Gladbeck / Bottrop. Eine infizierte Bottroperin ging weiter zur Arbeit in ein Gladbecker Seniorenheim. Testergebnis erreichte sie nicht. Gesundheitsamt widerspricht.
Die Corona-Lage im Eduard-Michelis-Haus an der Gildenstraße in Gladbeck ist nach wie vor angespannt. Mitte Oktober sind Infektionsfälle bei Mitarbeitern und Heimbewohnern bekannt geworden. Was nun zusätzlich für Unverständnis und und Besorgnis bei der Heimleitung sorgt: Eine Mitarbeiterin aus Bottrop ist beim ersten Testverfahren für alle Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheimes positiv auf das Coronavirus getestet worden. Doch diese Nachricht soll sie nie erreicht haben.
Erst beim zweiten Test wurde die Infektion bekannt
Und so ist die Frau jeden Tag weiter zur Arbeit erschienen, und das gut zwei Wochen. Am 29. Oktober gab es dann im Michelis-Haus einen weiteren Testdurchgang. Zwei Tage darauf erhielt die Bottroperin (der Name ist der Redaktion bekannt) von dem für sie zuständigen Gesundheitsamt in ihrer Heimatstadt die schriftliche Benachrichtigung über ein positives Testergebnis. Das war am vergangenen Wochenende. Am Montag rief die Seniorenheim-Mitarbeiterin von sich aus beim Bottroper Gesundheitsamt an. „In dem Gespräch wurde mir dann mitgeteilt, dass schon mein erstes Testergebnis positiv gewesen sei“, erklärt die Bottroperin auf Anfrage dieses Zeitung. Man habe vergessen, ihr das mitzuteilen.
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So weit ihre Version. Vom Bottroper Gesundheitsamt gibt es eine anders lautende Auskunft. Am 23. Oktober, also drei Tage nach der ersten Testung, sei die Frau telefonisch vom Gesundheitsamt darüber informiert worden, dass bei ihr eine Infektion mit dem Coronavirus vorliege. „Und sie wurde ebenfalls darüber informiert, dass sie sich umgehend und bis zum 4. November in häusliche Quarantäne zu begeben hat“, erklärt Ulrich Schulze vom Presseamt der Stadt Bottrop. Dieses Gespräch sei auch in den Akten vermerkt, so Schulze weiter. Aufgrund der steigenden Fallzahlen könne es sein, dass die schriftliche Mitteilung die Frau da noch nicht erreicht habe. Die telefonische Anordnung sei aber genauso bindend. „Bei uns stehen, wie bei anderen Gesundheitsämtern auch, alle Ampeln derzeit auf Rot“, so Schulze. Mit der schriftlichen Benachrichtigung der positiven Fälle komme man nicht immer sofort nach.
Bottroperin bestreitet, einen Anruf vom Gesundheitsamt erhalten zu haben
Und eigentlich hätte, parallel zur Information der Betroffenen, auch das Seniorenheim über das Testergebnis informiert werden müssen, so Schulze weiter. Auf der Homepage vom Eduard-Michelis-Haus ist jedoch zu lesen, dass dem Seniorenheim „noch immer nicht alle Testergebnisse vom 20. Oktober“ vorliegen. Der Eintrag erfolgte am 30. Oktober um 19 Uhr.
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Und auch die Heimmitarbeiterin aus Bottrop widerspricht der Aussage des Gesundheitsamtes: „Das ist nicht wahr. Ich habe keinen Anruf erhalten.“ In dem Gespräch, das sie nach dem zweiten Test am 29. Oktober mit dem Gesundheitsamt Bottrop führte, habe ihr die Frau am Telefon sogar ausdrücklich gesagt, dass ihr positives Testergebnis vom 20. Oktober dem Gesundheitsamt erst am 27. Oktober vorgelegen habe. „Wie kann ich dann am 23. Oktober die anders lautende Information erhalten haben?“, fragt sie sich.
„Ich wäre doch sofort in Quarantäne gegangen“
Dass sie unwissentlichen in den vergangenen Tagen die Senioren, aber auch Kollegen in Gefahr gebracht haben könnte, macht der Frau sehr zu schaffen. „Hätte ich von dem positiven Ergebnis gewusst, wäre ich sofort in Quarantäne gegangen!“ Heimleiterin Mechtild Eckholt ist von der Bottroperin Anfang der Woche sofort informiert worden. „Die Angst bei unseren Bewohnern und auch den Mitarbeitern ist natürlich groß“, sagt Eckholt. Was sie besonders ärgert: „Wir unternehmen hier alles, um unsere Bewohner zu schützen. Und das wird dann durch so ein Versäumnis an anderer Stelle auch noch zusätzlich erschwert.“
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