Gladbeck. In Gladbecker Seniorenheimen findet Weihnachten im internen Kreis statt. Steigende Infektionszahlen und Todesfälle machen große Feiern unmöglich.

„Wir fahren auf Sicht.“ So formuliert Rainer Knubben, Vorsitzender des Caritasverbandes Gladbeck, die momentane Situation mit Blick auf seine Seniorenheime. In wenigen Tagen ist Heiligabend und fast jeden Tag gebe es angesichts der steigenden Infektionszahlen eine neue Verordnung, sagt Knubben. Ähnlich denkt auch Joachim Georg, Leiter von Vinzenz- und Marthaheim, die das Diakonische Werk in Gladbeck betreibt: „Ich weiß nicht, was noch auf uns zukommen wird.“

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Beide reagierten allerdings schnell, nachdem auch von Seiten der Ministerpräsidenten die Forderung nach einem härteren Lockdown immer lauter wurde: „Der Teillockdown war vergebliche Liebesmüh“, konstatiert Rainer Knubben, der in seinen beiden Häusern Infektionen sowohl unter den Bewohnern als auch den Mitarbeitern zu verzeichnen hat. Joachim Georg hingegen ist bisher in seinen Einrichtungen von Infektionen verschont geblieben und Mechtild Eckholt, Leiterin des Eduard-Michelis-Hauses, hat nach eigener Aussage „schon alles durch“. Im Augenblick gibt es in ihrem Haus, zumindest unter den Bewohnern, keine Infektionen. Wie also jetzt umgehen mit den Feiertagen?

Der Umgang mit den Feiertagen stellt die Betroffenen vor viele Fragen

Diese Frage beschäftigen die Heimleitungen genauso wie die Bewohner und ihre Angehörigen. Knubben verzeichnet eine „große Spannbreite von Meinungen.“ Hier gelte es, Entscheidungen zu treffen. Es werde keine der üblichen Weihnachtsfeiern mit den Angehörigen geben, erklärt Knubben: „Auch die zentrale Feier, die wir bisher alle gemeinsam durchgeführt haben, findet nicht statt“, fügt er hinzu und bittet dafür bei den Angehörigen „um Verständnis.“ Es werde in den einzelnen Wohnbereichen kleine Feiern nur mit den Bewohnern geben.

Pflichttests angeordnet

Die konkrete Besuchsregelung an den Feiertagen stehe noch nicht fest. Je nach Beschlusslage der Politik bleiben Änderungen den jetzigen Planungen vorbehalten, so Caritas-Chef Rainer Knubben, Diakonie-Einrichtungsleiter Joachim Georg und Mechtild Eckholt, Leiterin des Eduard-Michelis-Hauses.

Die Bund-Länder-Runde am Sonntag hat in Seniorenheimen Corona-Pflichttests angeordnet. Für alle Mitarbeiter gilt die Pflicht, FFP2-Masken zu tragen. Aktuelle Infos unter www.diakonisches-werk.de, www.caritas-gladbeck.de und www.eduard-michelis-haus.de.

Im Martha- und Vinzenzheim wird am 23. und 24. Dezember jeweils ein kleiner Gottesdienst stattfinden, erläutert Joachim Georg. Im Laufe des Tages sollen sich die Bewohner in ihren Wohnbereichen treffen: „Es werden dann Geschichten erzählt und es wird vorgelesen.“ Sowohl in den Häusern der Caritas als auch in denen des Diakonischen Werkes gibt es Angehörige, die ihre Eltern oder Großeltern über die Feiertage nach Hause holen wollen. Beiden Heimleitern ist nicht ganz wohl dabei: „Wir appellieren an die Vernunft“, sagt Rainer Knubben. Es sei für alle Seiten besser, wenn die Heimbewohner in ihrem jetzigen Zuhause bleiben würden.

Joachim Georg, Leiter des Vinzenz- und Marthaheims in Gladbeck, stellt fest, dass die Senioren selbst auch ängstlich sind und mit Weihnachtsbesuchen bei den Angehörigen nichts riskieren möchten.
Joachim Georg, Leiter des Vinzenz- und Marthaheims in Gladbeck, stellt fest, dass die Senioren selbst auch ängstlich sind und mit Weihnachtsbesuchen bei den Angehörigen nichts riskieren möchten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wer zu Weihnachten seine Familie besucht, muss danach in Quarantäne gehen

Joachim Georg sieht das ähnlich: „Wenn unsere Bewohner unter sich sind, brauchen sie keine Maske zu tragen, wenn sie unbedingt zu ihrer Familie möchten, dann geben wir ihnen FFP2-Masken mit. Nach Rückkehr wird getestet und Quarantäne angeordnet.“ Allerdings seien die Bewohner selbst sehr ängstlich und wollten nichts riskieren. Rigoroser ist bei dieser Frage Mechtild Eckholt, Leiterin des Eduard Michelis-Hauses: „Es geht keiner aus dem Haus, ohne, dass mit mir Rücksprache genommen wird“, erklärt sie sehr bestimmt. „Ich kann verstehen, dass Menschen bei ihren Liebsten sein wollen, aber sie müssen mit der Konsequenz leben, dass sie hinterher in die Isolierung gehen und ohne Gemeinschaft leben müssen. Lohnt es für die drei Stunden, die wir Mutter oder Vater nach Hause holen, das in Kauf zu nehmen?“, fragt Eckholt.

Die Feiern rund um Weihnachten werden auch im Eduard-Michelis-Haus ohne Angehörige stattfinden. Wenn Joachim Georg einen Wunsch frei hätte für die nächste Zeit und das neue Jahr mit Blick auf die Bewohner seiner beiden Häuser, dann wäre es dieser: „Dass alle achtsam mit sich und anderen umgehen und sich an die Regeln halten.“