Bochum. Die Betreiberinnen zweier Hundeschulen in Bochum sind sauer, dass sie wegen Corona schließen müssen. Auf so großen Arealen sei die Gefahr „Null“.

Stephanie Giebel leitet die Bochumer Hundeschule „Pottdogs“ und verfügt über ein 9000 Quadratmeter großes Trainingsgelände am Ümminger See. Doch seit dem vorigen Samstag ist die Schule dicht. Wegen der Corona-Schutzverordnung. Das kann die Hundetrainerin nicht fassen.

Selbst zu Stoßzeiten seien auf diesem großen Gelände höchstens insgesamt 15 Menschen in drei Gruppen unterwegs, und dies unter Hygiene- und Abstandsregeln. Da liege die Infektionsgefahr bei „Null“, meint die Hundelehrerin. Und das sage sie als jemand, der wegen einer Vorerkrankung selbst zur Risikogruppe gehöre.

„Hundeschulen sind dem Bildungsbereich zugeordnet und werden geschlossen“

Hundetrainerin Birgit Kosthaus auf ihrem weitläufigen Trainingsgelände in Bochum-Stiepel.
Hundetrainerin Birgit Kosthaus auf ihrem weitläufigen Trainingsgelände in Bochum-Stiepel. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Auch die Hundetrainerin Birgit Kosthaus, Betreiberin der Hundeschule „Wolfsspiele“ in Stiepel mit 2400 Quadratmetern Freifläche, schüttelt den Kopf über die Schließung. In der Tat erklärt das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales: „Hundeschulen sind dem Bildungsbereich zugeordnet und werden geschlossen.“ So sagte es ein Ministeriumssprecher am Mittwoch auf WAZ-Anfrage. Das gelte ab 2. November.

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Birgit Kosthaus: „Nach der Rechtsauffassung des Ministeriums sind Hundeschulen nun plötzlich ,außerschulische Bildungsangebote’ und müssen deshalb ihren Betrieb vollständig einstellen. Die Begründung dafür lautet, dass die Verordnung alle nicht notwendigen Ansammlungen von Menschen unterbinden soll. Hundeausbildung wird im Ministerium offenbar als nicht notwendig angesehen.“

„Wir haben eine gesellschaftliche, eine Tierschutzrelevanz“

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Die beiden Hundetrainerinnen wollen jetzt gegen die Schließung klagen. „Wir haben eine gesellschaftliche, eine Tierschutzrelevanz.“

Dabei betonen beide, dass sie keineswegs das Coronavirus kleinreden wollen, die Gefahr leugnen oder gar an entsprechenden Demos teilnehmen. Sie halten aber das Verbot, Hunden an der frischen Luft auf sehr großen Arealen und auch mit großen Abständen zu Frauchen und Herrchen die sozialen Grundregeln beizubringen, für völlig unverhältnismäßig. „Die wiederholte Schließung unserer Hundeschulen löst nicht nur bei uns Trainern Ärger und Unverständnis aus. Unsere Kunden zeigten sich, fast ohne Ausnahme, fassungslos, nachdem wir sie über die Schließung informieren mussten“, sagt Birgit Kosthaus.

Es sei absurd, dass andererseits Musikschulen in NRW seit dem 5. November wieder unterrichten dürften. „Blockflöte spielen im Gruppenunterricht ist also notwendiger und hat weniger Infektionspotenzial als Hundeerziehung auf einem großem Gelände.“

Behörden bewerten die Hundeschulen in Bochum jeweils anders

Mail der Stadt sorgt für weitere Verwirrung

Eine aktuelle E-Mail der Stadt Bochum an eine Hundeschule hat für zusätzliche Verwirrung gesorgt. Zwar folge die Stadt, so heißt es dort, der Rechtsauffassung des Ministeriums, wonach der Betrieb von Hundeschulen im Rahmen der Coronaschutzverordnung unzulässig sei. Allerdings stelle dies keine Ordnungsverfügung oder Schließungsanordnung dar.

„Ich werde daraus nicht schlau“, sagt Stephanie Giebel. Außerdem: In einigen NRW-Städten seien Hundeschulen weiter geöffnet, in anderen hätten sie schließen müssen.

Was die Hundetrainerinnen noch zusätzlich ärgert, ist die verwirrende Vorgeschichte der jetzigen Schließung. Birgit Kosthaus: „Das ist ein absoluter Eiertanz. Eine Frechheit.“

Nach dem ersten Lockdown im März hatten die beiden Hundeschulen im Mai wieder geöffnet. Birgit Kosthaus sagt, dass die Stadt Bochum zwar gemeint habe, dass Hundeplätze „Freizeitplätze“ seien, folglich seien sie zu schließen. Nur Einzelstunden in der Öffentlichkeit, außerhalb der Hundeplätze seien erlaubt, aber kein Gruppentraining – wegen Versammlungsverbot. Gleichzeitig habe aber die Bezirksregierung Arnsberg wie damals das Land die Hundeschulen als Dienstleister eingeordnet, und solche hätten öffnen dürfen.

„Ich kann das den Kunden nicht mehr erklären“, meint Stephanie Giebel. „Mir ist das hochpeinlich.“ Vor wenigen Tagen habe ein Mann angerufen, er habe ein Problem mit seinem Hund, der beiße. „Ich musste ihm antworten: Ich kann Ihnen nicht helfen. Wenden Sie sich an die Stadt oder ans Ministerium.“

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