Gladbeck. Eltern sollen sich möglichst zu Hause um ihre Kinder kümmern. Viele machen das. Ein Kita-Träger in großer Sorge um seine Mitarbeiter.

„Entsetzt und enttäuscht“ über die aktuellen Entscheidungen zum Kitabetrieb trotz verlängerten Lockdowns ist Wilfried Allkemper, Geschäftsführer der Evangelischen Kirche. Sie betreibt in Gladbeck neun Kitas und zwei Großtagespflegen. Einrichtungen ab Montag weiterhin im Notbetrieb geöffnet zu lassen, bezeichnet er als Schwachsinn. „Das Land macht sich einen schlanken Fuß zu Lasten der Mitarbeiter.“ Es könne nicht sein, dass es im subjektiven Ermessen der Eltern liege, ob sie ihr Kind zur Kita schicken und so eine Gefährdung der Mitarbeiter in Kauf genommen werde.

Die Landesregierung hat beschlossen, in Schulen bis Ende Januar den Präsenzunterricht ausfallen zu lassen und die Kitas ab Montag nur noch im Notbetrieb zu öffnen. Dass die Kitas im Gegensatz zu den Schulen weiter geöffnet bleiben, macht Allkemper wütend. „Wenn die Inzidenzzahlen so hoch sind und es nun noch die ansteckendere Version des Virus gibt, kann man da nicht so herumeiern.“ Er fürchtet, dass seine Mitarbeiter nun in den Krankenschein flüchten könnten, um so der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus in der Kita auszuweichen.

Derzeit lässt ein Großteil der Eltern die Kinder zu Hause

Derzeit lasse zwar ein Großteil der Eltern ihre Kinder zu Hause, so dass es in den Kitas der evangelischen Kirche im Moment nur eine Belegung von rund 30 Prozent gebe. Das könne sich nach den Ferien aber ändern, vermutet der Geschäftsführer. Auch in die städtischen Kitas kommen derzeit nur wenige Jungen und Mädchen. "Wir haben eine Anfrage in den Einrichtungen laufen, wie viele Eltern wohl ab Montag ihre Kinder bringen werden", so Stadtsprecher David Hennig. Je nach Nachfrage der Eltern sei es derzeit möglich, dass Betreuungszeiten laut der gesetzlichen Regelung reduziert werden. 

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Allkemper indes ist entsetzt, mit welcher Begründung einige Eltern ihren Nachwuchs zur Betreuung bringen. „Die Kinder streiten sich, ich drehe am Rad. Mein Mann hat Homeoffice und kann sich nicht konzentrieren, wenn die Kinder zu Hause rumtoben. Das sind nur zwei von 500 Begründungen, die wir hören“, so Allkemper. Er stellt klar: "Das sind keine Notlagen." Es sei auch keine Notlage, wenn Eltern die Gestaltungsmöglichkeiten zur Beschäftigung der Kinder ausgehen. „Es ist nicht Aufgabe des Staates, die Kinder zu erziehen und den Eltern vom Hals zu halten“, ärgert er sich.

Wie genau der Betrieb ab Montag aussehen wird, soll am Freitagmorgen besprochen werden. „Wir brauchen noch die genaue Richtlinie des Landes.“ Fest aber steht bereits, dass wohl auch in den Einrichtungen der evangelischen Kirche die Öffnungszeiten reduziert werden.

Auch in die Einrichtungen des Kita-Zweckverbandes kommen derzeit weniger Kinder

645 Mädchen und Jungen besuchen an acht Standorten in Gladbeck Einrichtungen des Kita-Zweckverbands im Bistum Essen. Nach dessen Auskunft befinden sich dort derzeit schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel der Schützlinge in der Betreuung. Wie sich allerdings die Lage ab 11. Januar unter einem verschärften Corona-Lockdown entwickeln wird, sei nicht einschätzbar, sagt Gebietsleiterin Barbara Wagner.

Sie sagt: "Wir wissen nicht, wie viele Kinder am Montag in die Einrichtungen kommen werden. Wir brauchen Informationen des Ministeriums. Wir haben bisher nichts Schriftliches. Darauf warten wir." Aktuell gelte: "Alle können kommen; die Eltern müssen entscheiden, ob sie ihr Kind während der Pandemie in die Kita schicken." Der Zweckverband bleibe aber bei der Empfehlung, die Mädchen und Jungen möglichst zu Hause zu behalten und anderweitig zu betreuen.

Das Stundenkontingent wird reduziert

Auch der Zweckverband reduziert Betreuungsstunden. Wer früher seinen Sohn oder seine Tochter 45 Stunden in einem Kindergarten betreuen lassen konnte, muss sich nun mit 35 Stunden begnügen. 35 Stunden werden auf 25, 25 auf 15 gesenkt.

Der Kita-Zweckverband mit seinen insgesamt mehr als 260 Einrichtungen fährt den Kita-Betrieb mit Corona-Schutzmaßnahmen, etwa durch separate Ein- und Ausgänge. Barbara Wagner berichtet zudem: "Die Gruppen sollen sich nicht untereinander mischen. Das bedeutet, dass Geschwisterkinder, die sonst getrennt bei uns betreut wurden, jetzt in einer Gruppe sind." Masken müssten die Steppkes zurzeit "normalerweise nicht tragen".

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