Gladbeck. Kreis empfiehlt Mund-Nasen-Schutz an Grundschulen in Gladbeck aufgrund steigender Infektionszahlen. Auch auf Schulsport soll verzichtet werden.
Die Infektionszahlen steigen weiter stark an. Am Mittwoch lag der Inzidenzwert in Gladbeck bei 165,3 und erreichte damit den bisherigen Höchstwert. Der Kreis Recklinghausen reagierte auf die auch kreisweit weiter stark steigenden Infektionszahlen: Für Grundschulen empfiehlt er nun einen Mund-Nasen-Schutz im Unterricht. An den weiterführenden Schulen besteht bereits eine Pflicht zum Tragen einer Maske. Und: Auch auf Schulsport solle – sowohl an Grund- als auch an weiterführenden Schulen – verzichtet werden.
Rainer Klatt, Leiter der Wilhelmschule, hält das für eine schlechte Idee. „Es ist so wichtig, dass sich Kinder bewegen. Das fehlt bei vielen.“ Bisher seien die Jungen und Mädchen an seiner Schule zum Sportunterricht nach draußen gegangen. „Selbst wenn wir in der Halle waren, haben wir es geschafft, Sport ohne engen Körperkontakt zu machen.“ Bezüglich des Tragens einer Maske im Unterricht hält Klatt es unangemessen und gefährlich, wenn die Kinder bis zu acht Stunden das einatmeten, was sie ausgeatmet haben. „Für viele Kinder wird es eine besondere Belastung werden, so lange einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen“, vermutet der Schulleiter. Daher wolle er an der bisherigen Regelung festhalten, dass die Schüler im Unterricht keine Maske tragen müssen. „Es ist ihnen aber natürlich freigestellt“, so Klatt.
Schulen besonders im Fokus
Für Alrun ten Have, Leiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, bleibt eine entscheidende Frage offen: Die Schule bietet Sport auch als Abiturfach an – wie solle da verzichtet werden? Sie warte nun auf Rahmenbedingungen des Landes. Bisher habe der Sportunterricht an der Schule überwiegend im Freien stattgefunden. „Jetzt steuern wir auf die kalte, nasse Jahreszeit zu, da ist das nicht mehr möglich. Von daher kann ich die Empfehlung verstehen.“
An den Schulen in Gladbeck gebe es nach den Herbstferien keine neuen Fällen, so Lena Heimers, Sprecherin der Kreisverwaltung. Kreisweit sei aber zu beobachten, dass es ein hohes Infektionsgeschehen an den Schulen gebe. „Daher haben wir diese immer besonders im Blick.“
Verpflichtend ist die Empfehlung nicht, es kann sich aber geeinigt werden
Das Tragen der Maske sollte sowohl im Klassenraum während des Unterrichts, als auch auf dem gesamten Schulgelände gelten, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, empfiehlt der Kreis Recklinghausen.
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Verpflichtend aber seien nur die Vorgaben des Schulministeriums, so Andreas Winnemöller, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Münster, auf Anfrage. Und das sieht eine Pflicht erst ab der fünften Klasse vor. Es könne aber zu einer Einigung zwischen Eltern, Schülern und der jeweiligen Schule kommen. Die Stadt als Schulträger kann eine Pflicht nur mit einem bestimmten Anlass anordnen. Etwa so, wie die Mundschutz-Pflicht vor einigen Wochen per Allgemeinverfügung an den weiterführenden Schulen angeordnet worden war, da es dort eine Häufung der Infektionen gab. „Die Neuinfektionen derzeit verteilen sich aber über alle Altersklassen, vom Kleinkind bis zum Hochbetagten“, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Auch räumlich gebe es keinen Schwerpunkt in der Stadt, die Neuinfektionen verteilten sich über das ganze Stadtgebiet.
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Grundschul-Leiterin: Manche Kinder tragen schon jetzt fast durchgängig die Maske
Für Ute Kirsten, Leiterin der Mosaikschule, ist das Tragen der Maske im Unterricht vorstellbar. „Ich sehe das nicht als riesige Belastung. Manche Kinder lassen die Maske ohnehin schon auf, da ist es auch in Fleisch und Blut übergegangen. Und es ist im Moment ja auch nicht mehr so warm.“ Bisher werde es an der Mosaikschule bereits so gehandhabt, dass die Maske aufgesetzt wird, sobald der Sitzplatz verlassen wird.
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Diese Regelung gilt auch an der Pestalozzischule. „Wir werden jetzt aber bei den hohen Infektionszahlen darüber nachdenken, auch während des Unterrichts die Maske zu tragen“, so Schulleiterin Mathilde Austermann. Dazu sollen aber Lehrer und Elternvertreter mit einbezogen werden.
Verzicht auf Sport wird kritisch gesehen: Kinder brauchen Bewegungszeiten
Der Verzicht auf den Schulsport fällt hingegen deutlich schwerer: „Wenn es von der Lufthygiene machbar ist, würde ich den Sportunterricht nicht kappen wollen. Die Kinder brauchen Bewegungszeiten, um sich zu entwickeln“, so Kirsten.
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Angela Spelthuys findet es „furchtbar“, wenn ihre beiden Kinder eine Maske nun auch noch im Unterricht tragen sollen. „Die Kinder verstehen sich kaum, können Mimiken gar nicht einordnen“, so die Mutter von Zwillingen, die die vierte Klasse der Wilhelmschule und der Pestalozzischule besuchen. Zwar könne sie für ihren Sohn, der Asthmatiker ist, beim Arzt eine Befreiung bekommen, aber: „Dann wäre er völlig ausgegrenzt, müsste an einem Einzeltisch sitzen“, befürchtet Spelthuys.