Gelsenkirchen. Schulen, Einzelhändler und Museen sind im Lockdown dicht, Wettbüros geöffnet. Und zwar ganz legal, entsprechend der Corona-Schutzverordnung.

Der freundliche Herr hinter dem Tresen des Wettbüros an der Hauptstraße lacht entwaffnend hinter seiner Maske: "Ich weiß auch nicht, warum wir öffnen dürfen. Aber es ist so, also bin ich hier!" Mit ihm und mir befinden sich in dem etwa 100 Quadratmeter großen Raum zwei Spieler an den Automaten. Die Monitore, an denen normalerweise die Spiele verfolgt werden, sind ausgeschaltet, die Tische weggeräumt. Getränkeverzehr ist aktuell verboten, erlaubt ist allein, Wetten zu platzieren und wieder zu gehen.

Versammlung vor der Tür verboten

Das klappt nicht bei jedem vollständig. Ein Mann mit Mütze geht immer wieder raus zum Rauchen, zwischenzeitlich holt er sich ein Bier von nebenan, das aber draußen verzehrt wird, bevor es wieder ins Tipp-Büro geht. Viel gesprochen wird nicht, die sonst üblichen Versammlungen vor der Tür finden an diesem Abend nicht statt. Ein großes Schild an der Tür weist darauf hin, dass das verboten ist. Es wirkt nicht immer.

Liste zur Kontakt-Nachverfolgung am Eingang

An der Lohfeldstraße bei Tipster herrscht indes reger Betrieb. Am Eingang steht ein Tisch mit einer Liste, auf der Besucher sich eintragen sollen zwecks Kontaktnachverfolgung im Fall der Fälle. Auch hier sind die Fernseh-Monitore ordnungsgemäß ausgeschaltet, die Tür steht im Gegensatz zu den meisten anderen Wettbüros, die auf blickdichte Schaufenster und Türen setzen, weit offen.

Acht Männer aller Altersgruppen blicken konzentriert auf die Monitore zum Setzen. Im Auto vor dem Haus verfolgt ein Mann offenbar am Radio das Spiel, bevor er erneut ins Wettbüro geht. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen mit vielen Rauchpausen.

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Belli Hanifi, der Betreiber des Wettbüros, ermahnt einen Kunden, die Maske hochzuziehen, auf die Frau von der Presse verweisend. Alle anderen sind ohnehin von Anfang an ordnungsgemäß geschützt. Er ist naturgemäß froh, öffnen zu dürfen. Am Abend des Kanzler-Gipfels allerdings macht er sich Gedanken, ob es bei der Sondererlaubnis bleibt oder auch er in den Lockdown muss. "Wer weiß, ob ich morgen noch aufmachen darf?", fragt er. Nach jetzigem Stand darf er wohl.

Dicht gedrängt vor einem Automaten

Ortswechsel. An der Bismarckstraße nahe dem Stern herrscht zwar nur mäßiger Betrieb an diesem Bundesliga-Spielabend, doch die beiden Männer im Raum haben die Maske runtergezogen. Die TV-Monitore sind auch hier aus. Gegenüber bei Tipico drängen sich drei Gäste um einen Automaten, immerhin mit Maske ausgestattet. An der Lockhofstraße in Schalke, hinter dem Baumarkt, ist es leer, der einzige Kunde steigt gerade ins Auto, ansonsten gähnende Leere.

Nur wenige Verstöße gegen Schutzverordnung

Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) und Gewerbeaufsicht kontrollieren die rund 40 Wettbüros in der Stadt stichprobenartig. Bei 90 Kontrollen des KOD und 25 der Gewerbeaufsicht seit November seien nur zwei Verstöße gegen die Maskenpflicht registriert worden, so Stadtsprecher Martin Schulmann.

Eigener Paragraph für die Sonderregel bei Wettbüros

In der Corona-Schutzverordnung regelt der Paragraph 10 den Betrieb der Freizeit- und Vergnügungsstätten. Absatz 1 a ist allein den Wettbüros gewidmet. Darin heißt es:
"In Wettannahmestellen, Wettbüros und so weiter ist nur die Entgegennahme der Spielscheine, Wetten ...gestattet. Ein darüber hinausgehender Aufenthalt ...(zum Mitverfolgen der Spiele)...ist unzulässig." Zudem gilt: Maximal eine Person je zehn Quadratmeter.

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