Gladbeck. Wettbüros dürfen im Lockdown öffnen. Das hat für Kritik gesorgt. Warum der Betrieb legal ist, und welche Corona-Regeln in den Läden gelten.

Auf die allermeisten Freizeitangebote müssen Bürgerinnen und Bürger in NRW verzichten. Die Coronaschutzverordnung des Landes hat alles genau aufgezählt: Discos, Schwimmbäder, Zoos und Museen – alles zu. Aber es gibt eine Ausnahme: „In Wettannahmestellen, Wettbüros und so weiter ist nur die Entgegennahme der Spielscheine, Wetten und so weiter gestattet“, so steht es in der Verordnung.

Verboten ist der Aufenthalt in einem Wettbüro

Verboten ist dagegen der Aufenthalt in einem Wettbüro, zum Beispiel um ein Fußballspiel anzusehen. Das setzt unter anderem Markus Krüger um, der im Wettbüro Tipbet auf der Horster Straße arbeitet. „Die Leute schmeißen Geld in die Automaten und gehen wieder“, meint er. Er selbst sitzt hinter einer Scheibe und trägt eine medizinische Maske. „Ohne so eine Maske kommt hier auch keiner rein“, sagt er, „ich sehe nicht ein, Strafen wegen der Kunden zu bezahlen.“

Wettbüros haben zwar geöffnet, aber es gelten bestimmte, coronabedingte Regeln.
Wettbüros haben zwar geöffnet, aber es gelten bestimmte, coronabedingte Regeln. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Laut Stadtsprecher David Hennig, gibt es in Gladbeck sechs Wettbüros, vier davon allein auf der Horster Straße. „Die Wettbüros dürfen öffnen, wenn sie sich an die Schutzmaßnahmen halten, also Masken getragen werden, nur eine Person pro zehn Quadratmeter, kein Aufenthalt. Im Prinzip ist es der gleiche Ablauf wie bei der Lotto-Annahmestelle oder wenn man in einer Bank eine Überweisung tätigt.“ Einige Menschen haben sich auf der Facebookseite der WAZ Gladbeck darüber beschwert, dass Wettbüros geöffnet haben dürfen. Der Stadtverwaltung wurde vorgeworfen „Schuld“ an der Ausnahme zu sein, die unfair anderen Betrieben gegenüber sei. Dabei macht nicht die Stadt die Regeln, sondern das Land, wie Hennig auch noch einmal betont.

Der KOD in Gladbeck kontrolliert stichprobenartig alle sechs Wettbüros

Der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliere zudem stichprobenartig alle sechs Wettbüros in der Stadt, reagiert aber auch auf Hinweise. „Bisher wurde bei keiner Kontrolle ein Verstoß gegen die Corona-Maßnahmen festgestellt. Manchmal musste der KOD Besucher auf die richtige Trageweise der Maske hinweisen, aber richtige Verstöße sind nicht aufgefallen.“

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Über den Unmut mancher Menschen kann Wettbüro-Mitarbeiter Markus Krüger hinter seiner Maske nur müde lächeln: „Ich mache hier auch nur meinen Job, gucke, dass die Regeln eingehalten werden und wische die Automaten und die Theke ab. Manchmal sitze ich hier auch zwei Stunden alleine im Laden und keiner kommt.“ Im Lokal sind alle Sitzgelegenheiten weggeschafft worden, 14 Fernseher sind mit Flatterband abgesperrt und zeigen nichts als Schwärze. „Sonst können die Gäste die Spiele hier verfolgen, aber wir wollen niemanden länger hier halten als nötig. Stimmung kommt so nicht auf.“

Ein Schild weist auf die Maskenpflicht und die maximale Besucherzahl hin

Wenige Meter weiter schräg gegenüber, im Tipster-Wettbüro sieht es ähnlich aus. Von außen sieht man nichts, die Stufen vor der Eingangstür sind mit grünem Filz bezogen, die Leuchtreklame ist ausgeschaltet. Nur ein blinkendes Schild signalisiert: geöffnet. An der blickdichten Tür hängen Zettel, der auf die Maskenpflicht und eine maximale Besucherzahl von zwei Personen hinweisen. Vor den Automaten hat sich eine kurze Schlange gebildet, die Männer tragen Masken und halten Abstand.

Sechs Wettbüros in Gladbeck

In Deutschland gibt es circa 3400 Wettbüros, sechs davon in Gladbeck.

Der Deutsche Sportwettenverband meldete zuletzt ein Wachstum von 21 Prozent in der Branche. Wettkunden in Deutschland haben 2019 insgesamt 9,3 Milliarden Euro bei Sportwetten eingesetzt.

Hinter der Theke steht eine junge Frau, die das Geschehen überblickt. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. „Für das Personal ist es schon schwieriger jetzt, aber ich bin doch froh, dass ich arbeiten kann und nicht in Kurzarbeit bin“, meint sie, „aber die Leute werden immer hier hinkommen, das ist wie in den Spielhallen.“ Zum gleichen Schluss kommt auch Markus Krüger im Wettbüro gegenüber: „Schlussendlich sind es immer dieselben Gesichter, es können noch zehn Pandemien kommen, fürs Wetten haben die Menschen hier immer Geld über.“

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