Gladbeck. Inzidenzwert in Gladbeck steigt auf Höchstwert: 87,2. Auch im Kreis wird kritische Marke erreicht. Maßnahmen werden wohl Freitag beschlossen.
Mit einem Inzidenzwert von 87,2 ist in Gladbeck am Donnerstag der bisherige Höchstwert erreicht worden. Auch im Kreis Recklinghausen hat es in den vergangenen sieben Tagen 245 Neuinfektionen (Inzidenz 39,8) gegeben, der zusätzlich vom Land zum 1. September eingeführte Grenzwert von 35 liegt umgerechnet bei 215 Neuinfektionen. Somit überschreitet der Kreis den Inzidenzwert. Die Kreisverwaltung hat daher am Donnerstag mit der Bezirksregierung und dem Landeszentrum für Gesundheit (LZG) die für diesen Fall geplanten Maßnahmen abgestimmt. In Kraft treten diese aber noch nicht.
Der Grund: Das LZG bezieht sich auf Daten aus einer anderen Datenbank – da ist der kritische Wert noch nicht erreicht, diese sollen jedoch als Grundlage für weitere Maßnahmen gelten. Wahrscheinlich ist, dass dies am Freitag der Fall sein wird. Die bereits verabredeten Regelungen könnten dann greifen. Am Freitag soll es dazu noch Gespräche mit den Bürgermeistern des Kreises geben, kündigt Svenja Küchmeister, Sprecherin im Kreishaus, an.
2500 Tests allein in der vergangenen Woche an Schulen und Kitas
Die Mitarbeiter im Kreisgesundheitsamt in Recklinghausen arbeiten indes an ihrer Belastungsgrenze. Allein in der vergangenen Woche waren 2500 Tests an Schulen und Kindergärten im Kreis durchgeführt worden. „Die Mitarbeiter haben bis zum Limit zu tun“, so Küchmeister. Denn nur 70 Mitarbeiter sind mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt.
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Zu den Hochzeiten der Pandemie im Frühjahr waren es 100 Leute. Davon ist das Kreisgesundheitsamt derzeit noch weit entfernt. „Manche Dinge haben sich schneller entwickelt als erwartet“, begründet Küchmeister. Nach einer Berechnungsgrundlage des Landes wären 150 Mitarbeiter für den Kreis angemessen. „Das ist eine Zahl, die wir durchaus noch erreichen könnten.“ Es werde nach und nach aufgestockt. „Wir arbeiten mit Studenten und gerade frisch fertig gewordenen Ärzten zusammen.“ Mitarbeiter des Kreises, die während des Lockdowns das Team der Kontaktnachverfolgung verstärkt hatten, arbeiteten derweil wieder in ihren ursprünglichen Abteilungen.
Bei einem positiven Testergebnis informiert das Labor das Gesundheitsamt, dessen Mitarbeiter wiederum die Betroffenen kontaktieren. Das muss schnell gehen. „Es geht darum, Infektionsketten zu unterbrechen“, so Küchmeister. Das Deutsche Rote Kreuz, das die Testungen etwa in den Schulen durchführt, informiert bei negativen Testergebnissen.
Stadt sieht kein Packende für weitere Einschränkungen
Die Stadt sieht indes keine Handlungsmöglichkeit, aber auch keinen Anlass auf die steigenden Corona-Zahlen zu reagieren. Es gebe seit Montag keine wesentliche Veränderung. „Weder eine Familienfeier noch eine Kulturveranstaltung sind Auslöser bzw. Multiplikator für die Fälle“, so Peter Breßer-Barnebeck, Kommunikationschef im Rathaus. Daher gebe es kein Packende für weitere Einschränkungen. Das Infektionsgeschehen gehe größtenteils von den Schulen aus, und dort gilt seit Mittwoch wieder die Maskenpflicht.
Damit scheint es in den Schulen zu laufen. Schon vor der Anweisung habe man die Masken an seiner Schule durchgängig getragen, so Daniel Kroll, Leiter der Werner-von-Siemens-Realschule. Inzwischen klage keiner mehr darüber. „Wir sind hier hochgradig sensibilisiert, es klappt gut.“ Nun würden die Herbstferien – wie wohl an allen Schulen – herbeigesehnt.
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Eltern und Schüler müssen lange auf Testergebnisse warten
Indes wächst die Unzufriedenheit und Unsicherheit bei einigen Eltern und Schülern. „Unser Kind ist vergangene Woche getestet worden, wir haben immer noch kein Ergebnis“, so ein Vater, dessen Kind das Ratsgymnasium besucht. Von Corona-Fällen betroffen sind die Werner-von-Siemens-Realschule, das Heisenberg-Gymnasium, das Ratsgymnasium, die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, die Mosaikschule, die Erich-Kästner-Realschule und die Anne-Frank-Realschule.
Zwei Klassen etwa an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule sind derzeit in Quarantäne. Ergebnisse der großen Testung am vergangenen Samstag stehen noch aus. Am Donnerstag haben weitere Nachtestungen stattgefunden, und auch am Freitag soll es weitergehen, so Schulleiterin Alrun ten Have. Die Umsetzung der Maskenpflicht sei „nur eine Kleinigkeit“ gewesen. Sie hoffe, dass sich die Situation nach den Ferien etwas beruhigt. „Bei jeder Pandemie gibt es einen Gipfel und dann geht es wieder runter. Vielleicht haben wir den Gipfel schon jetzt erreicht.“