Gladbeck. Gladbeck hat seinen Schrumpfungs- und Erneuerungsprozess bereits hinter sich. Einzelhandel und Wirtschaftsförderung sind vorsichtig optimistisch.

Der Gladbecker Einzelhandel ist im Großen und Ganzen bislang mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen. Zu dieser vorsichtigen Einschätzung kommen Einzelhandelsverbands-Vorsitzender Georg Hahne und Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck. Natürlich gebe es Verlierer in Folge des inzwischen überwundenen Shutdowns, vor allem in den Bereichen Textil und Schuhe sowie bei denen, "die große Flächen bespielen", so Hahne.

Aber aktuell seien keine Insolvenzen bekannt geworden. Gladbeck, so Breßer-Barnebeck, habe den Aderlass mit Geschäftsaufgaben und Verringerung der Verkaufsflächen, vor denen andere Innenstädte in Folge der Corona-Auswirkungen derzeit stünden, bereits seit Jahren hinter sich. Das sei jetzt ein Vorteil.

Einzelhandelsverband sieht einen großen Vorteil für Gladbeck

Ein großer Vorteil, so Hahne, sei in dieser Krisenzeit auch der vermeintliche Nachteil Gladbecks, nämlich eine kleine Innenstadt zu sein. "Wir haben eine Innenstadt der kurzen Wege, eine Überschaubarkeit, wir haben treue Stammkunden, oft Menschen, die man kennt, die gezielt nachfragen und deshalb in die City kommen." Das zahle sich jetzt aus und habe dazu geführt, dass die Stadt nach der Corona-Pause inzwischen wieder recht gut belebt sei, "an Markttagen haben wir fast schon wieder normales Niveau."

Auch die Umsätze, so der Einzelhandelsverbandsvorsitzende, pendelten sich langsam wieder "knapp unter dem Vorjahresniveau" ein. Allerdings, betont Hahne, würde der verloren gegangene Umsatz nicht nachgeholt. Vielleicht würde auf der anderen Seite wieder etwas mehr ausgegeben, weil die Menschen "ein Stück weit freie Liquidität" hätten, da lange andere Möglichkeiten des Geldausgebens weggefallen seien.

Geschäfte im City-Center haben alle ihre Mietverträge verlängert

City-Center-Managerin Bettina Plaßmann, die das größte Haus am Platz mit 26 Mietern vertritt, sieht die Situation ähnlich. "Wir sind bislang tatsächlich noch ganz gut durch die Krise gekommen." Die Umsatzzahlen im Mai seien überraschend "in die Höhe gegangen" und hätten für einen Ausgleich des desaströsen Aprils gesorgt.

Das City-Center an der oberen Hochstraße habe wegen der Pandemie keinen Mieter verloren, der Auszug zweier Läden habe andere Gründe gehabt. Plaßmann: "Im Gegenteil: Wir haben mit allen Mietern in den vergangenen Wochen unter neuen, entgegenkommenden Bedingungen die Verträge verlängert." Das sei ein gutes Zeichen für das City-Center, aber auch für den Standort Gladbeck.

Stadt: Einzelhandelsflächen werden schon seit Jahren zurückgebaut

Wirtschaftsförderer Breßer-Barnebeck sieht die Lage der Innenstadt derzeit deutlich stabilisierter als in vergleichbaren oder gar größeren Städten im Revier. Gladbeck habe bereits in den zurückliegenden zehn, 15 Jahren die Einzelhandelsflächen deutlich reduziert, stattdessen zunehmend Wohnflächen oder Angebote für Dienstleister geschaffen. Das habe die Innenstadt gefestigt und festige sie weiter, weil man an der Strategie festhalte.

Gleichzeitig sei die Fußgängerzone umgebaut worden und damit attraktiver geworden. Zudem gebe es in Gladbeck eine ganze Anzahl guter, inhabergeführter Geschäfte. "Das zahlt sich jetzt alles aus und so kommt der Standort offenbar besser durch die Krise." Und er sei gleichzeitig gerüstet für die Zeit nach der Corona-Pandemie.

>>> Sorge beim Blick auf die Restaurants und Gaststätten

Mit etwas Sorge blicken Georg Hahne und Peter Breßer-Barnebeck auf die Restaurants und Gaststätten in der Innenstadt, die nach wie vor unter einem Gästemangel litten. Und leicht sorgenvoll blicken sie auch auf die Geschäfte der Filialketten, wo man nicht immer im einzelnen wisse, wie es beim Blick in die nahe Zukunft aussehe.

Keinen Anlass zu einer Änderung sieht die Stadt beim Thema der verbleibenden verkaufsoffenen Sonntage, auch wenn die Anlässe wegfielen, so Breßer-Barnebeck. Der Handel könne selbst entscheiden, ob er sie nutzen wolle.

Hahne weist darauf hin, dass es weiter in den Läden bei Masken- und Abstandspflicht bleibe. Und er hofft, dass es im Herbst im Handel nicht zu einer Rabattschlacht kommt. "Das hilft am Ende niemanden."

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