Gladbeck. Viele Lokale in Gladbeck erwarten aufgrund der Corona-Pandemie deutlich weniger Feiern von Betrieben zum Jahresende. Lage zum Teil angespannt.
Das Arbeitsjahr gemeinsam mit dem Team in großer Runde beim Weihnachtsessen ausklingen lassen – für viele scheint das in Zeiten von Corona unvorstellbar. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat in einer stichprobenartigen Umfrage ermittelt, dass Gastronomen in Nordrhein-Westfalen am Jahresende Umsatzrückgänge erwarten, weil zahlreiche Weihnachtsfeiern gestrichen werden. So ist die Lage in Gladbeck.
Ausgebucht war das Restaurant im Wasserschloss Wittringen bereits mit Weihnachtsfeiern. „Viele buchen bei den Feiern gleich schon für das nächste Jahr“, so Restaurant-Manager Oliver Heller. Einige haben bereits coronabedingt schon wieder abgesagt. „Ich kann nicht ausschließen, dass noch mehr absagen.“ Heller geht davon aus, dass in Wittringen in diesem Jahr rund 60 Prozent weniger Weihnachtsfeiern stattfinden als in den Vorjahren. Er ist überzeugt, dass die Feiern aufgrund der Hygieneregeln stattfinden könnten, aber: „Das muss jeder Chef selbst entscheiden.“
Grundsätzlich könne er sich jedoch trotz Corona nicht über mangelnde Gäste beklagen. Allerdings stelle er immer wieder fest, dass einige Besucher kein Verständnis dafür hätten, die Kontaktlisten auszufüllen. „Ich habe auch schon den ein oder anderen Gast des Hauses verweisen müssen, da er pampig wurde“, so Heller.
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Gastronomen sind sich unsicher, ob es aufgrund der steigenden Corona-Zahlen weitere Einschränkungen gibt
Als „ein bisschen spärlich“ bezeichnet Wolfgang Thesing, Inhaber des Restaurants Thesings Marktstübchen, die Nachfrage nach Weihnachtsfeiern in diesem Jahr. „Es wird nicht so sein wie in den vergangenen Jahren.“ Auch einige Buchungen für die Weihnachtsfeiertage seien bereits abgesagt worden. Doch Wolfgang Thesing nimmt es locker: „Da müssen wir alle mit leben. Man muss es nehmen, wie es kommt“, sagt er. Es sei ja auch unklar, ob es in Zukunft weitere Einschränkungen geben wird. „Es ist ja schon bedenklich, wenn man sich die aktuellen Corona-Fallzahlen ansieht.“
Für Markus Kaniewski, Inhaber vom Landgasthaus Pieper, ist es noch zu früh, eine Prognose abzugeben. „Erst Anfang November geht es mit den Anfragen so richtig los.“ Er sei aber längst dazu übergegangen, Feiern nur mit bis zu 25 Personen anzunehmen. „Ich habe lieber weniger Umsatz als dass sich die Leute anstecken, sowohl Gäste als auch eigene Mitarbeiter“, sagt Kaniewski. Das sei auch eine Frage der Verantwortung, ist der Unternehmer überzeugt.
Sonja Petri hat ihr Café erst Ende 2019 eröffnet – und ist eigentlich noch in der Aufbauphase
Erst Ende vergangenen Jahres hat Sonja Petri ihr Café „1919 – Rentfort Lokal“ eröffnet. Die aktuelle Lage ist für sie eine Katastrophe. Sie befindet sich gerade noch in der Aufbauphase – daher sei es für sie doppelt schlimm. „Ich habe bisher in Klammern noch zwei Feiern in meinem Kalender stehen“, sagt sie. Alles andere: abgesagt.
Viele seien verunsichert. „Auf lange Sicht kann man eh nicht planen.“ Dabei sollten die größeren Feiern die Basis ihrer Einnahmen bilden. Jetzt lebt sie nur noch vom regulären Cafébetrieb, der auch nachgelassen hat. Ihr Lokal ist gleich neben dem Friedhof, vor März hatte sie fast jeden Tag ein Beerdigungskaffeetrinken, heute nur noch etwa alle drei Wochen. Optimistisch aber bleibt Petri: „Ich halte noch durch.“