Gladbeck. Es wurde weniger kontrolliert und geblitzt, viele Menschen ließen ihr Auto stehen. Folglich sank die Zahl der registrierten Verstöße.
Es gibt wohl kaum einen Bereich, auf den sich nicht die Corona-Pandemie auswirkt. Auch die "Knöllchen-Bilanz" der Stadtverwaltung Gladbeck fällt für das Jahr 2020 anders aus als sonst.
"Der Lockdown hatte einen erheblichen Rückgang der Verkehrsfrequenz insbesondere im Innenstadtbereich zur Folge", so Stadtverwaltungssprecher David Hennig. Die Parkplätze seien weniger frequentiert gewesen: "Somit gab es auch weniger Parkverstöße." Im so genannten ruhenden Verkehr heißt das in konkreten Zahlen: 23.594 Verwarnungen, ein Minus von 13,14 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 (27.162 Fälle). Zum Vergleich: 25.438 Fälle waren es im Jahr 2018. 5067 Bußgeldverfahren wurden 2020 eingeleitet, die Gesamteinnahme aus dem Sanktionsbereich Ruhender Straßenverkehr beziffert die Stadtverwaltung auf 472.537,96 Euro.
Gladbeck: Die große Hitze im Sommer 2020 führte zu technischen Problemen bei den Blitzern
Noch deutlicher ist der Rückgang in der Kategorie "Fließender Verkehr". Insgesamt flossen in diesem Bereich durch Regelverstöße 147.066 Euro in die Kasse. 6366 Verwarnungen gingen in die Statistik ein - minus 33 Prozent gegenüber 2019 mit 9599 Fällen. 7768 Verwarnungen wurden im Jahr davor registriert. Hennig erläutert: "Im Zuge der Corona-Pandemie wurde aufgrund von notwendigen Personalumschichtungen weniger geblitzt." So wurden städtische Beschäftigte eingesetzt, um den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) zu verstärken. Der Stadtsprecher fügt hinzu: "Das Verkehrsaufkommen war während des ersten Lockdowns zudem wesentlich geringer." Außerdem habe die große Hitze im Sommer zu weniger Radareinsätzen geführt, "weil die Technik zum Teil ausgefallen war".
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So seien im vorigen Jahr 239 Messungen durchgeführt worden, 21 Prozent weniger als 2019 (302). In der aktuellen Statistik sind 7893 Geschwindigkeitsübertretungen geführt. Das ist ein Rückgang um 23 Prozent zum Jahr 2019, als 10.234 Fälle konstatiert wurden. Was wiederum ein Anstieg zu 2018 mit 9319 festgestellten Geschwindigkeitsübertretungen war.
"Bleifuß" raste mit 92 Stundenkilometern durch ein Tempo-50-Gebiet
Nicht so gravierend fällt der Unterschied im Jahresvergleich aus, ist der Blick auf die Fahrverbote gerichtet. Fünf wurden im Corona-Jahr verhängt, ein Fall weniger als 2019. "Spitzenreiter' war im vergangenen Jahr ein Autofahrer, der mit 92 Stundenkilometern in einer 50 km/h-Zone an der Scholver Straße geblitzt wurde. Daraus resultierten 160 Euro Geldbuße, zwei Punkte beim Kraftfahrtbundesamt und ein Monat Fahrverbot", berichtet David Hennig.
Der Wechsel zwischen altem und neuem Bußgeldkatalog verzerrt die Statistik
Wenn auch nicht ganz so schnell wie dieser Autofahrer waren auch andere motorisierte Zeitgenossen flott unterwegs, kassierten Punkte und mussten Bußgelder zahlen. Es wurden im Jahr 2020 insgesamt 222 mit Punkteverstößen verhängt (2019: 187, plus 18 Prozent). Hinzu kamen 557 Fälle, die aus nicht gezahlten Verwarnungen resultierten. Im Jahr 2020 waren es somit 35 Punkteverstöße mehr als 2019. Hennig: "Insgesamt wurden 187 Bußgelder mit Punkteverstößen ohne Fahrverbote verhängt. Im Jahr 2018 waren es 94 Bußgelder."
Die Kreisverwaltung Recklinghausen rüstet die Blitzer um
Allerdings sei der Jahresvergleich in der "Knöllchen-Bilanz" nur bedingt aussagekräftig, so Hennigs Hinweis. Er erklärt: "Zu beachten ist eine gewisse Verzerrung der Zahlen durch die Inkraftsetzung des ,neuen' Bußgeldkatalogs und die Umkehr des Verkehrsministeriums zum ,alten' Bußgeldkatalog Mitte des Jahres." In die Statistik 2020 seien also Punkteverstöße eingeflossen, die zuvor noch keine gewesen wären: "Insofern ist auch hier eine Interpretation der Werte nur sehr schwierig möglich."
Nicht in allen stationären Messstellen befinden sich Kameras
Die Kreisverwaltung Recklinghausen führt ebenfalls, unter anderen per "Starenkästen", Geschwindigkeitskontrollen durch. Miriam Gruschka aus der Presseabteilung: "Wir haben in unserem gesamten Gebiet 24 Blitzer." Zwei stehen in Gladbeck - und zwar an der Wiesmannstraße und an der Buerschen Straße. Jedoch befinden sich nicht auch an allen Standorten Kameras in den Geräten: "Wir haben sechs in stationären Blitzern, die im wöchentlichen Wechsel eingesetzt werden." Die weiteren Kameras kommen in Fahrzeugen zur Geschwindigkeitskontrolle zum Einsatz.
Der alte Starenkasten an der Buerschen Straße wird durch ein modernes Gerät ersetzt
"Im Jahr 2019 haben wir begonnen, unsere stationären Messstellen umzurüsten auf moderne Lasertechnik", sagt Gruschka. Bereits aufgestellt ist das Exemplar an der Buerschen Straße: "Es fehlt nur noch der Anschluss an den Stromverteilerkasten." Das alte, ramponierte Modell soll dann abgebaut werden. Auch wenn sich der moderne Laserblitzer auf dem Grünstreifen in der Straßenmitte befindet, so Gruschka: "Er kann nicht die Richtung wechseln." Gemessen wird das Tempo in Richtung Innenstadt über Sensoren, die im Asphalt eingelassen sind.