Gladbeck. Erstmals hat die Stadt Gladbeck in diesem Jahr einen Naturgartenwettbewerb veranstaltet. Es gibt drei Sieger. Das sind ihre grünen Konzepte.

Jedes grüne Fleckchen Erde in der Stadt ist gut fürs Mikroklima und die Artenvielfalt. Zudem steigert es die Lebensqualität. Die Stadt Gladbeck hat deshalb in diesem Jahr erstmals einen Naturgartenwettbewerb initiiert. Aufgrund der hohen Qualität der Bewerbungen konnten sich die Jurymitglieder nicht auf einen Garten einigen. So wurden am Ende drei Sieger gekürt: Nina Spitzenberger, Holger Kaiser und Barbara Nikolayzik. Sie beeindruckten mit diesen Gartenkonzepten.

Obsthecken rahmen einen Wildblumenwiese ein

Familie Spitzenberger hat vor drei Jahren angefangen, ihren circa 600 Quadratmeter großen Garten zu gestalten. Damals lag das Gelände komplett brach. Heute rahmen einheimische Blüten- und Obsthecken eine Wildblumenwiese ein. Auch der Sandkasten für die fünfjährige Tochter fügt sich dank Umrandung aus Steinquadern nahtlos in die Natur ein. „Mir war es von Anfang an wichtig, einen Naturgarten zu haben“, sagt Nina Spitzenberger. „In einigen Gärten würde ein Klettergerüst wie ein Fremdkörper wirken, ich habe am Anfang einen Plan gemacht, damit alles gut zusammenpasst.“

Auch der Naturgarten von Nina Spitzenberger überzeugte die Jury beim Naturgartenwettbewerb.
Auch der Naturgarten von Nina Spitzenberger überzeugte die Jury beim Naturgartenwettbewerb. © Stadt Gladbeck

Der Garten soll der Familie Platz bieten, aber auch Insekten und Vögeln. Dabei ist es laut Spitzenberger wichtig, die Pflanzen auf die Tierwelt abzustimmen. „Einheimische Insekten brauchen auch einheimische Pflanzen, zum Beispiel legt das Tagpfauenauge seine Raupen nur in Brennnesseln.“ Im Garten wachsen Aronia- und Johannisbeersträucher sowie junge Obstbäume. „Die meisten Bäume sind noch sehr klein“, meint Spitzenberger, „dieses Jahr haben wir zum ersten Mal eine Kirsche am Baum gehabt. Die hat dann eine Amsel für uns abgeerntet.“ Ihr Lieblingsplatz ist ein Pavillon, den statt der üblichen Alustangen Weidensträucher formen.

Barbara Nikolayzik taufte ihren Garten „Hortus esculentus“ – essbarer Garten

Barbara Nikolayzik hat mit Ehemann Olaf im November 2018 eine neue Heimat für ihre Liebe zur Natur gefunden: eine Parzelle im Kleingartenverein am Linnerott. „Damals haben wir erstmal alles so wachsen lassen, wie es war“, berichtet sie. Nach und nach folgten verschiedene Gemüsearten. Heute wachsen unter anderem Kartoffeln, Mangold, Knoblauch und Bohnen. Nikolayzik taufte ihren Garten „Hortus esculentus“: essbarer Garten. Sie hatte im Rahmen einer Ausbildung zur Gesundheitsberaterin Interesse an gesunder Ernährung und Nachhaltigkeit entwickelt. „Ich möchte wissen, wo mein Essen herkommt und wie man es anpflanzt“, sagt sie. Von Anfang an sei auch geplant gewesen, Bienen und anderen Insekten ein Zuhause zu geben.

Künstlicher Dünger und Pestizide sind im Garten tabu, und auch feste Wege aus Holz oder Stein sind nicht zu finden. Stattdessen blühen lilafarbene Phacelia, die wegen ihrer bienenfreundlichen Nektarproduktion auch den Beinamen „Bienenweide“ tragen. Im Herbst wollen die Nikolayziks ein Haus für Igel bauen. „Mir war von Anfang klar, dass es ein wilder Garten werden soll“, berichtet Barbara Nikolayzik. Damit einher geht auch, dass die Parzelle im Linnerott relativ pflegeleicht ist. Die Familie hat zwei Kinder im Alter von elf und 14 Jahren. Immer mittwochs und samstags pflegt Nikolayzik zwei bis drei Stunden den Garten. „Unkraut zupf ich so viel wie nötig, aber ich lasse auch etwas für die Insekten stehen.“ Den Rest nimmt sie mit nach Hause: „Das bekommen dann die Hühner, die wir uns mit den Nachbarn teilen.“

Eine Terrasse mit Schwimmteich und Sauna

Vor ziemlich genau 30 Jahren sind Christiane und Holger Kaiser in ihr neues Heim eingezogen. An ihr Haus schließen sich etwa 1400 Quadratmeter Gelände an, welches Holger Kaiser gerne in fünf Bereiche einteilt:

Sieger Holger Kaiser freut sich besonders über den Pokal aus Holz.
Sieger Holger Kaiser freut sich besonders über den Pokal aus Holz. © Stadt Gladbeck

Vorgarten mit Mohn- und Kornblumen, Terrasse mit Schwimmteich und Sauna, Rasen, Nutzgarten und wilde Wiese. Ihm ist es wichtig, die Balance zu halten: „Die natürliche Struktur soll erhalten bleiben, aber zuwuchern darf es nicht.“ Der ehemalige Leiter einer Werksfeuerwehr findet Ausgleich in seinem Garten, morgens gehe er hinaus und erst abends wieder rein.

Als er das Haus bezogen hat, erinnerte ihn der Garten an den seiner Eltern und Großeltern, die auch schon Gemüse angebaut haben. Heute wachsen im hinteren Bereich unter anderem Mangold, Paprika und Kohlsorten und viele Obstbäume. Gerade für die mittlerweile erwachsenen Kinder der Familie war aber der Schwimmteich stets das Highlight. „Im Teenageralter haben die beiden dort viele Feten gefeiert, das Wasser ist durch die natürliche Filterung immer kristallklar.“ Mit dem Sieg beim städtischen Wettbewerb hat Kaiser nicht gerechnet, überhaupt sei er nicht der Typ für Wettbewerbe, er habe einfach Spaß daran, seinen Garten gedeihen zu lassen. Besonders freut er sich aber über den Pokal aus Holz: „Da hat sich die Stadt echt was einfallen lassen“, meint er.

Wiederholung im nächsten Jahr

30 Gladbeckerinnen und Gladbecker haben sich an dem Naturgartenwettbewerb der Stadt beteiligt. Die Jury wurde von Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer geleitet, mit dabei waren Expert*innen aus der Stadtverwaltung und vom Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG).

Sie prüften die Gärten auf Blütenvielfalt, Nachhaltigkeit und Bodenbeschaffenheit. Als Siegprämie gab es jeweils einen Pokal aus Holz und zwei Gutscheine: Einen zum Ausgehen und einen fürs Gartencenter.

Der Wettbewerb soll im kommenden Jahr wiederholt werden.