Gladbeck. In welchen Wahlbezirken schnitten die Parteien bei der Kommunalwahl in Gladbeck gut ab – und wo nicht? Eine Analyse der Ergebnisse.
Die SPD hat bei der Kommunalwahl in Gladbeck rund elf Prozentpunkte verloren. Auffällig: Besonders im Wahlbezirk Brauck (westlich Horster Straße) haben die Sozialdemokraten starke Verluste erlitten. Die AfD fuhr dort ihr bestes Ergebnis ein.
Kam die SPD bei der Kommunalwahl 2014 im Wahlbezirk Brauck (westlich Horster Straße) noch auf 60,9 Prozent, erreichte sie jetzt nur noch 39,65 Prozent. Dort musste sie viele Wähler an die AfD abgeben, die in diesem Bezirk mit 14,19 Prozent ihre meisten Stimmen holte. Auch im nord-östlichen Teil Braucks erreichte sie 13,49 Prozent, in Schultendorf 12,75 Prozent. In Mitte (Bereich Nordpark /Krankenhaus) kam die Partei mit 6,61 Prozent auf die wenigsten Stimmen.
AfD zieht auf Anhieb als viertstärkste Kraft in den Rat der Stadt Gladbeck
Der Alternative für Deutschland (AfD) haben 2595 Wähler in Gladbeck (9,68 Prozent) ihre Stimme gegeben. Damit wurde sie auf Anhieb viertstärkste Kraft im Stadtrat – mit fünf Sitzen. Zudem holte sie in Gladbeck ihr bestes Ergebnis im Kreis Recklinghausen. Das ist ein Wahlerfolg für die Rechtspopulisten, die zum ersten Mal in den Rat der Stadt einziehen. Dass die Partei in Gladbeck öffentlich kaum in Erscheinung tritt, konnte Wähler nicht davon abhalten, der AfD ihre Stimme zu geben. AfD-Frontmann Marco Gräber hingegen führt die Ergebnisse auch auf die Präsenz seiner Partei im Wahlkampf zurück. „An unseren Infoständen haben sich teilweise Menschentrauben gebildet“, so der Sprecher und Bürgermeisterkandidat.
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An die Zustimmungswerte bei der Europawahl im Mai vergangenen Jahres kann die AfD aber nicht anknüpfen, damals erreichte sie 13,63 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es noch 14,20 Prozent. Gräber vermutet auch die „Gladbecker Vereinbarung“, die die etablierten Parteien, mit Ausnahme der CDU, kurz vor der Wahl unterschrieben hatten, als einen Grund für die hohen Zustimmungswerte für die AfD. „So funktioniert Demokratie nicht, indem jemand ausgeschlossen wird“, so Gräber.
Die Grünen fahren ein bemerkenswertes Ergebnis bei der Kommunalwahl ein
Die CDU holte die meisten Stimmen und ein Direktmandat für Dieter Rymann in Rentfort-Nord (östlicher Teil) und in Alt-Rentfort (Dirk Schnieder) ein weiteres. Unklar ist noch, wer das Direktmandat im Wahlbezirk 01 Mitte (Bereich Nordpark / Krankenhaus) holt, in dem die beiden Bewerber von SPD und CDU gleichauf liegen. Die Grünen erreichen dort mit 17,62 Prozent ihr bestes Wahlergebnis. Sie fahren mit insgesamt 12,25 Prozent ein bemerkenswertes Ergebnis bei der Kommunalwahl ein.
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Ein Blick lohnt sich auch nach Zweckel, wo über den Umzug des SV Zweckel nach Scholven diskutiert wird. Die DKP setzt sich dort dafür ein, den Umzugsplan nach Scholven zurückzustellen und den Sportplatz an der Dorstener Straße zu erhalten. In den drei Wahlbezirken in Zweckel zeigen sich jedoch keine Auffälligkeiten in den Stimmanteilen der DKP. Das Engagement der Partei spiegelt sich also nicht gravierend in den Wahlergebnissen wider.
Trotz der Problematik Steinstraße 72 holt die AfD in dem Wahlbezirk nicht deutlich mehr Stimmen
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Butendorf, wo es die Problematik mit dem Hochhaus Steinstraße 72 gibt. Anwohner klagen dort vor allem über permanenten Lärm und nächtliche Ruhestörungen, die von den Bewohnern, darunter viele Migranten, des Hochhauses ausgehen. Im betreffenden Wahlbezirk 15 (Butendorf – westlicher Teil) holt die AfD zwar mit 10,24 Prozent mehr als Stimmen als im stadtweiten Durchschnitt, aber weniger als in Brauck.
Markus Kellermann hat nicht nur als Bürgermeisterkandidat vergleichsweise viele Stimmen erreichen können, sondern punktet auch als Einzelbewerber bei der Ratswahl: Sonstige Parteien kommen im Wahlbezirk 9 (Zweckel - Bereich Ineos-Phenol), in dem er kandidierte, auf 10,93 Prozent – dieses Ergebnis dürfte auf Kellermann zurückzuführen sein.
Wahlbeteiligung zeigt: Die CDU kann ihre Wähler eher mobilisieren
Die Wahlbeteiligung in Gladbeck lag bei 47,59 Prozent – und blieb quasi gleich zu den Werten der Kommunalwahl 2014, damals stimmten 47,1 Prozent der Wahlberechtigten ab. Die wenigsten machten in Brauck (südlich Breuker Straße) ihr Kreuzchen, besonders dramatische Zahlen kommen aus dem Stimmbezirk 20.2 Schulzentrum Brauck: Nur 16,50 Prozent der Berechtigten gingen dort an die Wahlurne.
Die höchste Wahlbeteiligung wurde in Alt-Rentfort (58,18 Prozent) registriert, wo die CDU auch ein Direktmandat holte. Das zeigt: Die CDU kann ihre Wähler offensichtlich stärker mobilisieren als die SPD, deren Herzkammer immer Brauck war.