Gladbeck. Kerstin Siewek betreibt seit 15 Jahren Ahnenforschung. Aktuell gibt ihr die erste Adresse ihre Uropas in Gladbeck Rätsel auf: „Ellinghorst 60“.

„So viele Fragen, das treibt mich um“, begründet Kerstin Siewek ihre Leidenschaft für die Ahnenforschung, die sie seit 15 Jahren betreibt. Für sie habe das Thema „Suchtpotenzial“ sagt die 59-jährige Dorstenerin.

Der Urgroßvater von Kerstin Siewek soll ein lustiger Vogel gewesen sein

Es seien die Erzählungen ihrer Mutter gewesen, insbesondere über ihren Urgroßvater mütterlicherseits, Wilhelm Eduard Böhme. „Das muss wohl ein lustiger Vogel gewesen sein, dabei etwas nonkonformistisch. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber das hat mich angesprochen, weil ich selbst ein bisschen unangepasst bin“, erzählt sie, während im Hintergrund ihre Papageien für ordentlichen Krawall sorgen.

Dieses alte Foto aus dem Jahr 1947 zeigt den Vater von Kerstin Siewek (oben re.) als Polizeianwärter.
Dieses alte Foto aus dem Jahr 1947 zeigt den Vater von Kerstin Siewek (oben re.) als Polizeianwärter. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Kerstin Siewek hat dann erst einmal im Internet geforscht und ist sehr schnell auf verschiedene Plattformen gestoßen. „Ich habe einfach mal ein paar Namen eingegeben, die ich von meiner Mutter kannte, und das war ein Selbstläufer.“ In den Ferien nahm sich die Musikschullehrerin viel Zeit: „Da habe ich quasi Tag und Nacht vor dem Computer gesessen.“ Allerdings gibt es auch immer wieder Zeiten, in denen sie nicht fündig wird, aber mittlerweile hat sie eine Liste, die bis ins Jahr 1650 zurückgeht und mehr als 1000 Vorfahren verzeichnet.

Der Urgroßvater kam aus dem niederschlesischen Kreis Waldenburg

Kerstin Sieweks Urgroßvater, der „lustige Vogel“, muss um 1895 „mit zig Verwandten und zig Nachbarn“ aus Leutmannsdorf im niederschlesischen Kreis Waldenburg nach Gladbeck umgesiedelt sein, „um Geld im Bergbau zu verdienen“. Sie habe inzwischen sein Heimatdorf besucht. „Diese Reise nach Niederschlesien war für mich sehr wichtig.“ Sie hat das Haus ihres Ur-Ur-Uropas gefunden: „Das steht da wie vor 200 Jahren. Ich habe es fotografiert, und dann ging bei mir das Kopfkino los“, erinnert sich die Musikerin, die sich von ihrer Familienforschung auch erhofft, mehr über sich selbst zu erfahren: „Meine Musikalität muss ja irgendwo herkommen“.

Dieses Foto zeigt die drei Brüder von Kerstin Sieweks Großvater.
Dieses Foto zeigt die drei Brüder von Kerstin Sieweks Großvater. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Aber diese Frage ist noch offen, genau wie das Rätsel um „Ellinghorst 60“, die erste Adresse ihres Urgroßvaters in Gladbeck. Auch Flurkarten des Stadtarchivs konnten bisher keinen Aufschluss geben: „Ich habe keinen blassen Schimmer, wo das war und möchte so gern wissen, wo meine Vorfahren gelebt haben.“

Kerstin Siewek ist bei ihrer Ahnenforschung auf weitere Fragen gestoßen

Da die Musikschule, an der sie unterrichtet, während des Corona-Lockdown geschlossen war, hat Kerstin Siewek in dieser Zeit ihre Ahnenforschung intensiv vorangetrieben und ist auf weitere Fragen gestoßen. Die Linie ihres Vaters stammt aus dem masurischen Kreis Neidenburg in Ostpreußen, und die ersten Vorfahren sind schon um 1850 ins Ruhrgebiet gekommen. Kerstin Siewek hat sich fest vorgenommen, auch nach Masuren zu reisen.

Suche nach Antworten

Kerstin Siewek hat noch Fragen und hofft auf Menschen, die Antworten kennen: Wo befindet sich das Grundstück Ellinghorst 60? Leben Nachfahren von Wilhelm Eduard Böhme (1854-1917) bzw. Paul Böhm in Gladbeck? Besitzt jemand eine Fotografie vom Urgroßvater Böhme?

Wer Antworten weiß, der kann sich an die Lokalredaktion der WAZ in Gladbeck wenden: redaktion.gladbeck@waz.de, Stichwort Ahnenforschung

Zu vielen Nachfahren dieser Linie hat sie Kontakt, doch eben nicht zu denen ihres Urgroßvaters mütterlicherseits, der Schlüsselfigur ihrer Nachforschungen, von denen sie einige in Gladbeck vermutet. „Einer seiner Söhne hatte neun Kinder. Er hieß Paul Böhm, wurde 1882 in Waldenburg geboren und war in den 1930er Jahren Hauptwachtmeister in Gladbeck.“ Man habe das damals mit den Familiennamen wohl nicht so genau genommen, vermutet Kerstin Siewek, denn ein Teil der Familie heiße Böhm, ein anderer Böhme, wie ihr Urgroßvater Wilhelm Eduard. Ihre Mutter habe sie noch alle gekannt, und als Kerstin anfing, sich dafür zu interessieren, war es zu spät. „Ich ärgere mich immer noch darüber, dass ich nicht viel früher damit begonnen habe.“

Nur zu gern würde sie Kontakt zu möglichen Verwandten in Gladbeck aufnehmen, nicht zuletzt, weil sie einen großen Wunsch hat: „Ich hätte so gerne ein Foto von meinem Urgroßvater. Ich habe sehr viele Aufnahmen, aber nirgendwo ist er abgebildet.“