Gladbeck. Der Verein für Orts- und Heimatkunde Gladbeck hat einen Arbeitskreis für Familienforschung gegründet. Ein erstes Treffen gab’s im Kreativamt.

Wo ist der Ursprung meiner Familie? Wo genau liegt unsere Heimat? Und wie groß ist meine Familie eigentlich? Das waren die drei großen Fragen, vor denen Ulrich Niehaves stand, als er vor ungefähr zehn Jahren angefangen hat, Familienforschung zu betreiben, sogar einen großen digitalen Stammbaum hat er schon angefertigt. Wie sich Ahnenforschung betreiben lässt? Zum Beispiel neuerdings in einem eigens gegründeten Arbeitskreis beim Verein für Orts- und Heimatkunde.

Gladbeck: Im Arbeitskreis Familienforschung helfen sich die Mitglieder bei der Recherche und tauschen Ergebnisse aus

Diesen hat Niehaves mit Wolfgang Keuterling ins Leben gerufen. Ziele sind: Austausch von Wissen, gegenseitige Hilfe bei der Forschung und das Teilen der Geschichten.

Wolfgang Keuterling, Vorsitzender des Vereins für Orts-und Heimatkunde Gladbeck, arbeitet sich auf der Suche nach Ahnen durch Kirchenbücher und Online-Register.
Wolfgang Keuterling, Vorsitzender des Vereins für Orts-und Heimatkunde Gladbeck, arbeitet sich auf der Suche nach Ahnen durch Kirchenbücher und Online-Register. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Startsitzung am Samstag übertraf allein wegen der Teilnehmerzahl die Erwartungen von Wolfgang Keuterling. In dem Raum im Dachgeschoss des Kreativamtes waren alle Stühle besetzt. „Es ist schön, dass so viele Menschen Interesse an ihrer Vergangenheit haben. Das kann gerne so weitergehen“, so Keuterling.

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Der Vorsitzende des Vereins für Orts- und Heimatkunde ist schon ein Veteran in der Familienforschung. Bereits seit 30 Jahren arbeitet er sich durch Kirchenbücher, Ahnenblätter und im Zeitalter des Internets auch durch diverse Online-Register, um möglichst große Klarheit über seine Ahnen und die seiner Frau zu erhalten. Unter den Besuchern der Gründungssitzung waren sowohl Anfänger auf dem Gebiet als auch einige Profis. Alle waren entweder mit Block und Stift oder sogar mit mitgebrachten Unterlagen und selbstgefertigten Stammbäumen ausgestattet.

An Neugierde und Bereitschaft mangelte es den Anwesenden nicht. Noch in der Vorstellungsrunde tauschten sie sich rege über ihre Vorfahren und Erkenntnisse sowie Methoden der Forschung aus. „Die Digitalisierung von Kirchenbüchern hilft enorm dabei, schnell neue Dinge zu erfahren“, sagte Klaus Dieler, einer der Besucher. Der 69-Jährige war einer der Erfahrenen im Raum auf dem Gebiet der Ahnenforschung. Seit er 19 Jahre alt ist, durchforstet er die Vergangenheit und Ursprünge von Familien. Er konnte schon fünf Generationen zurück verfolgen. „Es kann teilweise unübersichtlich werden, wenn man sich keinen genauen Plan macht. Für meine Frau habe ich im Laufe eines Jahres bis zu 6000 Verwandte gefunden“, so Dieler.

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Auskunft und Kontakt

Die Treffen des Arbeitskreises für Familienforschung finden immer im Raum 401 in der dritten Etage des Kreativamtes am Jovyplatz 4 statt.

Anmelden können sich Interessierte im voraus bei Ulrich Niehaves unter 02043 65581.

Ahnenforschung sei eben ein aufwendiges Hobby. Ulrich Niehaves stimmte da zu: „Man braucht einen langen Atem, viel Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz, um dieses Hobby zu betreiben. Ich bin damals durch den Tod meines Bruders auf die Spur der Ahnenforschung gelangt. Von dort aus ist es dann eine ordentliche Sucharbeit, und manchmal braucht es auch den einen oder anderen Zufall.“ So ist das Vereinsmitglied durch eine Bushaltestelle in Rhedebrügge im Kreis Borken, die seinen Nachnamen trägt, auf den nahe gelegenen Erbhof des Stammes Niehaves gestoßen. Die Zeit, die man für die Suche nach den Wurzeln braucht, hat Niehaves. „Ich bin Rentner. Ich habe Zeit“, scherzte er.

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Jedoch ist Ahnenforschung keineswegs nur etwas für ältere Menschen. Mitten in der Runde saßen Lars Jannis Knudsen und sein Großvater Lorenz Knudsen. Lars ist durch seinen Opa auf das Thema Familienforschung aufmerksam geworden. „Väterlicherseits hat mein Opa dort schon viel herausgefunden, aber von der mütterlichen Seite gibt es da wenig, was wir wissen. Das würde ich sehr gerne ändern“, so der 18-Jährige. Er meint, das Interesse an der Vergangenheit und an den Wurzeln der Familien sei gar nicht so gering bei jungen Menschen in seinem Umfeld.

Der nächste Termin für den Arbeitskreis ist am 17. April. Dort können wieder Anfänger und Fortgeschrittene forschen. Niehaves und Keuterling wissen: „Ahnenforschung kann süchtig machen.“