Gladbeck. Laut Landesregierung sollen im Advent Geschäfte auch sonntags öffnen dürfen. Manche Händler in Gladbeck planen schon. Doch es gibt Fragezeichen.

Die Pläne der Landesregierung, zu Weihnachten fünf verkaufsoffene Sonntage in Folge zuzulassen, stoßen in Gladbeck grundsätzlich auf Zustimmung. Es gibt allerdings Zweifel daran, ob es wirklich zu einer Umsetzung kommen wird.

Georg Hahne, Juwelier und Vorsitzender vom lokalen Einzelhandelsverband, rechnet jedenfalls nicht damit. „Verdi hat bisher jeden Sonntag weggeklagt. Ich glaube, dass die Pläne eh gekippt werden.“ Daher investiere er auch „keinen Gehirnschmalz“ in das Vorhaben. Zudem gehe er davon aus, dass die Einzelhändler von den Öffnungen nicht viel hätten. „Außer Stress.“ „Wir werden jetzt abwarten müssen, was von der Gewerkschaft kommt.“

Letzter geplanter verkaufsoffene Sonntag wurde abgesagt

Die Landesregierung will mit dem Erlass den Händlern helfen, die während der Corona-Pandemie verlorenen Umsätze wieder aufzuholen. Zudem solle so die Infektionsgefahr an den traditionell vollen Adventssamstagen entzerrt werden.

Zuletzt hatte die Stadt Gladbeck einen für den 6. September geplanten verkaufsoffenen Sonntag wieder abgesagt, nachdem ihr von der Gewerkschaft Verdi eine Klage angedroht worden war.

Weinhändler macht rund 22 Prozent seines Jahresumsatzes im Dezember

Weinhändler Martin Volmer hingegen setzt auf die Sonntage und „würde gerne die Chance nutzen, das Geschäft zu entzerren.“ Der Dezember mache rund 22 Prozent seines Jahresumsatzes aus. „Es ist ein saisonales Geschäft“, sagt Volmer. Das Weihnachtsgeschäft sei bei ihm sehr rummelig, die Möglichkeit zur Sonntagsöffnung könnte etwas Entlastung geben. Daher bereite er sich jetzt auf die Öffnung an den Sonntagen vor. Wie er dies allerdings personell stemmen soll, das weiß er noch nicht. „Wahrscheinlich wird meine Frau mithelfen müssen“, so Volmer.

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Anette Bachmann, Inhaberin des Traditionsgeschäftes Hagemann Moden an der Horster Straße, hält das Signal der Landesregierung für richtig. „Es geht um den Erhalt von Geschäften und Arbeitsplätzen sowie um Service für die Kunden.“ Viele Mitarbeiter seien dankbar, wenn sie sonntags arbeiten dürften, schließlich habe Kurzarbeit ein Loch in einige Kassen gerissen. Zumindest an einem Sonntag zu öffnen hält Bachmann für richtig. „Ob alle fünf Sonntage sinnvoll sind, dahinter setze ich ein großes Fragezeichen. Der Konsument hat ja nicht mehr Geld zur Verfügung.“ Allerdings sei ein Schulterschluss in der Stadt sinnvoll und nötig. Sollte es zu keinem Schulterschluss der Einzelhändler in Gladbeck kommen, denke sie darüber nach, ihre Kunden in einem Schreiben gezielt zu informieren, dass sie an einem Sonntag öffnen werde.

Weinhändler Martin Volmer setzt auf die verkaufsoffenen Sonntage. Nur die personelle Umsetzung hat er noch nicht geklärt.
Weinhändler Martin Volmer setzt auf die verkaufsoffenen Sonntage. Nur die personelle Umsetzung hat er noch nicht geklärt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Wirtschaftsförderer: Land muss rechtliche Grundlage schaffen

Volmer will auf jeden Fall öffnen, unabhängig von einem Schulterschluss. Das Verhalten der Gewerkschaft Verdi, die die Pläne noch kippen könnte, kritisiert der Gladbecker Händler als ein „Festhalten an Prinzipien.“ Es gehe nicht um eine grundsätzliche Sonntagsöffnung, sondern darum, das Einkaufen für die Kunden erträglicher zu machen.

„Wir wissen, dass die Händler diese Form der Unterstützung brauchen“, sagt Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck. Voraussetzung allerdings sei, dass die Landesregierung eine Rechtsgrundlage schaffe, die auch an den betreffenden Tagen noch gelte. Hintergrund: Der Erlass der Landesregierung ist in der Corona-Schutzverordnung geregelt, die allerdings nur bis zum 31. Oktober 2020 gilt. Der Reigen der zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntage hingegen soll erst am 1. Advent beginnen. Wenn es die Chance auf Rechtssicherheit gebe, sei die Stadt gerne bereit, so Breßer-Barnebeck, einen oder zwei verkaufsoffene Sonntage gemeinsam mit den Händlern auf den Weg zu bringen.