Gladbeck. In der Neuen Galerie Gladbeck sind ab Freitag Fotografien der renommierten Künstlerin Candida Höfer zu sehen. Titel: „Libraries: The Return“.
Candida Höfer gilt als eine Ikone der fotografischen Avantgarde und als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Düsseldorfer Fotoschule. Gerd Weggel, der künstlerische Leiter der Neuen Galerie, ist also zu Recht stolz, dass Arbeiten dieser renommierten Künstlerin jetzt in Gladbeck zu sehen sind. Seine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt: Vor 20 Jahren, bei seinem ersten Versuch, hielt sie die damaligen Räumlichkeiten nicht für geeignet – ganz anders jetzt. Von Freitag, 28. August, bis zum 30. Oktober hängen ihre großformatigen Fotos in der Galerie im Rathauspark. Thema der Ausstellung: „Libraries: The Return“.
Bibliotheken, zu sehen in der früheren Gladbecker Stadtbücherei
Bibliotheken also – zu sehen in dem Gebäude, das einst die Gladbecker Stadtbücherei beherbergte. Den großen Ausstellungsraum gab es damals zwar noch nicht, wohl aber den Lesesaal. Und der hat Candida Höfer zu einer neuen Arbeit inspiriert, die in eben diesem Raum zu sehen ist. Faszinierend: Dem großen Buntglasfenster direkt gegenüber hängt sein von der Künstlerin fotografiertes großformatiges Pendant, sein Spiegelbild quasi. Beeindruckt war Candida Höfer auch sofort von der Architektur der 2009 eröffneten Neuen Galerie. Eine Außenansicht des Gebäudes gehört deshalb ebenfalls zur Ausstellung.
Candida Höfers Spezialität sind menschenleere Räume
Candida Höfers Spezialität sind menschenleere Räume, bevorzugt kulturelle Einrichtungen wie Opernhäuser, Konzertsäle, Theater und eben Bibliotheken. In Coronazeiten gewinnen diese Motive eine ungewollte Aktualität. „In den letzten Wochen waren wir umgeben von leeren Plätzen, Straßen, Städten. Museen, Galerien, Bibliotheken bleiben verschlossen. Das, was Candida Höfer in ihren Werken jahrzehntelang kreiert hat, wurde zum Alltag“, sagt Gerd Weggel.
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In der Neuen Galerie nimmt die Künstlerin die Besucher mit auf eine Reise zu sechs weltberühmten Bibliotheken: in Lissabon, Neapel, Oseira, Paris, Rio de Janeiro und Sevilla. Entstanden sind die Fotografien zwischen 2010 und 2015, oft parallel zu Ausstellungen der Künstlerin.
Es sind prachtvolle, monumentale, mit Büchern gefüllte Räume, die meisten frontal fotografiert, um die Symmetrie und Geometrie zu betonen. Candida Höfer nutzt ausschließlich das im Raum vorhandene Licht. „Am liebsten Tageslicht“, sagte sie bei der Vorbesichtigung der Ausstellung. „Wenn möglich, lasse ich das Kunstlicht ausschalten.“ Einen Blitz oder separaten Scheinwerfer setzt sie nicht ein.
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Der Katalog zur Ausstellung, dessen Herausgabe durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung ermöglicht wurde, erscheint im September. Er enthält neben Abbildungen der Exponate, einem Vorwort von Gerd Weggel, einer Einführung der mit der Künstlerin befreundeten Galeristin Jinhee Choi und einem Beitrag des bekannten Kunsthistorikers und Kurators Julian Heynen einen Text von Rainer Weichelt. Der 1. Beigeordnete in der Stadtverwaltung und frühere Stadtarchivar erzählt die Geschichte der Entstehung und Bedeutung des ehemaligen Lesesaals der Stadtbücherei.
Vielfach ausgezeichnete Künstlerin
Candida Höfer studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie, zunächst Film bei Ole John und später Fotografie bei Bernd und Hilla Becher. 2002 stellte sie auf der documenta 11 in Kassel aus, 2003 vertrat sie Deutschland auf der 50. Biennale in Venedig, neben Martin Kippenberger (posthum).
Im Jahre 2015 erhielt Höfer den Cologne Fine Arts Preis, 2018 die Ehrung der Sony World Photography Awards, 2020 die Hommage-Auszeichnung der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Zur Ausstellung gibt es auch wieder eine signierte Gladbeck-Edition. Die Aufnahme des Buntglasfensters im alten Lesesaal – 60 x 78,7 Zentimeter groß – ist in einer Auflage von 30 Exemplaren erschienen. Die Fotografien kosten 950 Euro.
Die Vernissage findet wegen der Corona-Auflagen dieses Mal in sehr kleinem Kreis mit geladenen Mitgliedern des Vereins der Freunde und Förderer der Neuen Galerie statt. Maximal 42 Personen dürfen sich gleichzeitig in den Ausstellungsräumen aufhalten. Für alle anderen Interessenten ist die Präsentation mittwochs bis sonntags, jeweils von 15 bis 20 Uhr zu sehen. Für größere Gruppen – Schulklassen und Studenten haben schon Interesse bekundet – sollen Führungen außerhalb dieser Öffnungszeiten ermöglicht werden.