Gladbeck. Die Neue Galerie Gladbeck nutzt Facebook, Instagram und Youtube, um die Ausstellung „morphing“ zu präsentieren. Eine Alternative im Lockdown.
In der Kulturausschusssitzung Anfang Dezember formulierte Gerd Weggel es so: „An der Neuen Galerie müsste eigentlich ein Schild hängen. Aufschrift: Betreten der Ausstellung verboten!“. Man kann es mit Galgenhumor nehmen – und dennoch das Beste aus der Situation machen. Genau so verfahren die Ausstellungsmacher momentan: Weil die aktuelle Ausstellung „morphing“ coronabedingt im realen Leben zu einer Art „Geisterschau“ ohne Publikum mutiert ist, setzt die Neue Galerie stattdessen auf digitale Formate, um die Werke von Johanna Flammer und Paul Schwer zu präsentieren.
Die Ausstellung in der Neuen Galerie Gladbeck muss bis Januar ohne Besucher auskommen
Wirklich zu verstehen ist es nicht. Würde es sich bei der Galerie an der Bottroper Straße um eine Verkaufsgalerie handeln, dürfte sie trotz Lockdown light geöffnet sein. Anders Museen und Kunstgalerien, die derzeit keine Besucher einlassen dürfen. Dabei, sagt Ausstellungsleiter Gerd Weggel, wäre es ein Leichtes gewesen, für den Gladbecker Ausstellungsraum ein entsprechendes Hygienekonzept zu entwickeln. Und gerade diese Ausstellung, die nun wahrscheinlich bis Januar ohne Besucher auskommen muss, hätte mit ihrer Wohlgefühle ausstrahlenden Farb- und Formenvielfalt gerade in der Pandemiezeit vielen sorgengeplagten Menschen garantiert richtig gut getan.
Vor allem Kasia Lorenc, seit Anfang des Jahres kuratorische Assistentin an der Seite von Weggel, ist es zu verdanken, dass die Gemeinschaftsausstellung von Flammer und Schwer nun zumindest im Internet bunte Spuren hinterlässt. Auf Facebook, Instagram und dem neuen Youtube-Kanal der Neuen Galeriekönnen sich Kunstfreunde davon überzeugen, dass die großen, fotocollagierten Bilder Flammers und die thermoplastischen Objekte Schwers einfach perfekt matchen. So, als würden die beiden Künstler schon seit Jahren gemeinsam arbeiten. Dabei hat erst die Schau in Gladbeck sie zusammengebracht.
Es ist die erste Gemeinschaftsausstellung von Johannae Flammer und Paul Schwer
Dass gerade ihre erste Gemeinschaftsausstellung in der realen Welt ohne Publikum auskommen muss, war für beide Künstler nicht ganz einfach, so Weggel. Und auch die digitale Aufbereitung stellte Neuland dar. Statt eines Dialogs mit den Besuchern zur Eröffnung von „morphing“, gibt es nun Videos im Netz, in denen Flammer und Schwer über die Ausstellung in Gladbeck und ihre Kunst sprechen. Geführt hat die Interviews Kunsthistoriker Wilko Austermann, der sich in den vergangenen Jahren bereits intensiv mit den Einflüssen des Digitalen auf die Kunstproduktion auseinandergesetzt hat. Mit den Interviews kann sich der User die Kunst nun sozusagen nach Hause holen. Zudem postet die Galerie regelmäßig Bilder der Werke auf Instagram und Facebook.
Verlängerung der Ausstellung möglich
Eine kleine Chance, die Ausstellung „morphing“ doch noch für Besucher zu öffnen, besteht noch. Sollte es zum harten Lockdown kommen und die Infektionszahlen dann wirklich sinken, wäre eventuell eine Öffnung der Neuen Galerie Gladbeck nach dem 10. Januar möglich. Dann würde die Ausstellung verlängert werden. „Vielleicht wäre ja sogar noch eine Finissage möglich“, hofft Gerd Weggel. Die Ausstellung mit Bildern von Tim Eitel ist auf jeden Fall schon einmal auf März verschoben worden.
Die Neue Galerie Gladbeck ist auf Facebook, auf Instagram und Youtube präsent. Weitere Informationen auf galeriegladbeck.de
Das Internet kann zwar viel, aber ein vollständiger Ersatz eines realen Ausstellungsbesuches ist die Präsentation im Netz nicht. Das beste Beispiel dafür ist die Rauminstallation von Paul Schwer. Als zweiter Künstler nach Candida Höfer hat sich Schwer intensiv mit dem ehemaligen Lesesaal auseinandergesetzt. So ist ein Raum im Raum entstanden, der die Farbigkeit der Buntglasfenster aufgreift. Das Lichtspektakel vervollständigt eine Lichtorgel, wie sie in den 80er-Jahren in keiner Disco fehlen durfte. Im 15-Minuten-Rhythmus springt sie an, zeitgleich ertönen wummernde Techno-Rhythmen. „Die Installation spiegelt ein wenig auch das Leben in der Corona-Pandemie, immer wieder herrscht Stillstand für eine gewissen Zeit“, sagt Gerd Weggel. Zu sehen sein wird die Installation nach der Ausstellung in Gladbeck in dieser Form kein zweites Mal.
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