Gladbeck. Katrin Bürgel leitet das „Gedächtnis“ der Stadt. Im Rahmen des Stadtjubiläums wurden 42 Projekte unterstützt und ein Besucherrekord verzeichnet.

Der 100. Geburtstag der Stadt hatte einen Nebeneffekt für das historische Gedächtnis der Kommune. Genau 508 Besucher nutzten das historische Archiv. Das ist Rekord im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren, wo es etwa im Vorjahr lediglich 363 und 2014 mal 392 waren. Was wenig wundert, da die Gelegenheit zur Einsicht in alte Akten auch rege für die Vorbereitung von Vorträgen oder Ausstellungen im Rahmen des Jubiläums genutzt wurde. So wurden auch 594 Benutzertage gezählt, in 2018 waren es 442, und 556 telefonische sowie schriftliche Anfragen erfasst (477).

Dass auch das historische Gedächtnis der Stadt einen runden Geburtstag feiern konnte, ist im Festreigen des Vorjahres zum 100. von Gladbeck ein bisschen untergegangen: 70 Jahre besteht das Stadtarchiv. Am 9. Mai 1949 wurde es von Stadtdirektor Hans Boden mit einem Rundschreiben an alle Amtsbereiche aus der Taufe gehoben.

Stadtdirektor Hans Bode hob das Stadtarchiv vor 70 Jahren aus der Taufe

Im Rahmen der Ausstellung des Stadtarchives zum 100. der Stadt Gladbeck wurden auch Fotografien und Bügel des einstigen Kaufhauses der Gebrüder Daniel gezeigt.
Im Rahmen der Ausstellung des Stadtarchives zum 100. der Stadt Gladbeck wurden auch Fotografien und Bügel des einstigen Kaufhauses der Gebrüder Daniel gezeigt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Darin forderte der Verwaltungschef zur Mithilfe auf und begründete: „Der Einrichtung eines Stadtarchivs messe ich größte Bedeutung bei. Das ohnehin bei der Stadt Gladbeck nicht sehr reichhaltige Archiv, wie es vor dem Kriege bestand, ist durch das Kriegsgeschehen vernichtet worden oder in Unordnung geraten. Mit diesem Rundschreiben wende ich mich an alle Angehörigen der Stadtverwaltung Gladbeck, mich in der Wiederherstellung und dem Ausbau des Archivs tatkräftig zu unterstützen.“ Damit war der Aufbau des Archivs, das heute im Souterrain des Neuen Rathauses untergebracht ist, in die Wege geleitet.

Hüter des städtischen Gedächtnisses ist das Team um Archiv-Leiterin Katrin Bürgel. Die Stadt übernimmt damit aber nicht eine rein freiwillige Aufgabe, sondern die Kommune ist laut Archivgesetz NRW auch dazu verpflichtet. Das gilt für die Bewertung, Übernahme und Erschließung von Unterlagen, für die Sicherung und Erhaltung des Archivguts sowie die Bereitstellung zur Nutzung.

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Was zu archivieren ist, wird auch im Gesetz geregelt (§ 2): „… Urkunden, Amtsbücher, Akten, Schriftstücke, amtliche Publikationen, Karteien, Karten, Risse, Pläne, Plakate, Siegel, Bild-, Film- und Tondokumente und alle anderen, auch elektronischen Aufzeichnungen, unabhängig von ihrer Speicherungsform, sowie alle Hilfsmittel und ergänzenden Daten, die für die Erhaltung, das Verständnis dieser Informationen und deren Nutzung notwendig sind.“

153 laufende Meter Verwaltungsakten wurden im Vorjahr für die Archivierung bewertet

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Die Archivarbeit umfasste 2019 auch die Bewertung von 153 laufenden Metern Verwaltungsakten oder die Bestandserhaltung in Form der Restaurierung alter Akten und die Übernahme von Schenkungen in das historische Archiv, etwa von der Bäckerei Meuser (1899-1955). „Das Kulturinstitut versteht sich als Dienstleister für die Öffentlichkeit und für die Verwaltung mit einem Bildungsauftrag“, sagt Katrin Bürgel. So ist es einerseits möglich, als Bürger zu den Öffnungszeiten Einsicht in das Archivgut zu nehmen und andererseits informiert das Archivteam aktiv mit Vorträgen, Ausstellungen oder Aktionen über die wechselvolle Geschichte der Stadt. Im Vorjahr stand die historischen Bildungsarbeit ganz im Zeichen des Stadtjubiläums.

Öffentlich zugänglich

Der Kulturausschuss. tagt am Montag, 27. Januar, ab 17 Uhr öffentlich in der Galerie Alte Spedition an der Ringeldorfer Straße 6. Ein Thema ist dann der Jahresbericht 2019 für das Stadtarchiv

Das historische Archiv ist im Untergeschoss de neuen Rathauses. Zimmer U83, zu finden und dienstags bis donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet.

Das Stadtarchiv realisierte dazu sieben eigene Projekte: Die Ausstellung „Meine Stadt. Unsere Geschichte. 100 Jahre Stadt Gladbeck“ im Alten Rathaus; eine szenische Lesung aus Quellen des Archivs „100 Jahre Gladbeck in 100 Minuten“; zwei Führungen durch das Archiv „Fundort zur 100-jährigen Stadtgeschichte“;„Historische Orte in Gladbeck“; die Erarbeitung und Aufstellung einer Informationstafel „Denkmal für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter“ mit Heisenberg-Schülern auf der Europabrücke; eine wöchentlich ergänzte Fotopräsentation „Historische Fotos auf Facebook“; die Erstellung einer Publikation „Die Friedhöfe Gladbecks als Erinnerungsstätten“ und eine Führung mit Lesung an den jeweiligen Orten zum Thema Nationalsozialismus „Gladbecker Steine sprechen“.

Das Team des Stadtarchives hat 42 Jubiläumsprojekte unterstützt

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Hinzu kam die Unterstützung von 38 Projekten 2019 (davon 21 von Bürgern und 17 von der Verwaltung initiierte Projekte). Mindestens 65 der Anfragen zielten konkret auf das Stadtjubiläum ab. Bereits 2018 erhielt das Stadtarchiv zahlreiche Anfragen und wirkte bei vier Projekten mit. Insgesamt wurden somit 42 Jubiläumsprojekte unterstützt.

Archivleiterin Katrin Bürgel wird bei der öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses am 27. Januar den Jahresbericht 2019 für das Stadtarchiv vortragen und dabei über weitere Details berichten.