Gladbeck. Das letzte verbliebene Lichtspielhaus in Gladbeck liegt seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf. Exklusive Einblicke via Youtube-Star “ItsMarvin“.
Der historische, schön geschwungene Neonröhren-Schriftzug "Rex" erinnert an glorreiche Zeiten des Kinos an der Rentforter Straße. Nach jahrzehntelangem Leerstand könnte der bekannte Name nun bald wieder in neuem Licht erstrahlen.
Eine Gruppe engagierter Gladbecker um Philipp Euler und Stefan Langhoff lotet gerade aus, inwieweit sich eine Nutzung von Teilen des Lichtspielhauses umsetzen lässt. Exklusive Einblicke in den alten Filmtempel sind am Freitag auf dem Youtube-Kanal von "ItsMarvin" zu sehen.
Die Möglichkeiten des Machbaren werden zurzeit ausgelotet
"Noch ist nichts spruchreif", sagt Euler, "wir führen derzeit Gespräche, was in dem Gebäude unter welchen Voraussetzungen machbar ist - und was nicht". Wer sich an alte Kinobesuche im großen Saal erinnert und neugierig ist, wie es aktuell im Rex aussieht, sollte in Kürze seine Internet-Verbindung nutzen. Der Gladbecker "ItsMarvin", der auf seinem gleichnamigen Youtube-Kanal regelmäßig über verlassene Orte (Lost Places) berichtet, die sich quasi seit geraumer Zeit im Dornröschenschlaf befinden, hat das alte Kino mit seiner Kamera im Anschlag erkundet. Die exklusiven Einblicke sind ab 17.15 Uhr am 3. Juli zu sehen.
Immer wieder mal hatte es in den vergangenen Jahren Überlegungen gegeben, das Rex wieder zu beleben, die letztlich aber nicht von Dauer waren. Mitte der 1990er Jahre war der Filmprojektor endgültig ausgegangen und das Kino geschlossen worden. 1999 geriet das Rex noch einmal in die Schlagzeilen, nachdem Unbekannte auf der Empore im Saal Feuer gelegt hatten. Dank schnellem Einsatz der Gladbecker Feuerwehr war der Brand zügig gelöscht, so dass die Einrichtung kaum beschädigt wurde.
Legendäre "Rocky Horror Picture Show-Abende" mit interaktivem Kino
Jetzt also eine neuer Anlauf, den ehemalige Fans des Kinos sicher mit Interesse verfolgen werden. Viele Gladbecker, die heute jenseits der 40 sind, erinnern sich an die regelmäßigen wie legendären Vorstellungen der "Rocky Horror Picture Show" zum Jahresende im Rex. Interaktives Kino in den 1980ern, da die Zuschauer Filmszenen ausgelassen mit Wasserpistolen (Regen), Reiswürfen (Hochzeit) oder Partyhüten begleiteten.
Das Rex, beziehungsweise der markante Schriftzug, war Ende 2017 Thema im Kulturausschuss. Die CDU wollte die Neon-Reklame als Teil lokaler Historie retten und an die Stadthalle mit Bezug zum dortigen Kommunalen Kino montieren. Eine Idee, die mehrheitlich abgelehnt wurde. So erinnert das Rex weiterhin am tatsächlichen Ort an die einstige goldene Zeit Gladbecker Lichtspielhäuser. Sieben Stück hat es davon im Stadtgebiet mit großen Sälen gegeben, (abgesehen von den bis Anfang der 2000er Jahre bespielten drei Kino-Räumen im Glückauf-Center).
Das erste große Lichtspielhaus wurde 1912 in Gladbeck eröffnet
Das erste große Kino der Stadt war das 1912 an der Hochstraße 29 im Schatten von St. Lamberti eröffnete "Apollo", das nach Kriegszerstörung 1943/44 wiederaufgebaut wurde und Platz für 520 Besucher bot. Letztlich größtes Lichtspielhaus der Stadt wurde die "Schauburg" an der Hochstraße 16, deren Vorgängerbau zunächst mit eher bescheidenen 400 Plätzen 1919 an der Kirchstraße startete, nach Kriegszerstörung wurde dann die neue Schauburg bis 1953 an der Hochstraße auf 868 Plätze ausgebaut.
Das Kino war sowohl für Filmpremieren als auch Theateraufführungen, Konzerte und Varietévorstellungen mit Orchesterraum neu konzipiert worden. Als letzter großer Kinoneubau der Stadt wurde 1956 das "Rex" an der Rentforter Straße 5 errichtet. Mit 597 Plätzen und 12,50 Meter breiter Cinemascope Leinwand war es nach der 1971 geschlossenen Schauburg das zweitgrößte Kino der Stadt - und der als letzter seiner Art noch bis 1994 bespielte Filmtempel in Gladbeck.
>>>Weitere Kinos im Stadtgebiet
• 1941 feierte das "Metropol" an der Elfriedenstraße 7 in Mitte-Ost mit Platz für 584 Besucher Premiere. Und schon kurz nach Ende des II. Weltkrieges folgte 1946 das "Ruhr-Theater" an der Horster Straße 407 in Brauck (440 Plätze).
• 1947 wurde das "Capitol" in der Höhe des Stensteiches an der Landstraße 169 in Butendorf eröffnet (560 Plätze). Das "Astoria" an der Berliner Straße 198 in Zweckel (benannt nach der Zeche Berlin später Zeche Scholven), heute Voßstraße, erlebte 1954 seine Premiere (500 Plätze).