Gladbeck. Trotz des derben SPD-Stimmenverlusts könnte wieder eine Kooperation mit den Grünen klappen. Wenn SPD-Kandidatin Weist Bürgermeisterin wird.
Trotz des drastischen Wahldebakels der SPD mit mehr als zehn Prozentpunkten Verlust könnte es im neuen Rat in Gladbeck wieder für Rot-Grün reichen: Nach Hochrechnungen aus dem städtischen Wahlamt haben SPD und Grüne – egal, wie die momentane Patt-Situation im Wahlbezirk 01 in Stadtmitte ausgeht – exakt die halbe Stimmenzahl im Rat. Mit der Stimme einer möglichen SPD-Bürgermeisterin Bettina Weist, die nach dem ersten Wahlgang deutlich vorn liegt, hätte das Bündnis eine Stimme Mehrheit.
Die Grünen, die mit 12,3 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte in Gladbeck erzielt haben und mit sieben Ratsleuten ins Rathaus einziehen werden, haben noch in der Nacht zum Montag einem Sondierungsgespräch mit der SPD zugestimmt, berichtet Grünen-Spitzenkandidatin Simone Steffens. Damit sei aber noch keine Weichenstellung zu einer erneuten rot-grünen Zusammenarbeit erfolgt, betont sie. Steffens: „Wir werden auch mit der CDU reden.“
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CDU plädiert für wechselnde Mehrheiten
Eine andere Mehrheit – außer einer rot-schwarzen – ist kaum möglich: Nach den beiden bisherigen theoretischen Mandatsverteilungen ist nur mit einem breit angelegten und kaum vorstellbaren Bündnis aus sechs Parteien – von CDU und Grünen über FDP, BIG sowie Linke und DKP (oder ABI) – eine Mehrheit möglich. CDU-Stadtverbandschef Dietmar Drosdzol, der sich über „die größte CDU-Fraktion seit langem“ freut, spricht sich grundsätzlich gegen eine jeglich Koalition aus. „Es wäre mal gut, wenn es fünf Jahre lang wechselnde Mehrheiten für demokratische Entscheidungen geben würde“, so Drosdzol, der der SPD empfiehlt, „von ihrer Arroganz herunterzukommen und sich nicht wieder fünf Jahre durchbügeln zu wollen“. Die AfD, die im neuen Stadtrat fünf Sitze hat, kommt übrigens als Gesprächspartnerin für die anderen Parteien nicht infrage.
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Auf jeden Fall kommt es durch etliche Überhang- und Ausgleichsmandate zu einem deutlich größeren Rat als in der vergangenen Periode, was auf die hohe Zahl von Direktmandaten, die die SPD holen konnte, zurückzuführen ist (mindestens 19 von 22). Diese Zahl ist um drei oder vier Mandate höher, als der Partei nach dem Gesamtergebnis eigentlich zustünde. Daher erhält die CDU zwei oder drei Ausgleichsmandate, aber auch die Grünen (zwei), die AfD (zwei) sowie die FDP (eins). Der neue Rat, der eigentlich nur 44 Mitglieder zählen sollte, wird so mindestens 52, möglicherweise sogar 54 Mitglieder zählen.
Jörg Baumeister so gut wie sicher im neuen Rat
Die genaue Zahl steht noch nicht fest, da es im Wahlbezirk 01 zu einem Patt zwischen dem SPD-Kandidaten Thorsten Nagel und dem CDU-Kandidaten Jörg Baumeister gekommen ist: Beide erhielten exakt die gleiche Stimmenzahl, nämlich 378. Bleibt es nach einer möglichen Neuauszählung bei dieser Zahl, kommt es zum Losentscheid zwischen den Kandidaten. Baumeister ist dann aber, egal wie das Los fällt, im neuen Rat: Entweder bekommt er das Mandat durchs Losglück, oder – falls Nagel den Los-Zuschlag erhält – über die Reserveliste. Dann nämlich erhält die CDU ein weiteres Ausgleichmandat und kann bis auf den 13. Platz ihrer Reserveliste zurückgreifen – und dort steht Baumeister.
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Wahlleiter Bürgermeister Ulrich Roland wird dem Wahlausschuss, der am Dienstag (tagt, empfehlen, zur Sicherheit sämtliche Stimmen des Wahlbezirks 01 erneut auszuzählen. Diese Auszählung in dieser Woche stattfinden, die beiden betroffenen Kandidaten sollen dazu eingeladen werden. Bleibt es bei dem Ergebnis, will Roland dem Wahlausschuss, der am kommenden Montag erneut tagen wird, den Losentscheid empfehlen, der dann sofort durchgeführt werden soll. Danach soll das endgültige Endergebnis der Stadtratswahl festgestellt werden.