Gladbeck. . Auch in Gladbeck liegen die „grauen Flächen“ im Trend – zum Leidwesen der Experten bei der Stadt. Auf Friedhöfen ist das Problem gelöst.

Sie werden immer beliebter, und das nicht nur in Gladbeck: Gärten, in denen große Flächen mit Kies oder Steinen statt mit Rasen und Pflanzen gestaltet sind. Klimaexperten und Stadtplaner allerdings schauen mit Sorge auf diesen grauen Trend. „Ein Steingarten in einer Straße stellt noch nicht das Problem dar. Aber wenn sich immer mehr Hausbesitzer für so eine Gestaltung entscheiden, dann wird’s schwierig“, sagt die städtische Klimamanagerin Katrin Knur.

Das Problem sei vielschichtig, fange ganz klein an: „Insekten zum Beispiel finden so immer weniger Lebensraum“. Richtig große Probleme bereite die steigende Zahl der so versiegelten Flächen aber bei Starkregen und in den Hitzeperioden.

Mit jedem Steingarten, der hinzukommt, verstärkt sich der Effekt

Bei der nächsten Pflanzentauschbörse, die bereits in Planung ist, soll es euch einen Expertenvortrag zum Thema Gartengestaltung geben, sagt Klimamanagerin Katrin Knur.
Bei der nächsten Pflanzentauschbörse, die bereits in Planung ist, soll es euch einen Expertenvortrag zum Thema Gartengestaltung geben, sagt Klimamanagerin Katrin Knur. © Lutz von Staegmann

„Es müssen noch nicht einmal Bäume gepflanzt sein, selbst eine Fläche nur mit Bodendeckern und kleinen Sträuchern bietet mehr schattige Bereiche als jeder Steingarten, und sie kühlt auch nachts besser aus“, erklärt Katrin Knur. Und dass es in den Städten immer noch wärmer wird, das könne doch eigentlich nach dem letzten Sommer niemand wollen. „Steingärten sind nicht gut fürs Mikroklima in der Stadt, und mit jedem Steingarten, der hinzukommt, verstärkt sich der Effekt“, betont die Klimamanagerin.

Bei der Stadtverwaltung ist bereits seit einiger Zeit nicht nur das Umweltamt mit der Thematik befasst. Auch die Bauordnung, so Knur, habe die Steingärten auf der Agenda. Bei Neubaugebieten könne man über den Bebauungsplan auch die Gestaltung von Gärten und Vorgärten festsetzen. „So können wir da gewisse Strukturen schaffen“, drückt Katrin Knur es vorsichtig aus.

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Bernhard Schregel, Grünexperte beim Zentralen Betriebshof (ZBG), nimmt beim Thema Steingärten kein Blatt vor den Mund: „Steine, Kies und die Folien darunter schaden der Umwelt, und die Gärten sind einfach scheußlich!“ Natürlich ist auch ihm die Brisanz des Problems bewusst, schließlich geht es hier um private Flächen, die reglementiert werden sollen.

Was die Friedhofssatzung verbietet

Ganze Platten auf den Gräbern sind mittlerweile per Friedhofssatzung untersagt in Gladbeck.
Ganze Platten auf den Gräbern sind mittlerweile per Friedhofssatzung untersagt in Gladbeck. © Oliver Mengedoht

Auf den Friedhöfen der Stadt sind steinerne Grabgestaltungen übrigens kein Problem mehr: Per Friedhofssatzung sind Folien im Boden genauso verboten wie liegende Grabsteine oder Kies- und Steinflächen, die mehr als 50 Prozent eines Grabes bedecken. Und das, betont Schregel, aus rein hygienischen Gründen, denn Leichname in derart abgedichteten Gräbern verrotten schlechter und langsamer als Tote in einem normalen Erdgrab. Urnengräber seien deshalb von diesem Verbot nicht betroffen.

„Vor ungefähr zwei Jahren haben wir wegen einer solchen Grabplatte einen Prozess vor dem Oberverwaltungsgericht geführt, und der Richter hat uns als Stadt zum Glück in diesem Punkt Recht gegeben“, sagt Schregel. Wer sich jetzt bei der Grabgestaltung nicht an die aktuelle Satzung hält, werde vom ZBG sofort in die Pflicht genommen. Die Grabplatten aus der Zeit vor der geänderten Friedhofssatzung genießen Bestandsschutz. Leider, wie Schregel bedauert.