Einrichtung.

Nicht alle Kinder in Gladbeck werden zum neuen Kitajahr ab August einen Platz bekommen. „Es gibt einfach zu wenige Plätze“, so Michael Freudiger, Abteilungsleiter „Frühe Bildung und Erziehung“ bei der Stadt Gladbeck. Die Absagen an die Eltern hat die Stadt bereits verschickt. „Wir geben früh erste Rückmeldungen, um Planungssicherheit für Eltern und Träger zu haben.“

619 Jungen und Mädchen bleiben zum 1. August unversorgt: Es fehlen 260 Plätze im Ü3-Bereich und 359 Plätze für Unter-Dreijährige. Eltern fragten immer früher einen Kitaplatz an. „Die Nachfrage im Bereich U3 steigt deutlich. Mehr als 50 Prozent der Zweijährigen gehen schon in die Kita“, weiß Freudiger. Heutzutage werde ein Platz in der Regel spätestens bei einem Alter von zwei Jahren gewünscht. „Früher waren die Kinder eher drei oder vier Jahre, das hat sich deutlich verschoben“, so Freudiger. Hintergrund sei der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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Stadt Gladbeck zieht positive Bilanz der ersten Anmeldung mit dem Kita-Navigator

607 Eltern konnten für ihren Nachwuchs nun einen Vertrag für das neue Kita-Jahr abschließen. Die Anmeldung lief erstmals nicht mehr per Anmeldekarte, sondern online über den Kita-Navigator. Das habe gut funktioniert, so Freudiger. „Die Erfahrungen sind durchweg positiv, es ist sehr geräuschlos verlaufen.“ Die Träger seien entlastet worden, da nicht mehr jede einzelne Einrichtung Absagen erteilen musste, sondern diese zentral erfolgten. „Das hat den Ärger der Eltern von den Kitas weggelenkt und zu uns verlagert“, so Freudiger.

Michael Freudiger ist Abteilungsleiter „Frühe Bildung und Erziehung“ bei der Stadt Gladbeck.
Michael Freudiger ist Abteilungsleiter „Frühe Bildung und Erziehung“ bei der Stadt Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Philipp Nesbach

Entlastung beim derzeitigen Platzmangel sollen die neuen Einrichtungen an der Berliner Straße und an der Uhlandstraße bringen, die im Frühjahr in den Betrieb gehen sollen. Dort entstehen Plätze für jeweils 75 Kinder. Noch nicht ganz so weit im Baufortschritt ist die Modulkita an der Holthauser Straße mit 50 Plätzen. Dort müssen nun noch Kampfmittelsondierungen erfolgen, dann soll es auch dort losgehen. „Zusätzlich entstehen in der Stadtmitte an der Christuskirche weitere 65 Plätze in Trägerschaft der evangelischen Kita, das bedeutet auch noch etwas Entlastung.“

Der Kitaplatz-Mangel beschäftigt die Stadtverwaltung schon lange. „Man kann nicht in irgendwelchen Räumen Kinder betreuen. Es müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden“, sagt Freudiger. So muss etwa Tageslicht vorhanden sein, viele Gewerbeimmobilien fielen da schon weg. Auch bestimmte Brandschutzvorgaben müssen beachtet werden.

Beiträge waren im Januar ausgesetzt, Landtagsabgeordneter fordert dies auch für Februar

Landtagsabgeordneter Michael Hübner (SPD) fordert indes, die Kita-Gebühren weiter auszusetzen. Viele Familien würden aufgrund der Pandemie ohnehin unter finanziellen Sorgen leiden. Dass sie für eine Leistung bezahlen sollen, die sie aufgrund des Appells des Ministers, die Kinder derzeit wenn möglich zu Hause zu betreuen, nicht in Anspruch nehmen, ist unfair, so Hübner. Um die Eltern in der aktuellen Krise weiter zu entlasten, hatte sich die Landesregierung mit den Kommunen darauf verständigt, die Elternbeiträge für die Betreuung in Kitas, Kindertagespflege und dem offenen Ganztag für den Monat Januar zu erlassen. Den Ausfall der Beiträge teilen sich Land und Kommunen.

Eine Entscheidung über die Beiträge im Februar steht noch aus, die Verwaltung warte auf weitere Informationen vom Land. „Bei einem Aussetzen der Beiträge für Februar - ob komplett oder anteilig - müsste dann auch erst wieder ein Beschluss des Rates bzw. ersatzweise des Haupt, Finanz- und Digitalisierungsausschusses in Form einer Dringlichkeitsentscheidung getroffen werden“, so Stadtsprecher David Hennig.