Gladbeck. Wegen Corona sind auch in Gladbeck Hundeschulen dicht. Eine Trainerin erklärt, warum das vor allem für Welpenbesitzer ein großes Problem ist.

Andrea Dieckmann kann die Entscheidung einfach nicht nachvollziehen. Und eine schlüssige Begründung dafür, warum Hundeschulen im Lockdown im November wieder schließen mussten, hat die anerkannte Hundetrainerin bislang auch noch nicht gehört. „Unsere Arbeit ist wichtig. Die meisten unserer Hundebesitzer sind wütend, weil im Moment kein Training stattfinden kann“, sagt die Betreiberin der Hundeschule „Pfotenteam“ an der Hornstraße.

Hundeschulen gelten als „nichtschulische“ Bildungseinrichtungen

In vielen Städten im Ruhrgebiet sind die Hundeschulen aktuell dicht, so auch in Gladbeck. In der Corona-Allgemeinverfügung sind sie als „nichtschulische“ Bildungseinrichtung eingestuft worden. Die Entscheidung über Öffnung oder Schließung liegt aber wohl bei den Kommunen. Das hat auch Andrea Dieckmann so gehört. „Aber beim Ordnungsamt der Stadt Gladbeck konnte mir keiner erklären, warum die Entscheidung so gefallen ist.“

Eine gute Hundeerziehung ist wichtig, sagt Andrea Dieckmann. Deshalb sollten Hundeschulen auch im Lockdown geöffnet bleiben dürfen.
Eine gute Hundeerziehung ist wichtig, sagt Andrea Dieckmann. Deshalb sollten Hundeschulen auch im Lockdown geöffnet bleiben dürfen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Vor allem die Tatsache, dass auch die Welpenkurse momentan nicht stattfinden können, lässt die Hundetrainerin fast verzweifeln. Was der Hund in den ersten 16, 18 Wochen seines Lebens nicht lernt, sagt sie, dass könne später kaum nachgeholt werden. Die Folge seien Vierbeiner, die ihren Besitzern große Probleme bereiten können – und zwar schlimmstenfalls sowohl im Umgang mit anderen Hunden als auch mit fremden Menschen oder sogar Familienmitgliedern. „Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich viele Menschen einen Hund angeschafft haben. Darunter sind auch viele Erst-Hundebesitzer, die dringend Unterstützung in der Welpenerziehung benötigen, sie aber nun nicht erhalten können.“ Das ärgert die Hundetrainerin ganz besonders. Viele der vermittelten Hunde stammen zudem aus dem Tierschutz, wurden aus dem Ausland nach Deutschland geholt. „Da sind auch viele Angsthunde dabei. Gerade in solchen Fällen ist ein professionelles Hundetraining enorm wichtig für das gute Miteinander von Tier und Mensch“, so Dieckmann.

Das Training mit den Hunden findet ausschließlich im Freien statt – und mit Abstand

Warum vom Betrieb einer Hundeschule eine so große Ansteckungsgefahr ausgeht, dass der Weiterbetrieb nicht möglich ist, erschließt sich der Hundeexpertin nicht: „Das Training findet ausschließlich draußen im Freien und mit großem Abstand für die Menschen statt.

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In jedem Supermarkt, jedem Einkaufszentrum ist die Gefahr größer.“ Selbst Einzelunterricht außerhalb des Areals einer Hundeschule sei aber nicht erlaubt. Für Andrea Dieckmann ist das absolut unverständlich. „Ich hatte vor einigen Tagen erst einen Anruf von einem Besitzer, dessen Hund gebissen hat, und der nun unbedingt Unterstützung benötigt, um seinen Vierbeiner wieder in den Griff zu bekommen. Aber ich kann nichts tun!“

Hundetrainerin Andrea Dieckmann hat sogar an Armin Laschet geschrieben

Weil die Hundetrainerin beim Ordnungsamt keine zufriedenstellende Erklärung erhalten hat, hat sie sich auch noch ans Veterinäramt des Kreises gewandt – und an Ministerpräsident Armin Laschet geschrieben.

Einheitliches Vorgehen im Kreis

Aktuell gibt es in Gladbeck 4483 steuerlich erfasste Hunde. Davon wurden in diesem Jahr 477 neu angemeldet. Im Jahr davor waren 4406 Hunde bei der Stadt registriert, es gab 450 Neuanmeldungen.

Die Entscheidung, Hundeschulen zu schließen, habe die Stadt Gladbeck auf Grundlage der Einschätzung des NRW-Gesundheitsministeriums und der Bezirksregierung getroffen, so das Presseamt der Stadt. Demnach sei das Hundetraining in Hundeschulen keine Dienstleistung, sondern ein „außerschulisches Bildungsangebot“. Diese Angebote sind nach § 7 Abs. 1 S. 2 CoronaSchVO umfassend untersagt.

Die Begründung ist, dass in Hundeschulen Bildung vermittelt wird, weil Hundeführer den Umgang mit dem Hund erlernen. Hundeschulen sind nach der empfohlenen Auslegung somit unzulässige „andere Bildungsangebote“, unter die dann auch das Einzeltraining mit dem Hund fällt. Einzige Ausnahmen: Wenn es sich um eine Gebrauchshundeausbildung (wie Blinden-, Lawinen-, Spür-, Jagd-, Hüte-Hundeausbildung) handelt, dann ist das Training zulässig. Dieses Vorgehen ist im Kreis Recklinghausen einheitlich.

Alles erfolglos, und aus Düsseldorf kam noch keine Antwort. Natürlich hat auch Andrea Dieckmann schon vor Monaten ein Hygienekonzept für ihre Hundeschule erarbeitet. Am Eingang weist ein Schild aufs coronabedingte Abstandhalten hin, es gibt einen Desinfektionsspender für die Hände und Ein- und Ausgang sind auf dem großen Gelände getrennt. „Darüber hinaus müssen die Kursteilnehmer bei uns schon lange auch während des Unterrichts eine Maske tragen. Dazu gilt die Regel, dass immer nur ein Mensch pro Hund aufs Gelände darf. Kaffeerunden finden natürlich auch nicht statt. Es wird wirklich nur gearbeitet.“

Auf Beschäftigungskurse wie beispielsweise Dogdancing oder auch Agility könne man aktuell ja verzichten. Aber die Welpen- und Erziehungskurse müssten auf jeden Fall weiter stattfinden, so die Hundetrainerin. „Sonst kommen in den nächsten Monaten große Probleme auf viele Hundebesitzer zu!“

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