Gladbeck. Kasia Lorenc hat für große Berliner Galerien gearbeitet. Nun ist die Galerie Gladbeck ihr Wirkungsfeld. Was ihr das bedeutet, verrät sie hier.

Für Gerd Weggel stellt sie einen „absoluten Glücksgriff“ dar. Und das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn auch Kasia Lorenc ist voll des Lobes für ihre neue Wirkungsstätte – die Neue Galerie Gladbeck. Die 35-Jährige schwärmt von der Vielfalt der Möglichkeiten, die der moderne Galerie-Anbau der künstlerischen Entfaltung bietet. Und genau dieser Aufgabe will sie sich ab sofort auch widmen.

Kasia Lorenc übernimmt die Stelle von Jens Dornheim, aber mit einem anderen Schwerpunkt

Kasia Lorenc übernimmt die Stelle von Jens Dornheim, der zum Theater im Depot in Dortmund wechselt. Allerdings wird ihr Aufgabenschwerpunkt ein anderer sein. Als kuratorische Assistentin an der Seite von Gerd Weggel nimmt sie nämlich ebenfalls Einfluss auf die Ausstellungen, die in Gladbeck im Rathauspark gezeigt werden. „Ich freue mich da absolut auf einen neuen, einen weiblichen Blick auf die zeitgenössische Kunstszene“, sagt Gerd Weggel.

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Kasia Lorenc ist zwar Literaturwissenschaftlerin, aber sie hat sich bereits vor Jahren voll und ganz der Kunst verschrieben. Die gebürtige Polin studierte in Krakau Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturwissenschaft. „Schon zu der Zeit arbeitete ich parallel für einen Verlag, war dort für den Bereich Kunst und Kultur zuständig“, sagt die 35-Jährige. Die Verbindung war geschaffen. 2009 absolvierte sie dann ein Stipendium bei der Zentrale für politische Bildung in Berlin.

Kasia Lorenc freut sich auf eine spannende Zeit in der Neuen Galerie.
Kasia Lorenc freut sich auf eine spannende Zeit in der Neuen Galerie. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

„Auch das war ein wichtiger Schritt für mich“, betont sie. Kunstwerke seien für sie nämlich viel mehr als nur „schöne Objekte“. „Sie ermöglichen vielmehr den Dialog zwischen den Menschen und helfen so, auch Grenzen zu überwinden.“

In Berlin hat sie für die Galerien Zak Branicka und Gregor Podnar gearbeitet

Berlin blieb Kasia Lorenc nach dem Stipendium treu. Ab 2011 arbeitete sie für zwei große Galerien – Zak Branicka und Gregor Podnar – in der Hauptstadt. Für beide organisierte sie auch internationale Kunstmessen mit, sammelte viele Erfahrungen. Ein Glück für den Förderverein der Neuen Galerie Gladbeck: Im November 2017 zog Kasia Lorenc aus privaten Gründen nach Essen um. Der Kontakt kam dann über die Düsseldorfer Künstlerin Angelika Trojnarski zustande, die vor sieben Jahren in Gladbeck ausgestellt hat.

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Die beiden Frauen sind nicht nur befreundet, sie kuratieren auch gemeinsam unter dem Namen „Curated Affairs“. Im vergangenen Sommer haben sie in Düsseldorf eine Gruppenausstellung zum 100. Todestag von Rosa Luxemburg organisiert – als Auftakt ihrer Zusammenarbeit.

Von Essen und Düsseldorf war der Weg nach Gladbeck dann nicht mehr weit. Die Eröffnung der Ausstellung mit Bildern von Sven Kroner in der Neuen Galerie hat Kasia Lorenc dazu genutzt, den Kunstraum auf sich wirken zu lassen.

In der Jury des New Talents Award

Bislang hat Kasia Lorenc ausschließlich für kommerzielle Galerien gearbeitet. In der Neuen Galerie Gladbeck geht es ausschließlich um das Zeigen von zeitgenössischer Kunst und nicht um den Verkauf. „Ich werde hier garantiert noch viel Neues lernen können“, sagt Kasia Lorenc.

Eine neue Aufgabe kommt auf jeden Fall schon mal auf sie zu: Gemeinsam mit Maria Schnieders und Angelika Trojnarski wird sie in der Jury des New Talents Award sitzen. Diesen Preis für die Meisterschüler von Kunstakademien hat die Neue Galerie Gladbeck 2019 erstmalig verliehen.

Die Neue Galerie Gladbeck, Bottroper Straße 17, hat von Mittwoch bis Sonntag in der Zeit von 15 bis 20 Uhr geöffnet, www.galeriegladbeck.de

Noch bis zum 27. März ist dort die Ausstellung „Die Blendung des Richters“ mit Werken von Thomas Scheibitz zu sehen.

Klammheimlich, so zu sagen. „Ich war begeistert“, sagt sie über die ersten Eindrücke, die für sie mitentscheidend dafür waren, die Stelle in Gladbeck anzutreten. Die große zeitgenössische Kunst, präsentiert im kleinen Gladbeck, das steht für die 35-Jährige auch für einen Trend, der in der Kunstszene zunehmend um sich greift. Slow-Art sei nämlich die neue Form der Entschleunigung in der Kunst. „Es geht gar nicht mehr nur um den schnellen Deal, abgeschlossen im hektischen Geschehen einer großen Kunstmesse“, sagt sie. Die Galerie in Gladbeck sei deshalb auch in dieser Hinsicht ein perfekter Ort für sie.

Ab August stellt die Fotokünstlerin Candida Höfer in der Neuen Galerie Gladbeck aus

Und sie ist auch schon gespannt auf die Begegnung mit den Menschen. Ganz besonders freut sich Kasia Lorenc auf die Ausstellung der renommierten Fotokünstlerin Candida Höfer, die ab Ende August in der Neuen Galerie ausstellt. „Sie ist eine großartige Fotografin. Und sie hat für uns, also für die Galerie Gladbeck, eigens eine Arbeit erstellt.“ Dieser Satz wiederum erfreut Gerd Weggel ganz besonders: „Kasia Lorenc ist erst wenige Tage hier, und schon ist es für sie ganz selbstverständlich geworden von ,uns’ und ,wir’ zu sprechen. Das ist einfach perfekt!“ Ein Glücksgriff eben.