Gladbeck. Weihnachts- und Silvesterfeiern werden Corona-Fälle im Januar in die Höhe schnellen lassen. So beurteilt Gladbecks Caritas-Chef die Situation.

Die Zahlen sprechen für sich: Fast täglich meldet das Kreisgesundheitsamt neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus . Ein 89-jähriger Gladbecker am Donnerstag, ein 84-Jähriger am Tag zuvor… Insgesamt gibt es nun 32 Todesfälle in Gladbeck, 125 kreisweit. Und es sind überwiegend alte Menschen, bei denen die Erkrankung einen tödlichen Verlauf nimmt. Zunehmend sind in den Städten des Kreises auch wieder Senioreneinrichtungen betroffen.

Corona-Fälle gibt es in den beiden Seniorenheimen der Caritas in Gladbeck

Im Johannes-van-Acken-Haus der Caritas sind Ende November fünf Corona-Fälle unter den Bewohnern bekannt geworden. Vier Seniorinnen wurden im Krankenhaus behandelt, eine in der Einrichtung. Mittlerweile, so Caritas-Chef Rainer Knubben, seien es sieben Fälle und zwei Corona-Verdachtsfälle bei den Mitarbeitern. Und auch im zweiten Seniorenzentrum des Trägers, im St.-Altfrid-Haus auf dem Rosenhügel, ist eine Bewohnerin an Covid-19 erkrankt. Ein Schnelltest bei den Mitarbeitern hat zudem zwei Verdachtsfälle ergeben. „Deshalb werden wir in Absprache mit dem Gesundheitsamt am Montag noch einmal komplett durchtesten“, so Knubben. Man wolle da auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen.

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Dr. med. Heinz-Dieter Oelmann ist Chefarzt der Neurologie und ärztlicher Direktor des Krankenhauses in Gladbeck.
Von Georg Meinert und Katrin Walger-Stolle

Entspannt hat sich die Situation hingegen im Eduard-Michelis-Haus an der Gildenstraße. Mitte Oktober hatte es dort mehrere Coronafälle sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Senioren gegeben. Nun, heißt es aus der Einrichtung, sei zum Glück wieder Ruhe eingekehrt. Gute Nachrichten auch aus dem Elisabeth-Brune-Zentrum der Awo in Rentfort: Es gibt dort aktuell keine Infektionen. Sowohl bei den Bewohnern als auch bei den Mitarbeitern wende man regelmäßig die Schnelltests an.

Caritas-Chef: Lockerungen werden zu steigenden Infektionszahlen führen

Auch wenn die WAZ am Freitag nicht alle Heime erreichen konnte, so scheint es doch so, dass die Einrichtungen in Gladbeck im Moment noch von größeren Infektionsgeschehen verschont bleiben. Caritas-Vorstand Rainer Knubben blickt aber dennoch sehr skeptisch in die nahe Zukunft. Nicht nachzuvollziehen sind für ihn die Lockerungen der Kontaktbeschränkungen an den Weihnachtsfeiertagen – und erst recht an Silvester. „Das werden wir mit steigenden Infektionszahlen und auch mehr Toten Mitte Januar zu spüren bekommen“, ist sich Knubben sicher.

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Fassungslos stimmt ihn, dass die Solidarität der Menschen in der Pandemie zunehmend schwindet. „Große Teile der Gesellschaft benehmen sich, als ob es das Problem gar nicht mehr gibt. Wir geraten da immer mehr in eine schwierige Wertediskussion, die so doch nicht gewollt sein kann. Aber über kurz oder lang werden beispielsweise in Kliniken so schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden müssen, wie die Wahl, welcher Patient auf der Intensivstation behandelt wird – und welcher nicht mehr.“

In den Heimen fällt immer mehr Personal aus

Auch in allen Heimen, so Knubben weiter, gerate man zunehmend an die Grenze des noch Leistbaren. „Immer mehr Aufgaben werden uns übertragen.

Fälle auch in der ambulanten Pflege

Auch in der ambulanten Pflege, so Caritas-Chef Rainer Knubben, häufen sich die Infektionsfälle. Das Personal komme immer wieder auch in Haushalte, in denen Infektionsfälle in der Familie noch gar nicht bekannt sind.

Die damit verbundene hohe Ansteckungsgefahr bereitet ihm große Sorgen: „Denn Pflege mit einem Abstand von 1,50 Meter, das funktioniert nicht.“

Und das nicht, weil die Mitarbeiter beispielsweise beim Gesundheitsamt nichts zu tun haben.“ Zudem falle auch immer mehr Personal aus, weil es zu Infektionsfällen in den Familien komme und die Leute dann in Quarantäne müssten. „Selbst die Leihfirmen für Personal winken bereits ab.“

Mit ein wenig Mühe kann Knubben noch Verständnis dafür aufbringen, dass die Politik davor zurückgeschreckt ist, den Menschen weitere Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten zuzumuten. Wobei allerdings keiner an die Folgen denke. Bei Silvester aber hört sein Verständnis aufgrund der schwierigen Corona-Lage allerdings komplett auf : „Gerade jungen Leuten sollte es doch möglich sein, mal auf eine Party zu verzichten!“

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